User Experience Folge 3: Suggest Funktion

In unserer heutigen Folge zur User Experience geht es um die Suggest Funktion.

Sie tippen einen Suchbegriff ein und während der Eingabe erhalten Sie bereits passende Vorschläge:

Abbildung: HitEngine Suggestfunktion
bei www.jurnet.at, Verlag Österreich

Suggest ist nicht gleich Suggest

Aber was sollte beim Tippen angezeigt werden?

a) Alle Wörter aus dem Text – keine große Hilfe
Gute Vorschläge während des Tippens zu machen ist gar nicht so einfach. Es gibt Anwendungen, die einfach jedes Wort aus dem Text anzeigen:

Doch dies ist keine gute Idee. Der Anwender möchte ja nicht sehen, wie man amtlich dekliniert, sondern zu Begriffen hingeführt werden, die ihm wirklich weiterhelfen. Dieses Suggest wäre sogar kontraproduktiv, wenn der Benutzer nun den ersten Vorschlag amtliche auswählt und nur exakt nach amtliche gesucht würde. Alle Texte mit den Wörtern amtlich, amtlichen, amtliches, amtlicher werden dann gar nicht gefunden.

Zudem werden bei einem so einfachen Suggest auch Schreibfehler und wirre Zeichenkombinationen angezeigt.

b) Nur Grundformen – besser
Ein erster Schritt ist es, die Wörter zu normalisieren und nur die Grundform anzuzeigen:

Aber wie bekomme ich die Grundform zu jedem Wort?
Hierzu ist eine linguistische Aufbereitung der Wörter notwendig, wie sie spezielle Software bieten.
Hiermit kann jedes Wort auf seine Grundform reduziert werden. Auch werden Schreibfehler erkannt, so dass diese Wörter aussortiert werden.

b) Nur Grundformen und nur Substantive – noch besser
Ein weiterer Schritt ist es, nur Substantive anzuzeigen. Füllwörter wie der, die, das, jedes, alles, aber auch Adjektive und Verben sind ohne weiteren Zusammenhang wenig hilfreich.

Aber wie bekomme ich die Substantive aus jedem Text?
Hierzu ist ein Part Of Speech Tagging erforderlich. Es gibt Tools, die dies anbieten.

c) Nur Grundformen und nur Substantive plus Komposita – noch besser
Die deutsche Sprache ist gespickt von zusammengesetzten Wörtern und ein gutes Suggest sollte dies unbedingt berücksichtigen. Vertrag sollte auch Handelsvertrag anzeigen oder Stuhl auch den Bürostuhl.

d) Nur Grundformen und nur Substantive plus Komposita plus Mehrwortbegriffe und Entitäten – noch besser
Mehrwortbegriffe wie Vertrag zugunsten Dritter oder Personennamen und Orte sollten zusammenhängend angezeigt werden. Also Franz Beckenbauer und nicht einfach nur Franz.

e) Fehlertoleranz und Ranking
Ein fehlertolerantes Suggest ignoriert Schreibfehler bei der Eingabe. Ein gutes Ranking berücksichtigt die Wichtigkeit des angezeigten Begriffs und kann Faktoren wie Häufigkeit bei der Suche oder auch Aktualität des Themas berücksichtigen.

Wie macht es eigentlich Google?

Google Autocomplete konzentriert sich nicht auf den Text, sondern auf das, was die Benutzer suchen. Über 3 Milliarden Suchanfragen pro Tag sind die Basis, um herauszufinden, was die Menschen in verschiedenen Regionen gerade besonders interessiert um dann passende Vorschläge zu machen:

Abbildung: google über alles. Google Autocomplete am 10.9.2015

Auch wenn Sie in Ihrem Portal natürlich viel weniger Suchanfragen haben, ist es trotzdem sinnvoll, das Benutzerverhalten auszuwerten und via adaptivem Ranking in das Suggest einfließen zu lassen.

Sehr gut ist ein Suggest, das nicht nur passende Vorschläge anbietet, sondern auch alle Treffer schon während des Tippens zeigt. Besitzt das Suggest noch eine hervorragende Indexstruktur speziell für diese Aufgabe, ist das Ergebnis überragende Geschwindigkeit, Ranking und User Experience.

Benutzertests haben gezeigt, dass der User mit solchen Suchtechnologien Search as You Type rund 2-3 Sekunden Zeit bei der Suche einsparen und bis zu 90% schneller zum Ziel kommen.

Eine gut gemachte Suggest Funktion ist ein wesentlicher Baustein für gute Suche. Aber ohne Liebe zum Detail kann ein Suggest mehr verwirren als nützen.

Dieser Artikel erschien am und wurde am aktualisiert.
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