Software as a Service (SaaS) ist eine feine Sache. Für viele Anwender genau das Richtige. Aber für alle? Ganz sicher nicht! Immer mehr Software-Anbieter tun jedoch so, als wäre SaaS die alleinseligmachende Darreichungsform und lassen den Anwendern keine Wahl mehr: entweder SaaS oder gar nichts.
Jüngstes Beispiel ist Atlassian. Der Anbieter von Lösungen für Software-Entwickler hat angekündigt, Verkauf, Service und Support der On-premise-Versionen weltweit geschätzter und verbreiteter Produkte wie Bamboo Server oder Jira Core Server 2024 einzustellen. Er ist das vorerst letzte Glied in einer Kette von Software-Anbietern, die sich auf einen singulären Bereitstellungskanal für ihr Leistungsangebot festlegen – und damit ihre Kunden in die SaaS-Welt zwingen.
Auf die Frage nach dem „warum?“ hilft nur die oft erhellende Gegenfrage: „Cui bono?“. Wem also nutzt diese Festlegung auf ein einziges Nutzungsformat? Den Kunden sicher nicht, denn diese Entwicklung geht an ihren Wünschen vorbei. Warum sollten sie sich auf eine einzige Nutzungsmöglichkeit festlegen, warum sollten sie sich SaaS vorschreiben lassen? Dafür gibt es keine guten Gründe – im Gegenteil. Kunden wollen Vielfalt und Wahlfreiheit, keine Bevormundung. Das gilt für Produkte und Services genauso wie für das jeweilige Nutzungsformat, für die technischen Lösungsansätze genauso wie für die wirtschaftlichen Aspekte. Private Cloud, Public Cloud oder Hybrid-IT? Kauf, Miete oder Abo? Opex oder Capex? Das sind keine Glaubensfragen, sondern ist meist das Ergebnis kühler Kalkulation, je nach den konkreten Zielvorgaben und Pflichtenheften, die ihr zugrunde liegen.
Diese bedenkliche Entwicklung ist vielmehr die Bestätigung der oft und fleißig dementierten, sich aber immer mehr erfüllenden Befürchtungen, die seit dem Siegeszug der Cloud sowohl IT-Kunden als auch IT-Dienstleister umtreiben: die Erhöhung der Abhängigkeit, die Ausschaltung der indirekten Vertriebspartner und der Ausbau des Zusatzbusiness mit den Kundendaten direkt beim Software-Anbieter. Der kann zudem durch den Wegfall der On-premise-Versionen Investitionen in indirekte Vertriebskanäle einsparen sowie personelle und finanzielle Aufwände für Support-Ressourcen reduzieren. Schön für die Bilanzen. Jenseits all der vollmundigen Effizienz- und Bequemlichkeitsargumentationen sind genau das die Beweggründe für Dogmatiker, die neben SaaS keine weiteren Nutzungsoptionen mehr akzeptieren wollen.
Die Antwort auf die oben gestellte Gegenfrage ist also einfach: „SaaS only“ schadet Kunden und IT-Dienstleistern, sie nützt Software-Anbietern, die ihre Service-Aufwände reduzieren und sich den exklusiven Zugang zu Kundendaten sichern wollen. Ob die Anwender das dauerhaft akzeptieren? Es wäre nicht das erste Mal, dass sich die Kundenwünsche und -interessen als stärker erweisen als die Planspiele von Marketingstrategen.