Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken, ist im Sinne der zukünftigen Aufstellung eines Unternehmens eine interessante Alternative. Doch auch dabei kommt es auf eine professionelle Arbeitsplatzgestaltung an. Der Küchentisch ist nicht immer die beste Option – vielmehr sind zukunftsorientierte Lösungen im Innenausbau gefragt.
Die Covid-19-Pandemie hat neben den dramatischen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen auch zu interessanten Entwicklungen in der Arbeitswelt geführt. Im Kern geht es dabei um das Homeoffice, das zunächst eine Notlösung war, aber sich dann im Verlaufe der Pandemie zu einer echten Alternative entwickelt hat. So hat eine aktuelle Studie des IAQ (Institut Arbeit und Qualifikation), des ZEW (Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung GmbH) und des IZA (Institute of Labor Economics) die Verbreitung und Auswirkungen von mobiler Arbeit und Homeoffice untersucht. Die Überschrift lautet „Homeoffice hat sich etabliert“: „In der Praxis werden in vielen Unternehmen bereits gute Lösungen gefunden, die ein sinnvolles Arbeiten im Homeoffice ermöglichen. […] Die Studie belegt die positiven Wirkungen ortsflexiblen Arbeitens auf Arbeitszufriedenheit und Produktivität, hebt die reduzierten Pendelzeiten hervor und weist auch darauf hin, dass Homeoffice-Möglichkeiten mittlerweile auch zu einer höheren Arbeitgeberattraktivität führen.“
In einer anderen Untersuchung haben 26 Prozent der Beschäftigten angegeben, zwei Arbeitstage pro Woche von zu Hause aus arbeiten zu wollen. Die Organisationsforscher Florian Kunze und Sophia Zimmermann vom Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ fragten in der Studie nach der Produktivität dieser Beschäftigten, nach ihrer psychischen und organisatorischen Belastung und nach den Möglichkeiten der Betriebe, die neue Situation bestmöglich zu steuern. Und: Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart und hat gemeinsam mit der Gesellschaft für Personalführung 500 große bis mittelgroße Unternehmen aus allen Branchen zum Umgang mit dem Homeoffice nach der Pandemie befragt. Das Ergebnis: Annähernd 90 Prozent der Unternehmen hätten gesagt, dass sie ziemlich stark davon ausgingen, dass ein deutlich größerer Teil auch in der näheren Zukunft in dieser Form arbeiten würden, also sprich, die Anzahl der im Homeoffice arbeitenden Menschen sich auch dauerhaft deutlich nach oben verschieben werde. Das ist auch ein Aspekt des New Work-Verständnisses, das auf eine zeitliche, räumliche und organisatorische Flexibilität in der Arbeitsplatzgestaltung abzielt.
Zwar wird es nicht dazu kommen, dass das Homeoffice Unternehmensräume vollständig ablösen wird. Aber die Entwicklungen weisen deutlich darauf hin, dass das Homeoffice einen relevanten Stellenwert in der Arbeitswelt der Zukunft einnehmen wird. Das Wichtige dabei: Mitarbeiter, die sich in ihrem Büro wohlfühlen, leisten auch bessere Arbeit – das gilt auch fürs Homeoffice! Das bedeutet, zuhause die nötigen Voraussetzungen für professionelles Arbeiten zu schaffen. Nicht jede Wohnung bietet sich als beruflicher Rückzugsort an, und der Küchentisch mag stundenweise als Arbeitsplatz in Ordnung sein. Als dauerhafte Lösung taugt er natürlich nicht.
Auch das Homeoffice muss also einer adäquaten Arbeitsplatzgestaltung entsprechen. Und das bedeutet, nicht nur technisch, sondern vor allem auch architektonisch. Wie eine Umfrage im Frühjahr festgestellt hat, sind mehr als 90 Prozent der heimischen Arbeitsplätze ergonomisch bedenklich eingerichtet. Experten warnen davor, dass schon zwei Tage an einem unangepassten Arbeitsplatz genügen, um Rückenschmerzen und Nackenverspannungen auszulösen und bestehende Beschwerden zu verstärken. Besonders betroffen sind dabei die Lendenwirbelsäule sowie der Schulter-Nacken-Bereich. Das wiederum führt zu krankheitsbedingten Ausfällen und Demotivation, was die Arbeitsleitung einschränkt.
Eine wichtige Basis für ein rückenfreundliches, schmerzfreies Arbeiten ist also die ergonomische Einrichtung des Arbeitsplatzes. Das hängt nicht von der Größe des Homeoffice ab. Viel wichtiger ist, die Arbeitsplatzgestaltung ernst zu nehmen und der Raumkonzeption eine hohe Aufmerksamkeit zu gönnen. Stuhl, Schreibtisch, Struktur: Das muss zusammenpassen und auf Gegenwart und Zukunft ausgerichtet sein. Ist der Arbeitsplatz richtig beleuchtet? Sind alle wichtigen Gegenstände gut erreichbar, und sind Tisch und Stuhl auf die Person angepasst – und wie lässt sich der Arbeitsplatz überhaupt in das architektonische Umfeld integrieren, damit es zu einem Teil der Raumkonzeption wird?
Es ist die Aufgabe des Beraters und Planers, diese architektonischen Lösungen für einen zukunftsorientierten Innenausbau herzustellen, und zwar ganzheitlich: von der Planung der Räume über die Herstellung der Möbel und dem Innendesign bis hin gegebenenfalls zur technischen Umsetzung der gesamten Elektrik und Lichtplanung. Das gilt für den Unternehmenssitz genauso wie fürs Homeoffice und macht aus der Übergangslösung ein langfristig tragfähiges Konzept für Unternehmen und Arbeitnehmer. Das Homeoffice muss entsprechend seiner Funktion und ästhetisch anspruchsvoll zugleich gestaltet werden. Dabei geht es insbesondere um die sinnstiftende Funktion der Arbeit und um Werte wie Freiheit und Selbstständigkeit.