Mit Echtzeit-Strategie zum Erfolg

Wer sich auf dem Markt einen entscheidenden Vorteil sichern will, der muss seine Handlungen schnell an die sich stetig ändernden Rahmenbedingungen anpassen. Da relevante Daten aber oft erst spät zur Auswertung bereit sind, wird die Qualität der Entscheidungen negativ beeinflusst. Einen Ausweg bietet das Complex Event Processing mit seiner Möglichkeit, komplexe Datenströme zu überwachen und für die Steuerung von Geschäftsprozessen relevante Daten herauszufiltern.

Complex Event Processing überwacht und analysiert komplexe Datenströme in Echtzeit, beispielsweise in der Logistik- oder der Telekommunikationsbranche. Es werden genau die Daten herausgefiltert, die für die Steuerung von Geschäftsprozessen relevant sind.

In einem sich ständig ändernden Marktumfeld spielt der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle. Nur wer zeitnah auf neue Rahmenbedingungen reagieren kann, sichert sich wichtige Wettbewerbsvorteile. Marktbeobachter sprechen in dem Zusammenhang schon von „Echtzeit-Unternehmen“. Sie müssen jederzeit über aktuelle Informationen zur Steuerung und Kontrolle ihrer unternehmenskritischen Geschäftsprozesse verfügen. Die Realität steht dem vielfach noch entgegen: Denn die relevanten Daten stehen erst am Ende eines Tages, nach einer Woche oder zu Beginn des neuen Monats zur Verfügung und können somit nur zeitverzögert ausgewertet werden. Die nachträgliche Betrachtung beeinträchtigt die Qualität der Entscheidungen und wirkt sich negativ auf die Flexibilität eines Unternehmens aus.

Schnelle Reaktionsfähigkeit
Überall dort, wo es auf eine schnelle Reaktionsfähigkeit ankommt, muss die Datenverarbeitung und -analyse in Echtzeit erfolgen. Ein klassisches Beispiel dafür sind die Aktien- und Kapitalmärkte. Hier werden aus einer kontinuierlichen Analyse interner und externer Daten Kauf- oder Verkaufsanweisungen abgeleitet. Ein weiteres Einsatzgebiet sind SCADA (SCADA = Supervisory Control and Data Acquisition)-Systeme, die zur Steuerung und Überwachung industrieller Anlagen eingesetzt werden. Dazu werden Daten von mehreren Sensoren miteinander kombiniert. Häufig muss dabei aus vielen numerischen Messungen (etwa Rauch und Temperatur) auf ein zuvor definiertes Muster (Brand) geschlossen werden.

Typische Einsatzgebiete finden sich auch bei Netzbetreibern und Telekommunikationsanbietern. Historisch gewachsene Unternehmen – und insbesondere die ehemaligen Unternehmen in Staatsbesitz – betreiben ein äußerst heterogenes Set von Applikationen in den infrastrukturnahen, aber auch in ihren betriebswirtschaftlichen Fachabteilungen. Sie haben es mit Festnetz (Daten und Sprache), Mobilfunk und vielfach auch TV-Kabelnetzen zu tun.

Die technischen Systeme eines Telekommunikationsanbieters werden unter dem Begriff Operations Support Systems (OSS) zusammengefasst. Dazu gehören die Einsatzgebiete Accounting, Configuration, Fault sowie Performance Management und Security. Die Operatoren können damit per Fernwartung auf Netzknoten Kunden- und Verbindungsdaten einrichten oder anpassen.

Aufgabe der Fault-Management-Systeme ist die Überwachung der Netze und der damit realisierten Services. Im Fehlerfall erhalten die Fault-Management-Systeme von den Netzknoten eine Nachricht und stellen diese für den Operator in einer verständlichen Form (visualisiert und immer häufiger auch location based) dar. Darüber hinaus fragen die Fault- und Performance-Management-Systeme in regelmäßigen Abständen an den Netzknoten den Status und eine Reihe von Leistungsparametern (Auslastung, Durchsatz, Schaltleistung etc.) ab und setzen die Daten ebenfalls meist in grafischer Form um. Nur in Ausnahmefällen existieren Systeme, die einzelne Fehler miteinander korrelieren und dem Operator Hinweise auf mögliche Fehlerursachen liefern.

Weitere Systeme sammeln Call Detail Records (CDR) sowie Usage Data Records (UDR) und stellen diese Informationen den kaufmännischen Applikationen, etwa den Billingsystemen, einem Kernelement der Business-Support-Systeme (BSS), zur Verfügung. Nur in seltenen Fällen werden Daten aus den technischen und kaufmännischen Systemen korreliert und analysiert. Was bislang fehlt, ist eine Zusammenführung der Daten aus den verschiedenen Quellen, um sie bereits zum Zeitpunkt ihres Entstehens – und nicht erst im Nachhinein – miteinander kombinieren zu können. Das Ziel dabei: Das aktuelle Geschehen direkt und ohne Verzögerung zu überwachen und aktiv steuernd in die Geschäftsprozesse einzugreifen. Durch diese ganzheitliche Sicht auf alle kundenzentrierten Prozesse lassen sich mögliche Probleme frühzeitig erkennen, bevor Kunden beispielsweise bei Vertragsänderungen oder einem Neuabschluss zu lange warten müssen bis die Dienste genutzt werden können.

