Mit Mobile Tagging zum Erfolg

Der Online-Handel macht nicht am heimischen PC stopp, sondern schwappt auch allmählich rüber aufs Handy. Mit den wachsenden Bandbreiten kommt der mCommerce langsam aber sicher in Fahrt. Eine vermehrt erprobte Technologie, die dabei helfen könnte, den Medienbruch zwischen Offline- und Online-Marketing zu verringern, ist „Mobile Tagging“, denn obwohl sie zum Bereich des mCommerce zählt, setzt sie im stationären Handel an. Für Marketer, die sowohl sich, als auch ihren Kunden ein paar Vorteile durch den Trend verschaffen wollen, gibt es einige Tipps zu beachten.

Mobile Tagging
Eine neue Schlüsseltechnologie im Electronic Business auf dem Vormarsch

Aktuelle Entwicklungen des eCommerce Marktes in Deutschland

Immer mehr Endverbraucher nutzen das Internet, um Ihre Einkaufe online abzuwickeln – seien es Schuhe, Kleidung, Fluge oder Urlaubsreisen. Diese anhaltend positive Entwicklung des Online Shoppings belegen zahlreiche Studien, wie die durch den ehemaligen Versandhandelsriesen Quelle in Auftrag gegebene Trendstudie „Webshopping 2009“. Im Rahmen dieser Trendstudie wurden 1.047 Personen zwischen 18 und 64 Jahren online befragt – mit dem Ergebnis: Die Zahl der Online Shopper ist innerhalb von zwei Jahren um 28 Prozent gewachsen. Fast jeder Deutsche der im Internet unterwegs ist kauft dort auch ein. 97,4 Prozent der aktiven Internetnutzer haben in den vergangenen zwölf Monaten mindestens 1 Mal Online bestellt. im Vergleich zu 2007 entspricht dies einem Zuwachs von 28,1 Prozent.

Ungeachtet dieser Onlinestudien genügt es aber bereits, ganz gewöhnlich im Internet zu surfen, um dem „Phänomen Online-Shopping“ zu begegnen: Bannerwerbung und Popups zu Mode- und Schuhshops, Parfums, DSL-Anschlussen und Handys sind im Netz omnipräsent. Und egal, ob die Online-Werbung vom etablierten Markenhersteller oder vom preiswerten Billiganbieter stammt – sie alle nutzen das Medium Internet als Vertriebskanal, um ihre Produkte, Waren & Dienstleistungen per Online-Shop anzubieten. Ein Shop, der rund um die Uhr geöffnet hat, der meist über ein breites wie auch aktuelles Angebot verfugt und der seinen Kunden eine bequeme, gleichzeitig sichere Zahlungsabwicklung über eine verschlüsselte Verbindung gewahrt. Idealerweise wird die bestellte Ware bereits am nächsten Werktag geliefert – dass das geht, hat der Online-Shopping Primus Amazon vorgemacht.

Geht man auf die Onlinewerbung etwas naher ein und folgt dem ein oder anderen Banner oder Link, kann man insbesondere beobachten, dass

– bereits etablierte Versandhändler ihr bestehendes Angebot durch den Launch weiterer Online-Shops erweitern. So hat der zur Tristyle-Gruppe gehorende Versender Peter Hahn im Sommer 2009 die Marke „Louis Sayn“ gelauncht;

– sich Händler – auch im eCommerce – der Nischenstrategie bedienen und mit ihrem Online- Shop eine spezielle Zielgruppe ansprechen. Ein Beispiel hierfür ist „Shopperella.de“, ein Shop, der sich auf Babybedarf fokussiert hat;

– generell eine Vielzahl neuer Online-Shops im Internet eröffnet werden.

Nach dieser kurzen Einführung zur Entwicklung des deutschen eCommerce Marktes konzentrieren wir uns im nachsten Kapitel unseres Fachartikels auf das Kernthema Mobile Tagging, eines äußerst aktuellen Trends im Mobile Commerce (kurz: mCommerce). Das Mobile Tagging wird zukünftig sicherlich Einfluss auf die Nutzung des mobilen Internet ausüben und dazu beitragen, den Medienbruch zwischen Offline- und Onlinemarketing zu verringern.

