RFID – der Einfluss auf das Gesamtnetzwerk

Typischerweise sind RFID-Geräte am Netzwerkrand angesiedelt, dennoch hat ihr Einsatz erhebliche Auswirkungen auf Design und Betrieb der gesamten Infrastruktur. Es liegt in der Natur von RFID-Projekten, dass sie sich innerhalb der Unternehmensgrenzen ausdehnen und darüber hinaus entlang der Lieferkette weiter wachsen. Daher sollte bei der Planung der Einfluss von RFID auf das Gesamtnetzwerk, insbesondere mit Blick auf die Skalierbarkeit, möglichst frühzeitig einbezogen werden.

Die Vorhersage der konkreten Zusatzanforderungen, die RFID an das Netzwerk stellt, ist eine hochkomplexe Aufgabe. Gleichwohl lassen sich drei wichtige Einflussfaktoren identifizieren:

– Die Klarheit, mit welcher die Business-Ziele von RFID im Vorfeld definiert wurden
– Der Integrationsgrad mit Partnern innerhalb der Supply Chain
– Die Feingliedrigkeit der per RFID nachverfolgten Einheiten, vom Container über Paletten und Kartons bis hinab zu den Einzelartikeln.

Der Einfluss dieser Faktoren beschränkt sich nicht etwa nur auf die Bandbreite, sondern umfasst auch die Netzwerkarchitektur: Gerätedichte, Management, Storage, Ereignissteuerung auf Applikationsebene sowie die Netzwerksicherheit. IDC fand heraus, dass die meisten Unternehmen den Einsatz von RFID zunächst in kleinen Pilotumgebungen testen, zum Teil in Zusammenarbeit mit Partnern, um so die Möglichkeiten des Datenaustauschs mit anderen Firmen zu evaluieren.

Die IDC Studie „Planning für Proliferation: The Impact of RFID on the Network“ zeigt: Unternehmen müssen sich mit dem Einfluss von RFID auf die Basisinfrastruktur auseinandersetzen, und zwar bevor sie mit der Implementierung beginnen. Skalierbarkeit ist in diesem Kontext als Funktion der Netzwerkarchitektur zu verstehen, bei der es nicht nur um das bloße Hinzufügen von Routern oder Switches geht. Stattdessen muss Netzwerk-Skalierbarkeit ebenso dezidiert geplant werden wie das RFID-Projekt selbst. Denn das Deployment von RFID verlangt eine enge Integration von Equipment und Applikationen innerhalb eines Ende-zu-Ende-Netzwerks. Mithin ist Sicherheit ebenfalls ein integraler Bestandteil jeder RFID-Infrastruktur, sowohl in drahtlosen als auch in kabelgebundenen Netzen.

Als vorteilhaft für die Einführung von RFID erweisen sich Netzwerktechnologien der neuesten Generation, weil sie Echtzeit-Datenströme bis an den Netzwerkrand heran sehr effizient und mit der erforderlichen Sicherheit steuern können. Derart fortgeschrittene Infrastrukturen sind in der Lage, RFID als zusätzlichen Netzwerk-Service schnell und kosteneffizient zu adaptieren. Weil RFID sowohl interne Geschäftsprozesse und Businessmodelle als auch die technologische Infrastruktur in erheblichem Maß tangiert, entscheidet die möglichst frühzeitige Abschätzung des Netzwerkeinflusses darüber, ob und wie schnell sich die Vorteile der neuen Technologie tatsächlich umsetzen lassen.

Vorteile von RFID

Signifikante Prozessverbesserungen verspricht RFID insbesondere für Handel, Logistik und die herstellende Industrie. Die IDC-Studie arbeitet als fünf wichtigste Gründe für die Einführung von RFID folgende Punkte heraus:

– Bessere Steuerung des Material- und Güterflusses innerhalb des Unternehmens, zum Beispiel der Transport von Teilen und Zwischenprodukten über die diversen Produktionsstationen hinweg.

– Mehr Effizienz entlang der Lieferkette durch beschleunigten und fehlerärmeren automatischen Informationsaustausch zwischen den beteiligten Unternehmen. Das führt in vielen Fällen auch zu genaueren Inventuren und verbessert zudem die Bedarfs- und Produktionsplanung. So bietet der internationale Logistikanbieter DHL der französischen Textilbranche gegenwärtig die Möglichkeit, RFID-Tags in Kleidungsstücken zu testen, um dadurch Geschwindigkeit und Zielgenauigkeit von Lieferprozessen zu verbessern.

– RFID ermöglicht die minutiöse Nachverfolgung sämtlicher Lieferbewegungen entlang der Supply Chain. Sowohl auf Kunden- als auch auf Lieferantenseite steht der aktuelle Lieferstatus jeder einzelnen Sendung per Mausklick zur Verfügung. Damit werden viele Firmen den rechtlichen Anforderungen in Bezug auf Chargenrückverfolgbarkeit besser als bisher gerecht. Außerdem vereinfachen sich Rückrufaktionen erheblich. Der weltweit agierende Logistikkonzern CHEP stattet beispielsweise seine Paletten mit RFID-Tags aus, die dann von den Kunden – zumeist große Handelsunternehmen – zur Rückverfolgung genutzt werden können.

