Trendumkehr im E-Book-Markt? readbox warnt vor Zahlenspielen

Dortmund, 8. Juli 2014 – Der E-Book-Markt wächst weiterhin rasant, trotzdem sehen manche Marktbeobachter eine Trendwende. Nach Auffassung von readbox-Geschäftsführer Ralf Biesemeier kann davon keine Rede sein. Vielmehr verschließen viele Verlage und Buchhändler die Augen vor der tatsächlichen Entwicklung des Marktes – eine gefährliche Strategie.

In seiner im Juni 2014 veröffentlichten Studie „Verankert im Markt – Das E-Book in Deutschland 2013“ hat der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Zusammenarbeit mit GfK Consumer Panels Deutschland den deutschen E-Book-Markt analysiert (1). Erstaunlicherweise wurden die Ergebnisse der Studie ganz unterschiedlich interpretiert. Während für die einen die Zahlen im Trend liegen, sprechen andere von einer Trendumkehr:

* „E-Book-Markt legt ordentlich zu“ (www.oe24.at/digital/E-Book-Markt-legt-ordentlich-zu/145753056)

* „E-Book-Markt verliert an Tempo“ (www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2014/06/03/e-book-markt-ausgebremst.htm)

* „Trendumkehr: E-Book-Käufer wollen Romane häufiger auf Papier“ (www.boersenblatt.net/800067)

„Wie man aus den vorliegenden Zahlen eine Trendumkehr herauslesen will, ist nicht nachvollziehbar“, erklärt Ralf Biesemeier, Geschäftsführer des auf Digitalisierung spezialisierten Dienstleisters readbox. „Dass E-Books ‚mit geringerer Dynamik‘ wachsen, heißt doch nur, dass die nach wie vor imposanten Zuwachsraten, nicht so hoch ausfallen wie im Vorjahr, ein ganz natürlicher Vorgang in einem Wachstumsmarkt.“

Tatsächlich zeigt die Studie, dass die Zahl der E-Book-Käufer 2013 um eine Million auf 3,4 Millionen gewachsen ist, also um rund 40 Prozent. Der Absatz von E-Books im Publikumsmarkt stieg um rund 63 Prozent auf 21,5 Millionen Exemplare (2). Der Anteil der E-Books am Buchmarkt (ohne Schul- und Fachbücher) beträgt damit 2013 3,9 Prozent nach 2,4 Prozent im Vorjahr (3). Auch der Anteil von Lesern, die zukünftig ausschließlich gedruckte Bücher kaufen wollen, geht weiter zurück. Lediglich an einem Punkt konnte Print statistisch zulegen: „Gaben im letzten Jahr noch 46 Prozent der E-Book-Käufer an, dass sie Romane eher als E-Book lesen, sind es in diesem Jahr noch 33 Prozent.“ (4)

„Dass E-Book-Käufer Romane, und nur für dieses Genre ergeben sich solche Zahlen, wieder häufiger in gedruckter Form lesen, liegt einfach daran, dass sich das E-Book mit seinem Marktwachstum nun auch Käuferschichten mit geringerer digitaler Affinität erschlossen hat“, erläutert Biesemeier. „Bei Ratgebern und Reiseführern nimmt der Anteil der Leser, die gedruckte Ausgaben bevorzugen, sogar ab. Eine Trendumkehr lässt sich in die Zahlen dieser Studie jedenfalls in keiner Weise hineininterpretieren.“

Biesemeier weiter: „Man kann sich des Eindrucks des ‚Pfeifens im Walde‘ nicht erwehren. Das ist nach meiner Ansicht eine gefährliche Strategie. Sie blendet beispielsweise aus, dass die Kunden von morgen nicht mehr die viellesende, bildungshungrige Nachkriegsgeneration ist, sondern die ‚Digital Natives‘ sind, die sich von vornherein anders verhalten, sich auf anderen Plattformen bewegen und auch andere Geräte zum Konsumieren von Inhalten nutzen, insbesondere das Smartphone.

Nur wenn sie für die heranwachsende digitale Gesellschaft moderne, kundenorientierte und nutzerfreundliche Angebote entwickelt, kann die Buchbranche ein nachhaltiges Wachstum erreichen. Die Verlage sollten ein entsprechendes technisches Know-how aufbauen sowie offensiv und risikobereit mit ihren Wachstumspotentialen umgehen, anstatt die Augen davor zu verschließen nach dem Motto: Alles nicht so schlimm.“

(1) Studie „Verankert im Markt – Das E-Book in Deutschland 2013“, Juni 2014; www.boersenverein.de/ebookstudie
(2) Kurzfassung der Studie, Seite 3
(3) Kurzfassung der Studie, Seite 2
(4) Kurzfassung der Studie, Seite 7

Dieser Artikel erschien am und wurde am aktualisiert.
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