Mobile Tagging als maßgebliche Technologie im mCommerce

In Asien wurden vor circa 6 Jahren – ausgehend von der bereits vorhandenen Technologie der 1D und 2D Barcodes – neue Nutzungsmöglichkeiten geschaffen, welche die Annahme und Nutzung des mobilen Internet stark beeinflussten. Mit dem sog. Mobile Tagging kann der Nutzer schnell und intuitiv Content mittels eines mobilen Endgeräts (z.B. Handy, PDA, Smartphone) abrufen und für sich nutzbar zu machen. Im Folgenden erfahren Sie zunächst, was genau unter „Mobile Tagging“ zu verstehen ist, bevor Anwendungsbeispiele aus der Unternehmenspraxis sowie Treiber und Hemmnisse dargestellt werden.

Definition

Eine Web 2.0 Anwendung, die der Front End Politik des mCommerce zugeordnet werden kann, ist
das eigenständige Hinzufugen von Stichworten durch den User, den sogenannten Tags, zu einem Internetinhalt, was i.d.R. als Tagging (Social Tagging) bezeichnet wird. Der Nutzer kann dabei für jede Ressource benutzerdefinierte Schlagwörter vergeben und auf diese Weise die Ressource / Webseite möglichst gut charakterisieren. So kann z.B. ein Foto mit „Urlaub“, „Familie“ und „USA“ bezeichnet werden, wodurch es in drei gleichberechtigten Kategorien zu finden ist. Die dadurch entstehende benutzerdefinierte Indizierung bzw. Kategorisierung bezeichnet man auch als „Folksonomy3“. Bezogen auf das Web 2.0 „sind Tags und die darauf basierende Folksonomy das Ruckgrat dieser Bewegung, da sie das Wiederfinden und Teilen nutzergenerierter Inhalte zu großen Teilen überhaupt erst möglich machen.“ 4 Tab. 1 zeigt die Vor- und Nachteile des Tagging auf.

Abbildung 1: Vor- und Nachteile der freien Verschlagwortung (Tagging)

Obwohl das Thema „Mobile Tagging“ auch in den Medien präsenter wird (zuletzt waren Microsoft Tags in Form von bunten Barcodes im Fernsehmagazin TV-Spielfilm abgedruckt), ist in der Literatur bisher keine einheitliche Definition des Mobile Tagging zu finden. Riber definiert den Begriff in seiner Arbeit wie folgt:

„Die Markierung eines physischen Objektes mit einem (mehrdimensionalen) Strichcode, eng. Barcode, sowie der Prozess des Scannens, Decodierens und Auslesens eines solchen Tags mit Hilfe eines mobilen Endgeräts (PDA, Mobiltelefon, Smartphone) wird als Mobile Tagging oder auch Mobile Card Reading bezeichnet.“

Somit sind die Tags mit den Hyperlinks des Internets vergleichbar. Hier werden bereits die ersten Vorteile des Mobile Tagging deutlich: Werden physisch-statische Objekte mit einem Code ausgestattet, können sie mit beliebigem (virtuell zugeordnetem) Content und Informationsmengen (URI, Texte, Bilder, weitere Codes etc.) verknüpft bzw. ausgestattet werden. Unternehmen, die Mobile Tagging in Ihre Marketing-Maßnahmenplanung mit aufnehmen und zielgruppenorientiert einsetzen, können einen Nutzen aus diesem Trend ziehen:

– Bereitstellung von interaktiven und personalisierten Mehrwerten am POI / POS,
– Erhöhung der unternehmensspezifischen Transparenz durch vertiefende Informationen,
– Erreichung eines größeren Qualitäts- und Nutzenempfinden beim Endkunden.

Damit steckt im Mobile Tagging viel Potential für zukünftige Anwendungen. Auf diese Anwendungsmöglichkeiten gehen wir im Kapitel „Anwendungsbeispiele des Mobile Tagging in der Unternehmenspraxis“ im Detail ein.

Funktionsweise des Mobile Tagging

Das Funktionsprinzip des Mobile Tagging besteht aus wenigen, simplen Schritten. Hardwareseitig benötigt man ein internetfähiges mobiles Endgerät, bspw. ein Handy, das mit einer Kamera ausgestattet sein muss. Zudem sollte die Kamera über Autofokus und eine Auflosung von ca. einem Megapixel verfugen, um z.B. einen 2D-Code, erfolgreich zu erfassen.