– RFID-Initiativen der großen Player: Handelsketten wie Tesco und Metro streben danach, die Technologie durchgängig in ihren Lieferketten zu verankern. Dem können sich Partner innerhalb der Supply Chain langfristig nicht entziehen. Metro führt RFID zunächst innerhalb des kompletten Logistiknetzes ein. Phase 1 startete im November 2004 mit 20 Partnerfirmen; schrittweise werden 80 weitere hinzukommen.

– Weniger Verluste, denn RFID-Tags schützen beispielsweise hochwertige Markenprodukte sowohl vor Imitation (RFID garantiert hierbei Authentizität) als auch vor Diebstahl. House of Fraser, Händler internationaler Markenware mit 50 Geschäften in ganz Großbritannien, will Artikel wie Designer-Sonnenbrillen per RFID gegen Diebstahl sichern.

Alle von IDC befragten Firmen (neben Tesco und Metro unter anderem auch Ahold, Kraft, Unilever, Marks & Spencer, Carrefour, Airbus, Boeing, Nestlé, Delhaize, Gillette und REWE) nutzen RFID, um den Informationsfluss entlang ihrer Lieferketten zu optimieren.

RFID: Baustelle am Netzwerkrand

RFID liefert Informationen mit bisher beispiellosem Detailreichtum an Business-Systeme. Als Netzwerktechnologie muss RFID daher nahtlos in die existierende Firmeninfrastruktur eingebunden sein. Das Maß an Wertsteigerung, das ein Unternehmen durch RFID erzielt, hängt demnach entscheidend von der Integrationsfähigkeit des zugrunde liegenden Netzwerks ab: Nämlich wie flexibel die durch RFID modifizierten Geschäftsprozesse abgebildet werden können, um die Echtzeit-Transparenz der Supply Chain zu erhöhen.

Das RFID-Ökosystem lässt sich wie folgt in drei Ebenen gliedern:

– RFID Layer: Basisschicht, der das Equipment wie Tags und Reader, aber auch die zugehörige Middleware angehört.

– Enterprise Layer: Datenbanken und Business-Applikationen sowie Systeme, die mit der Middleware des RFID Layer zusammenarbeitet, sind hier angesiedelt.

– Business Process Layer: Letztlich ist es die Ebene der Geschäftsprozesse, auf der via RFID Wettbewerbsvorteile gewonnen – oder verspielt werden. In diese Schicht gehören alle involvierten Business-Abläufe und -Strategien, zum Beispiel mit Blick auf Marketing und Vertrieb. Von diesem Layer ausgehend sollten Unternehmen ihre Entscheidungen pro oder contra RFID treffen.

Wie RFID das Netzwerk verändert

RFID-Tags sind außerordentlich kompakte Informationsspeicher. Geringe Größe und relativ geringe Kosten forcieren die Verbreitung der Technologie. Denn in den skizzierten Szenarien werden unter Umständen Millionen von RFID-Tags benötigt, deren Daten zudem periodisch ausgelesen und mit anderen Informationen verknüpft weiter verarbeitet werden müssen. Daraus ergeben sich für das Netzwerk zwei wesentliche Auswirkungen: der Einfluss auf den Traffic und der Einfluss auf das Netzwerkdesign.

Network Traffic:

Die Höhe des von RFID verursachten Datenaufkommens im Netzwerk hängt entscheidend davon ab, welche Einheitsgrößen mit Tags ausgestattet werden. So erzeugt die Nachverfolgung von Paletten mehr Traffic als diejenige von Containern. Je nach gewähltem Geschäftsmodell zirkulieren nicht nur die reinen RFID-Daten, sondern zum Beispiel auch Klarnamen von Produkten, wofür der im Tag gespeicherte Electronic Product Code (EPC) per öffentlichem Object Name Service (ONS, bei RFID das Pendant zum DNS im Internet) entsprechend aufgelöst werden muss. Hinzu können weitere assoziierte Informationen wie Standort-, Preis- oder Kundendaten kommen sowie von RFID induzierte Ereignisdaten, die sich zum Beispiel aus Benachrichtigungen über einen veränderten Lieferstatus nach Auslesen eines Tags ergeben.

Netzwerkdesign:

– Je mehr externe Systeme angesprochen werden, desto größer die Anforderungen an die Verfügbarkeit der Netzwerkinfrastruktur. Beispielsweise hängt die Business Continuity der von RFID unterstützen Geschäftsprozesse von der Zuverlässigkeit des Zugriffs auf den ONS oder das Warenwirtschaftssystem eines Handelspartners ab. Bei RFID handelt es ist um einen netzwerknahen Service; es geht hierbei also um die Dienstgüte im Netzwerk.

– Weil die Geschäftsmodelle rund um RFID zu einem Anstieg kritischer Business- und sensibler Kundendaten im Netzwerk führen, muss das Netzwerk nicht nur die Lesegeräte absichern, sondern Sicherheit netzwerkweit garantieren.

– Storage muss im Netzwerk flexibel und skalierbar verfügbar sein, um RFID-Lösungen erfolgreich ausrollen zu können. Dem werden SANs (Storage Area Networks) am besten gerecht, weil sich auf dieser Basis sämtliche Speicherressourcen im Unternehmen konsolidieren lassen.

– Das Device Management einer stetig wachsenden Anzahl von Lesegeräten muss sich nahtlos in die Administration des Netzwerks einfügen und weitgehend automatisieren lassen. Nur so lassen sich die Total Cost of Ownership dauerhaft begrenzen.

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