In der Branche der Informationstechnik wurden in Deutschland 2021 erstmals mehr als 100 Milliarden Euro umgesetzt (laut einer Analyse vom Digitalverband Bitkom). Zwar wird auch für das Jahr 2022 ein Wachstum erwartet – voraussichtlich um ca. 5,9 Prozent. Dennoch könnte das Wachstum geringer ausfallen, als es sein könnte. Der Fachkräftemangel macht auch vor der IT-Branche nicht halt und könnte damit nicht nur das Wachstum der Branche bremsen, sondern auch das Voranschreiten der Digitalisierung in Deutschland.
New Work treibt das Wachstum voran
Hybrides Arbeiten, digitale Meetings oder Remote Work sowie verschiedene andere digitale Möglichkeiten der Zusammenarbeit ermöglichen der Branche ein großes Wachstum. Schon vor der Corona-Pandemie war die Tendenz zu diesen neuen Arbeitsmethoden abzusehen. Die Corona-Pandemie hat dies alles mit ihren ganzen Beschränkungen weiter und schneller vorangetrieben. Mitarbeiter mussten schnell aus dem Homeoffice arbeiten. Neue Lösungen mussten her. Anbieter wie Zoom oder Slack erlebten einen großen Zulauf. Wiederum entstanden auch viele neue Anbieter, die den Markt aufmischten.
Die IT-Branche spiegelt mit ihrem Wachstum also den Trend zu neuen Arbeitsplatzkonzepten, die auch nach der Pandemie weiter bestehen werden, wider. Trotz den Lieferengpässen bei Halbleitern, der Inflation und immer neuen Beschränkungen durch die Corona-Pandemie konnte die IT-Branche ein überdurchschnittliches Wachstum verzeichnen. Ohne die Lieferengpässe wäre das Wachstum vermutlich noch größer ausgefallen.
Langfristige Schwierigkeiten durch den Fachkräftemangel
Langfristig gesehen aber wird der IT-Fachkräftemangel das Wachstum ausbremsen. Es besteht unter anderem eine hohe Nachfrage nach Digitalisierungs-Dienstleistungen. Um dem Problem des Fachkräftemangels ein Gesicht zu geben, folgen ein paar Zahlen zur Arbeitsmarktlage in Deutschland.
In der IT-Branche sind derzeit 1,25 Millionen Menschen tätig. Ca. 39.000 neue Stellen soll es 2022 geben. Selbst im Krisenjahr 2020 hat die IT-Branche neuer Stellenplätze geschaffen. In den letzten fünf Jahren wurden allerdings von 150.000 neuen Stellen 96.000 Stellen nicht besetzt. Schwer zu besetzende Stellen werden bereits über Personalberatungen und Headhunter gesucht. Das große Netzwerk der Personalberatungen hilft, Vakanzen zu bestzen.
Dieser Mangel wirkt sich nicht nur auf die IT-Branche aus, sondern auch auf die Digitalisierung, die damit gebremst wird. Im weltweiten Vergleich ist die IT ein Nachzügler, während USA und China weiterhin voran gehen. Dies sieht man im Vergleich der weltweiten ITK-Ausgaben: Deutschlands Anteil liegt bei nur 3,9 Prozent, die USA dagegen bei 36 Prozent, China immerhin noch bei 11,8 Prozent.
Mangel an Programmierern und IT-Administratoren
Etwa 41 Prozent der Unternehmen suchen Software-Entwickler bzw. Software-Architekten. Mit 18 Prozent folgen IT-Projektmanager. An dritter Stelle (mit 13 Prozent) werden IT-Anwendungsbetreuer bzw. IT-Administratoren gesucht. Die Folgen der unbesetzten Vakanzen sind derzeit nicht absehbar. Sicher jedenfalls ist, dass Transformationsaufgaben nicht mehr erfüllt werden können und so zum Beispiel das Thema digitale Bildung ins Hintertreffen geraten kann. Zudem werden auch dem Staat mehr und kompetente IT-Kräfte fehlen. Der Digitalverband Bitkom fordert eine bessere Aus- und Weiterbildung, die Stärkung von Frauen in der IT und die Förderung qualifizierter Zuwanderung.
Fazit
Durch den demografischen Wandel sowie dem steigenden Bedarf aufgrund des Wachstums besteht ein hoher Bedarf an IT-Nachwuchskräften. Die Berufsaussichten sowohl für IT-Absolventen als auch für Quereinsteiger sind erfolgsversprechend. Nicht nur die Hoffnung auf eine gute Karriere treibt viele in diesen Berufszweig. Viele Unternehmen lassen sich neben dem Gehalt auch einiges einfallen, um Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden. Das fängt bei flexiblen Arbeitszeiten an, geht über ein Job-Ticket oder Homeoffice, über das Angebot einer Kinderbetreuung bis hin zu vielen anderen Benefits. Das Fatale: Einigen Umfragen zufolge denken fast 2/3 der Beschäftigten weltweit in der IT-Branche darüber nach, in den nächsten zwei bis drei Jahren ihren Arbeitsplatz zu wechseln. Das wird den Konkurrenzkampf in der IT-Branche weiter anfachen und die prekäre Lage in Deutschland nicht vereinfachen.