Außerdem wird eine spezielle Lesesoftware benötigt, ein sog. Barcode-Reader, die in manchen aktuellen Geräten bereits integriert ist. Der Barcode-Reader greift auf die geräteeigene Kamera zu und kann dadurch den Code auf das Display projizieren, wahrend er von der Software erkannt und dekodiert wird.

Man unterscheidet zwei Codearten:

Direkter mobiler Code: Die URL des Inhalts oder Service, bzw. der Inhalt selbst im Code
gespeichert und wird dem Nutzer angezeigt. Hierbei erfolgt die Dekodierung komplett auf dem
mobilen Endgerät durch die Lesesoftware.

Indirekter mobiler Code: In ihm ist ein Indikator/ Alias enthalten, der über eine
Netzwerkverbindung identifiziert werden muss, um den jeweiligen Inhalt zu bestimmen. Dies
kann über den Netzbetreiber oder eine Code Management Plattform erfolgen. Ist die
Identifizierung erfolgreich, wird der authentifizierte Inhalt / URI zurück an das mobile Endgerät
geschickt. Vorteil dieser Methode sind kleinere Tags, da diese lediglich den Identifizierungscode
enthalten, sowie eine höhere Sicherheit.
In beiden Fällen erhalt der Nutzer nach erfolgreichem Dekodierungsprozess die dechiffrierte Information angezeigt. Er kann entscheiden, wie bzw. ob er den Inhalt nutzen will, bspw. durch das Aufrufen der Website mit Zusatzinformationen.

Eine Vielzahl von Anbietern und Codeherstellern bieten das Erstellen von offenen Codestandards als kostenlosen Dienst an. Für spezifische datenintensive Inhalte gibt es spezielle Dienstleister und Softwareapplikationen.

Einsatzmöglichkeiten des Mobile Tagging

Das Mobile Tagging kommt in drei verschiedenen Dimensionen zum Einsatz:6

– Commercial-Tagging

Unter Commercial-Tagging versteht man den Einsatz mehrdimensionaler Barcodes mit dem besonderen Fokus auf Mobile Marketing und Advertising. Hierzu zahlen das Angebot von Zusatzinformationen (Bsp.: Angaben zu Nährwerten auf Nahrungsmitteln), Direktdownloads (Bsp.: kostenlose Klingeltone, Videos, Handyspiele) und die direkte Weiterleitung auf die Website eines Unternehmens. Gerade beim Commercial-Tagging spielt die Branding-Fähigkeit des Barcodes (integriertes Firmenlogo auf dem Code) eine entscheidende Rolle.

– Public-Tagging

Beim Public-Tagging werden Barcodes dazu verwendet öffentliche Informationsträger mit zusätzlichen Informationen zu versehen. Diese beinhalten Wegbeschreibungen, Wikipedia-Links (Semapedia), Kundenrezensionen oder andere gemeinnützige Hinweise.

– Private-Tagging

Beim Private-Tagging stehen persönliche Motive im Vordergrund. Neben der Verlinkung von Blogs und Profilen, kann beispielsweise an Ort und Stelle (Bsp.: Barcode auf Automobilen) mit dem Handy auf ebay-Auktionen zugegriffen werden. Darüber hinaus ermöglichen 2D-Codes auf Businesskarten das automatische Speichern von Kontaktdaten im Adressbuch des Mobiltelefons. Neben dem höheren Benutzerkomfort ergeben sich beim Private-Tagging zudem völlig neuartige Möglichkeiten der Selbstdarstellung.

Mobile Tagging Codes

Strichcodes enthalten die für den Nutzer relevanten Informationen, die er durch das beschriebene Fotografieren des Codes z.B. auf seinem Handydisplay angezeigt bekommt. Auch hier lasst sich zwischen mehreren Codearten differenzieren:

1D-Strichcode

Auch lineare Strichcodes genannt – sie sind die am meist verbreiteten Codes, in Form der internationale Artikelnummer (EAN). Aufgrund ihrer geringen Speicherkapazität und der erforderlichen Größe und Druckqualität sind sie für das Mobile Tagging irrelevant und werden deshalb nicht weiter betrachtet.

Abbildung 2: EAN-13-Barcode

2D-Codes

Werden nach „gestapelten Codes“ und „Matrix-Codes“ differenziert. 2D-Codes sind nicht neu, haben sich aber zu einem vielversprechenden Treiber für mobile Applikationen gewandelt. Ursprünglich stammen 2D-Codes aus dem Logistik-Bereich. Zwar gibt es derzeit eine breite Vielfalt an 2D-Codes, allerdings sind sie zueinander nicht kompatibel.

