User Experience Folge 1: Digital Rights Management

In dieser neuen Serie greifen wir in loser Folge Themen zur User Experience auf, für die die XSEARCH® PDF ePublishing Suite konkrete Lösungen bietet.

User Experience beschreibt alle Aspekte der Erfahrungen eines Nutzers bei der Interaktion mit einem Produkt oder Dienst (vergl. Wikipedia Stand 6.7.2015).

Folge 1: Digital Rights Management

Bonnier stellt ab diesem Monat bei seinen E-Books um vom harten zum weichen DRM, meldet das Börsenblatt in seiner Ausgabe vom 22. Juni. Das bisher verwendete Adobe-DRM erfordert bekanntlich eine persönliche Adobe-ID vom Leser auf jedem Gerät und ist sicher keine gute User Experience. Es kursieren zudem Programme, mit denen der Adobe Kopierschutz umgangen werden kann.

Welche weiteren DRM Optionen bieten sich denn für textlastige PDF Dokumente an?

– PDF Verschlüsselung und PDF Sicherheitseinstellungen

PDF Dokumente können beim Erstellen verschlüsselt und beispielsweise mit dem Verbot versehen werden, sie auszudrucken, zu verändern oder Inhalte in die Zwischenablage zu kopieren. Werden diese Einstellungen beim Abrufen durch einen Benutzer „on the fly“ Server-seitig für das Dokument vorgenommen, können sie auch individuell für jeden Benutzer vorgenommen werden.

Nachteile: beschränkte Rechtevergabe, Programme zum Knacken verfügbar.
In XSEARCH ePS aktivierbar: ja

– Adobe Flashplayer, Shockwave

PDF Blätterkataloge werden gerne als Flash-Anwendungen realisiert. Da es sich bei Flash um eine eigenständige Anwendung handelt, können Funktionen wie Kopieren, Drucken und auch Authentifizierung vollständig kontrolliert werden. Die Umwandlung von PDF nach Flash ist sehr einfach.

Nachteile: Adobe Plug-In für Web Browser erforderlich, keine native Unterstützung von mobilen Apple-Geräten. Keine Akzeptanz bei Bibliotheken und Unternehmen.

– Social DRM

Hierunter versteht man einen weichen Kopierschutz, z.B. das individuelle Eindrucken des Benutzernamens samt Datum und IP-Adresse auf jeder PDF Seite „on the fly“ im Moment des Abrufs. Dies schafft eine psychologische Hürde, das Dokument so wie es ist einfach weiterzugeben. Der Download selbst bleibt völlig unkompliziert und kundenorientiert.

Nachteile: Eindrucke können beseitigt oder geschwärzt werden.
Mit XSEARCH ePS aktivierbar: ja

– Unsichtbares Wasserzeichen, Fingerabdruck

Bei diesem Verfahren wird im Dokument eine Veränderung vorgenommen, die für den Benutzer nicht sichtbar sein soll. Dies können beispielsweise minimale Layout Veränderungen bei Wort- oder Satzabstand oder typografische Variationen sein. Wenn der Text jedoch kopiert und beispielsweise in einen Texteditor übernommen wird, könnten diese Eigenschaften verloren gehen. Eine andere Methode geht daher noch weiter und verändert den Text selbst, indem Abkürzungen mal ausgeschrieben, Kommata anders gesetzt oder Wörter anders getrennt werden (vergleiche Mohan S Kankanhalli & K.F Hau, Watermarking of Text Documents). Ein solcher Fingerabdruck ist sehr sicher.

Nachteile: Das Einbringen eines Fingerabdrucks in jedes Dokument individuell für jeden Benutzer ist rechenintensiv. Bei PDF Dokumenten kann man mit ca. 1 bis 2 Sekunde pro Seite rechnen. Der Benutzer müsste also rund 30 Sekunden bis zur Bereitstellung eines 20-seitigen Dokuments zusätzlich warten. Eine Veränderung des originalen Texts ist häufig nicht erwünscht.
Es könnten Bedenken der Datenschützer bestehen.
Es gibt wohl kein gerichtliches Verfahren in Deutschland, das sich mit anhand von Wasserzeichen überführten illegalen Uploadern beschäftigt.
Mit XSEARCH ePS aktivierbar: ja

– Spürdienste wie Digimarc

Die MVB kooperiert mit dem US-Unternehmen Digimarc, um Downloads in illegalen Tauschbörsen aufzuspüren. Digimarc überwacht automatisch und manuell einschlägige Webseiten und gibt Alarm, sobald ein Dokument gefunden wird. Es soll dafür sorgen, dass diese Angebote dann vom Netz genommen werden. Die Kosten für die Überwachung beginnen bei 5,- Euro pro Titel pro Jahr (vergleiche http://www.mvb-online.de/verlage/so-vermarkten-sie-ihre-titel/digimarc-guardian.html ).

Nachteile: Manuel Bonik ist der Meinung, dass die Erfolgsquote so aussieht: „Bei Thieme ist Digimarc relativ gut, da könnte das mit den 90% fast stimmen, 70 bis 80 % ist realistischer, bei einzelnen Titeln aber auch 0%. Bei Elsevier zwischen 50 und 70 %. Bei Hanser maximal 50 %, bei Suhrkamp 0 %.“ (tarnkappe.info, Gespräch über E-Book Piraterie vom 4.11.2014)
Mit XSEARCH ePS aktivierbar: ja auf Anfrage

Hartes DRM

Neben dem Adobe DRM gibt es harte DRM Technologien, die sich für PDF Dokumente besser eignen. Hierbei werden individuell für jeden Benutzer und für jedes Dokument die gewährten Rechte in einer Datenbank hinterlegt. Dies kann ein Verfallsdatum, die Bindung an einen Benutzer, das Recht zum Drucken, Kopieren etc. sein. Für das Betrachten des PDF Dokuments im Acrobat Reader wird ein spezielles Acrobat Plug-In benötigt, das die übermittelten Rechte ausliest und den Zugriff auf das Dokument steuert. Das Dokument wird verschlüsselt übertragen und erst vom Client entschlüsselt, wenn die Erlaubnis hierfür vorliegt. Das Acrobat Plug-In ist auch für mobile Versionen inkl. Apple Geräten verfügbar. Das Verfahren ist sehr sicher, Rechte sind sehr abgestuft einstellbar.

Nachteile: Es ist die Installation eines Acrobat Plug-Ins erforderlich.
Mit XSEARCH ePS aktivierbar: ja

– Individueller (PDF) Viewer

Letztendlich könnte man auch seinen eigenen Viewer schreiben, der alle Rechte überwacht und abwickelt und auch sein eigenständiges Datenformat benötigt.

Fazit

Ein Fazit muss jeder Verlag und Autor für sich selbst ziehen und zwischen Kopierschutz und User Experience abwägen. Aber auch weitere Aspekte spielen eine Rolle: Was bringt beispielsweise ein individueller Fingerabdruck, wenn die womögliche Rechteverfolgung durch einen Verlag zu extrem negativer Publicity führte?

PDF Sicherheitseinstellungen und Social DRM sind einfach in ihrer Handhabung sowohl für die Datenbank als auch für den Benutzer und sollten daher auf jeden Fall genutzt werden. Alles Weitere ist Geschmackssache, aber eines ist auch klar: Wenn ein Text am Bildschirm lesbar ist, kann er zumindest fotografiert, gedruckt und OCR gelesen werden.

Dieser Artikel erschien am und wurde am aktualisiert.
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