Ganzheitliche Sicht auf Geschäftsprozesse
Ein Mobilfunkanbieter etwa könnte ein konvergentes Billing-System dazu nutzen, um mit einer einheitlichen Lösung die Abrechnung von Pre-Paid- und Laufzeittarifen, Videos, SMS sowie Datentarifen zusammenzufassen. Das Billing-System aggregiert dazu Informationen aus mehreren Gateways. Anwender aus den Fachabteilungen nutzen Dashboards, um damit die rasche und korrekte Aggregation der Daten zu überwachen. Insgesamt werden dabei mehrere hundert Key Performance Indicators berechnet, korreliert, in Echtzeit analysiert und die Ergebnisse in einem Dashboard präsentiert.

Auf einen Blick: Die wichtigsten technischen Komponenten einer Lösung für Complex Event Processing

Das grundlegende technische Konzept für derartige Applikationen liefern Ereignisgesteuerte Architekturen (EDA = Event Driven Architecture). Deren Aufgabe ist es, Ereignisse in Datenströmen aus den unterschiedlichsten Quellen automatisch, systematisch und zeitnah zu erfassen, zu analysieren, miteinander in Beziehung zu setzen und die Ergebnisse zu bewerten. Im Kern geht es darum, Muster (Patterns) in den Datenströmen zu erkennen und anhand vorher definierter Regeln konkrete Aktionen daraus abzuleiten. Da es sich bei den Patterns um komplexe temporäre, logische oder inhaltliche Beziehungen zwischen einzelnen Ereignissen handelt, spricht man auch von Complex Event Processing (CEP). Über entsprechende Funktionen verfügt beispielsweise die CEP-Plattform Progress Apama.

Ziel der Mustererkennung ist es, automatisch und adäquat auf das Eintreten oder auch Ausbleiben bestimmter Ereigniskombinationen reagieren zu können. Eine typische Reaktion ist die sofortige Benachrichtigung eines Anwenders oder Administrators im Fehlerfall; aber auch die Unterbrechung der Auftragsabwicklung und die Änderung der Fahrtrouten von Lkws oder Schiffen, etwa wenn sich die Wetterverhältnisse verschlechtern. Aus diesen Beispielen wird deutlich, dass CEP in enger Beziehung zu anderen Themen wie der Visualisierung der Daten aus ereignisgesteuerten Informationssystemen in einem Dashboard, Messageorientierter Middleware zur Weiterleitung von Nachrichten, dem Netzwerkmanagement, der sensorgesteuerten Überwachung von Industrieanlagen oder auch dem Business Process Management (BPM) steht.

Aktuelle Kontrolle über die Geschäftsprozesse
Bei einer klassischen Middleware- oder BPM-Anwendung etwa bedarf es eigens initiierter Abfragen in einer ganzen Reihe von Datenbanken, um zeitpunktbezogene Auskünfte zu erhalten. Die Daten müssen dazu explizit angefordert werden. In CEP-Awendungen dagegen werden die Informationen kontinuierlich angeliefert und in Echtzeit ausgewertet, während der Daten- beziehungsweise Ereignisstrom weiter fließt. CEP ist ein Sammelbegriff für Methoden, Techniken und Werkzeuge, um eine Kombination komplexer Ereignisse im Augenblick ihres Eintretens oder Ausbleibens zu verarbeiten. Damit wird CEP zu einer wichtigen Ergänzung für eine Vielzahl von Einzel-Applikationen und erweitert diese, indem Daten mit dem Ziel einer Überwachung und Steuerung von Geschäftsprozessen in Echtzeit systematisch und automatisch gesammelt und ausgewertet werden.

Mit CEP steht eine Schlüsseltechnologie für die systematische und automatische Überwachung und Steuerung von Geschäftsprozessen in Echtzeit zur Verfügung. CEP, wie es Progress Apama ermöglicht, schlägt die Brücke von einem statischen Business-Intelligence-Ansatz zu einer kontinuierlichen Überwachung und Steuerung von Geschäftsprozessen. Denn eine historische Betrachtungsweise allein reicht nicht aus, um die ständig steigenden Anforderungen an die Steuerung unternehmenskritischer Geschäftsprozesse beispielsweise in der Telekommunikationsbranche zu bewältigen. Nur wer kontinuierlich und in Echtzeit den Puls der Geschäftsprozesse ermittelt, steigert seine operative Reaktionsfähigkeit, kann Probleme und Chancen rechtzeitig erkennen und umgehend handeln. Heute genügt es nicht mehr, im Nachhinein festzustellen, dass Probleme in einem Geschäftsprozess aufgetreten sind. Unternehmen, die wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen dafür sorgen, dass sie proaktiv auf unerwartete Ereignisse in ihren Geschäftsprozessen reagieren und die Hindernisse beseitigen können.

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