Eigenschaften der 2D-Codes

– Unterscheiden sich untereinander hinsichtlich Speichervolumen, Darstellungsart und Brandability (integriertes Firmenlogo auf dem Code), Anzahl der unterstutzen Lesegeräte und ihrer Verbreitung,

– Bestehen aus polygonisch, meist viereckig angeordneten Gruppen von Datenzellen mit einem typischen Orientierungssymbol. Im Gegensatz zu den klassischen Barcodes können 2DCodes mehr Informationen auf einer viel kleineren Fläche codieren,

– Um auf physischen Medien zu erscheinen, müssen bestimmte Mindestanforderungen erfüllt werden, wie z.B. die Schaffung von Mehrwert, Lesbarkeit durch eine kritische Masse mobiler Endgeräte sowie einen begrenzten Einfluss auf das Objekt selbst.

Darüber hinaus ist für die Nutzung auch der Grad der Fehlerkorrektur entscheidend, hervorgerufen durch Zerstörung, Verschmutzung oder inadäquate Lichtverhältnisse.

Übersicht der gängigsten 2D-Codes

Abbildung 3: Übersicht der gängigsten 2D-Codes

QR-Code (Quick Response Code), wurde 1994 von der japanischen Firma Denso Wave entwickelt und wird in Japan erfolgreich als Mobile Tagging Code eingesetzt. Hohe Speicherkapazität mit bis zu 400 Byte (7089 Zeichen), abhängig von der physischen Codegröße der genutzten Kamera.

DataMatrix, das Pendant zum asiatischen QR-Code, wurde 1989 bei International Data Matrix (USA) entwickelt. Kapazität von max. 3116 Zeichen und der in Deutschland gängigste 2D Code.

– Wahrend der QR-Code und DataMatrix offene Standards sind, handelt es sich bei Semacode,Shotcode und BeeTag um geschützte Codes. BeeTag bietet weitere Besonderheiten, denn er beinhaltet nicht unmittelbare Anwendungsinformationen, sondern diese werden erst durch einen Webzugriff auf den BeeTagg-Server dem entsprechenden BeeTagg-Code zugeordnet (indirekter mobiler Code). Zusätzlich kann – wie auch beim QR-Code – ein Firmenlogo integriert werden („Branding“).

3D-Codes

Diese bilden die neue Generation der Barcodes. Die dritte Dimension wird hier, wie beim Microsoft HCCB Code7, mittels farblicher (4- oder 8-farbiger) Datenfelder erreicht, wodurch eine weitere Datenverdichtung realisiert werden kann. Obwohl mit 3D-Codes Datenmengen bis zu 3 GByte möglich sind, ist ihre Bedeutung bisher gering.

Abbildung 4: High Capacity Color Barcode (HCCB)

4D-Barcode

Der sogenannte „unsynchronisierte Barcode“ der Universität Weimar integriert zusätzlich die Variable Zeit, ist aber aufgrund seiner animierten Darstellungsanforderung auf Bildschirme begrenzt. Der Nutzer kann mit einer Software eine kurze Animationssequenz von farbigen Barcodes abfilmen und erhält so die darin codierten Daten/Informationen.

Anwendungsbeispiele des Mobile Tagging in der Unternehmenspraxis

Praxisbeispiel 1: Extended Packaging im Handel

Im Business-to-Consumer (B2C) Bereich ist das sog. Extended Packaging, also die „Erweiterte Verpackung“ ein sehr aktuelles Thema. Beim Extended Packaging nutzt der Verbraucher – bspw. beim Einkaufen im Supermarkt – sein Mobiltelefon, um den Strichcode einzulesen, der auf dem Produkt abgebildet ist. Daraufhin erhalt er allgemeine oder personalisierte Informationen (wie z.B. Auskünfte oder Ratschlage) sowie weiterführende Informationen zu konkreten Produkten im Supermarktregal.

Laut GS1 MobileCom bietet das Extended Packaging das am schnellsten zu erschließende Potenzial unter den mobilen Anwendungen und fungiert daher als wichtiger Wegbereiter für sämtliche mobile Dienste. Auf Basis der Barcode-Technologie erhalt der Verbraucher Zugang zu weitaus mehr Informationen, als vom Hersteller auf die Verpackung gedruckt werden können.

