Algorithmus-basierte Screenings können das Recruitment deutlich vereinfachen, wenn Unternehmen und Jobsuchende damit professionelles Matchmaking betreiben und sich selbst hinterfragen.
Der Fachkräftemangel in Deutschland verschärft sich zusehends. Beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag heißt es beispielsweise: „Insgesamt erwarten 85 Prozent der Betriebe unterschiedliche negative Effekte infolge von Fachkräfteengpässen, während 15 Prozent entweder keinen Fachkräftemangel haben beziehungsweise ihn auch künftig nicht erwarten oder nicht mit Folgen eines solchen Mangels rechnen. Insbesondere im Baugewerbe rechnen viele Betriebe mit Auswirkungen infolge fehlenden Personals (94 Prozent), aber auch in der Industrie (89 Prozent), bei den Dienstleistern (84 Prozent) und im Handel (82 Prozent) sind es nicht viel weniger.“ Das sind Daten aus dem DIHK-Fachkräftereport 2021.
Besser ist es nicht geworden, im Gegenteil. Der Fachkräftemangel in der deutschen Wirtschaft hat zuletzt einen neuen Höchststand erreicht. Mittlerweile sehen sich 44 Prozent der Unternehmen durch den Fachkräftemangel in ihren Geschäften gebremst, heißt es in Medienberichten. Und eine neue Studie über 860.000 Stellenanzeigen der Bauwirtschaft und der Gastronomiebranche im Auftrag der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass in mehr als zwei Dritteln der Jobanzeigen zwar mehrere Teilqualifikationen gefragt sind, aber kein volles Berufsprofil.
Das weist auf ein großes Risiko hin. Unternehmen geben sich immer öfter mit Mitarbeitenden zufrieden, die eigentlich nicht zu ihnen passen. Und das liegt nicht nur an der fehlenden Anzahl an potenziellen Mitarbeitenden, sondern auch daran, dass das Recruitment vieler Unternehmen unpräzise ist und dass viele Jobsuchende sich wahllos auf alles bewerben, was ihnen vor die Füße fällt. Daher müssen Unternehmen alles daransetzen, die Rekrutierung neuer Mitarbeitenden voranzubringen und zu professionalisieren – und Menschen auf Jobsuche sollten genau wissen, welche Stelle wirklich zu ihnen passt.
Denn zu häufig finden im klassischen Recruitment noch immer zusammen, was eigentlich nicht zusammenpasst. Jobsuchende reflektieren oft weder ihre Talente noch ihre Neigungen. Unternehmen wissen häufig nicht genau, welche Persönlichkeiten und Kompetenzen sie wirklich brauchen. Bei der Optimierung dieser Situation spielt moderne Technologie eine herausragende Rolle. Mit deren Hilfe können Unternehmen und Jobsuchende detailliert analysieren, wer sie sind, was sie bieten und wen sie suchen und dann dank spezieller Algorithmen passgenau zueinanderfinden.
Das verbindet die zentralen Elemente des wissenschaftlichen Self Assessments und herkömmlicher Job-Börsen: Der Ansatz des wissenschaftlichen Screenings und Matchings bietet eine strukturierte Möglichkeit für beide Seiten, sich zu hinterfragen und ein passgenaues Anforderungs- und Angebotsprofil zu entwickeln. Das hilft, sich optimal im Arbeits- beziehungsweise Bewerbermarkt zu positionieren und so den richtigen Job beziehungsweise die passenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Ein Beispiel dafür ist die Plattform Matchpoint Campus, die ein Professor der Hochschule Niederrhein gemeinsam mit wissenschaftlichen Mitarbeitern und Studierenden entwickelt hat.
Das Entscheidende: Beide Seiten müssen sich für ein ideales Matchmaking selbst ehrlich analysieren. Ein wissenschaftliches Screening hilft, Scheuklappen abzulegen Jobsuchende müssen sich über ihre Kompetenzen und Persönlichkeit bewusstwerden und die Merkmale und Charakteristika der gewünschten Tätigkeit und die Struktur und Kultur des optimalen Unternehmens herausarbeiten. Für Unternehmen gilt das gleiche Prinzip. Sie geben an, wofür sie stehen, was sie bieten und wen sie genau für welche Tätigkeiten suchen. Das System legt diese Profile dann übereinander, damit die richtigen Bewerbenden auf die richtigen Unternehmen treffen.
Der Hintergrund: Ein entsprechendes Konzept will Bewerberinnen und Bewerber auf der einen Seite und Unternehmen auf der anderen Seite dazu qualifizieren, sich ihrer eigenen Stärken und Schwerpunkte bewusst zu werden und eine begründete Entscheidung bei der Jobsuche und Personalauswahl zu treffen.