Praxisbeispiel 2: Reduzierung des Medienbruchs zwischen Offline- und Online Marketing

Unternehmen setzten heute im Marketing-Mix eine Vielzahl unterschiedlicher Medien ein, um auf ihre Produkte und Dienstleistungen aufmerksam zu machen. So setzt der Versandhandel neben dem Online Marketing, also der Bewerbung des Online-Shops über Bannerwerbung und Newsletter, weiterhin auch auf die klassische Printwerbung, wie z.B. Kataloge.

Das Mobile Tagging kann hier maßgeblich dazu beitragen, den Medienbruch zwischen Offline- und Online Marketing aus Kundensicht zu verringern: Informiert sich der (potentielle) Kunde in einem Printkatalog zu einem bestimmten Produkt, wird er über den der neben dem Artikel abgebildeten 2D-Code direkt in den Online-Shop des Anbieters weitergeleitet.

Im Online-Shop erhalt der Interessent schließlich umfangreiche Detailinformationen zum Produkt, wie Große, Farbe, Funktionen sowie die aktuelle Verfügbarkeit. Praxisbeispiel 2 macht deutlich, wie stark das Mobile Tagging die Vorteile der klassischen statisch-physischen Marketingmaßnahmen (Bsp. Printkatalog) mit den Vorteilen der modernen dynamisch-multimedialen Marketingmaßnahmen (Bsp. Online-Shop) verknüpfen kann.

Praxisbeispiel 3: Einsatz von Tagging in Printmedien

Die Fernsehzeitschrift TV Spielfilm setzt in ihrer Printausgabe seit kurzem Microsoft Tags ein, die auch unter dem Namen HCCB (High Capacity Color Barcode) bekannt sind. Dieser 3D-Code verwendet neben der Horizontal- und Vertikalachse zusätzlich Farbe als dritte Dimension – siehe Abbildung 5 unten. Der Vorteil von HCCB: Eine große Speicherkapazität auf kleinem Raum.

Nachteil der HCCB-Technologie: Einschränkungen im Druck (z.B. CMYK), da hier verschiedene Verfahren angewendet werden, kann die Farbe abweichen, womit die Auslesbarkeit des Codes nicht immer gewährleistet ist. Zudem kann die Farbe im Magazin nach einer gewissen Zeit verblassen, was die Auslesbarkeit ebenfalls einschränkt.

TV Spielfilm setzt die 3D-Codes im Rahmen des „interaktiven Entertainment Guides“ ein, einem neuen Service des Magazins. Filmbegeisterte können sich mit nur einem Klick die Trailer zu aktuellen Kinofilmen auf dem Handy abrufen. Hierzu wird auf die mobil optimierte YouTube Plattform verlinkt, die das Filmmaterial bereitstellt.

Benefits und Grenzen des Mobile Tagging

Obwohl die Code-Technologie nicht neu ist (der DataMatrix-Code wurde bereits 1989 entwickelt), befindet sich die kommerzielle Nutzung der zahlreichen Codearten im Sinne des Mobile Tagging noch am Anfang des Entwicklungsprozesses. Dabei bietet das Tagging – aus Anbieter- und Nutzersicht gleichermaßen – sicherlich zahlreiche Chancen und Vorteile.

Um seine Vermarktungsfähigkeit und damit das wirtschaftliche Potenzial besser eruieren zu können, haben wir nachfolgend die wesentlichen Benefits und Grenzen des Mobile Tagging zusammengestellt.

Benefits

– Einsatz ist in allen Medien möglich, keineswegs auf den Printmedien beschrankt
– Sinnvolle Verknüpfung statischer, lokaler Medien (z.B. ein Werbeplakat) mit der multimedialen, standortunabhängigen Vielfalt des mobilen Internet
– Schnelle und einfache Bereitstellung von zusätzlichen Informationen zu Produkten oder Dienstleistungen (z.B. Nährwertangaben im Lebensmittelbereich)
– Gewahrleistung von Offenheit und Transparenz
– Nutzung innovativer, zukunftsorientierter Dienste (z.B. Social Media Applikationen, Community Features, Navigations- und Mapping Anwendungen im Bereich Public-Tagging)
– Reduzierung des Medienbruchs durch die effiziente Verknüpfung von Offline- und Online-Marketingmaßnahmen (z.B. Tag-Code in Printanzeige, der zur Homepage verlinkt ist)
– Profilierung als innovatives Unternehmen
– Möglichkeiten zur Kundenbindung
– Steigerung der Kundenzufriedenheit
– Gewinnung von Vertrauen

Grenzen

– Keine Kompatibilität der verschiedenen Codes zueinander
– Technologische Standards sind bisher nicht vorhanden, weshalb es keine „multifunktionale“ Code Reader Software gibt, die alle Codearten lesen kann
– Kosten für das Surfen im mobilen Internet
– Bislang mangelnde Bekanntheit

Fazit und Ausblick

Liest man die Tageszeitung, verfolgt Pressemitteilungen oder schaut Verbrauchersendungen: Nahezu überall wird der zunehmende Anspruch der Verbraucher nach transparenten Informationen deutlich – seien es Angaben zu Inhaltsstoffen und Nährwerten einer Schokoladentafel oder die Konditionen eines Kredites oder einer Versicherung.

Hier setzt das Mobile Tagging an – als neuartige Technologie im Mobile Commerce, die dem Nutzer die Möglichkeit bietet, detaillierte Produktinformationen schnell und standortunabhängig abzurufen.

Wie wird sich Mobile Tagging weiterentwickeln und wie können Unternehmen von diesem mobilen Trend profitieren? Diese Frage werden sich vor allem Marketingleiter zukünftig zunehmend stellen.

Sicher ist, dass sich mit einer zielgerichteten Nutzung von Tagging zahlreiche Chancen für Unternehmen – und zwar aus dem B2B- und B2C Bereich gleichermaßen – ergeben und neue Türen öffnen werden. Denn Tagging gewährleistet Transparenz und erleichtert damit dem Interessenten bzw. potentiellen Kunden die Kaufentscheidung.

Betrachtet man das Tagging aus der kommerziellen Sicht (Stichwort: „Commercial-Tagging“), können Unternehmen mit einer geschickten Kombination aus Information und Werbung einen Nutzen ziehen – insbesondere für Ihre Aktivitäten im Bereich mCommerce. Zudem durften sich die Kosten für Tagging-Kampagnen im Rahmen halten, da Online-Inhalte mit der Firmen-Homepage in den meisten Fallen bereits vorhanden sind. Somit fallen Investitionen in erster Linie für die Tag-Prasenz in den Printmedien sowie für die Bereitstellung zielgruppenspezifischer Online-Werbung an, auf die letztlich verlinkt wird.

Trotz der zahlreichen Chancen und Möglichkeiten, die der Einsatz von Tagging mit sich bringt, sollten auch die Grenzen dieses Marketinginstruments aufgezeigt werden.

Beim Mobile Tagging handelt es sich um eine Technologie, deren Nutzen seitens der (potentiellen) Kunden nicht klar abgeschatzt werden kann. Hier spricht man vom sog. „disruptive technological change“. Umso herausfordernder gestaltet sich daher die Aufgabe, den Nutzen und insbesondere den Mehrwert von Mobile Tagging Diensten klar und verständlich hervorzuheben. Dieser anspruchsvollen Aufgabe müssen die Marketingabteilungen aller Unternehmen stellen, die sich dafür entscheiden, Tagging in ihren Marketing-Mix zu integrieren.

Nur wenn der Nutzer vom Konzept des „unbegrenzten und allumfassenden“ Informationsservice – was das Mobile Tagging sicherlich verkörpert – überzeugt ist, wird sich das Tagging als neue, innovative Dienstleistung im Mobile Commerce erfolgreich etablieren können.

Mit einer weiterhin steigenden Anzahl an Mobilfunknutzern (momentan wird weltweit mehr mobiles Breitband als Festnetz-Breitband genutzt11), einem hohen Informationsbedürfnis der Kunden und dem Wunsch nach grenzenloser Mobilität, ist ein durchaus positives Marktumfeld gegeben.

Jedenfalls wird das Thema „Tagging“ zukünftig die Entscheider – vor allem aus den Bereichen Marketing und Geschäftsführung – beschäftigen. Und letztlich wird Tagging auch eine Herausforderung für die Fulfillment-Dienstleister, welche die Entwicklung in diesem Umfeld genau beobachten und ihr Leistungsportfolio marktgerecht auf diesen aufstrebenden Trend im Online- Marketing ausrichten müssen.

Dieser Artikel erschien am und wurde am aktualisiert.
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