Gehen Firmen gezielt höhere Risiken in ihrer Wertschöpfungskette ein, so können sie ihre Ergebnisse um bis zu 14 Prozent verbessern. Dieses Ergebnis ist eines der zentralen der Studie „Boosting company performance“ von Roland Berger Strategy Consultants, der Universität Hohenheim und der ETH Zürich. Kunden erwarten heute breite, individuelle Produktportfolios sowie kurze Lebenszyklen; Firmen, die diese Risiken in der Wertschöpfungskette eingehen, haben einen strategischen Wettbewerbsvorteil.
Doch es gibt auch Folgen: Höhere Sicherheitsbestände und eine längere Geldumschlagsdauer müssen die Wertschöpfungsrisiken ausgleichen. Dabei erhöhen sich die Working Capital-Bestände. Unternehmen sollten daher ihre Risiken in der Supply Chain transparent gestalten und sie dann auf ein Zielniveau aussteuern.
Wer beispielsweise die Anzahl der Zulieferer klein hält, ist sicherlich stärker von ihnen abhängig; andererseits lassen sich dadurch bessere Konditionen aushandeln und Kosten sparen. Weitere Risikohebel stellen außerdem ein breiteres Produktangebot sowie kürzere Produktlebenszyklen dar, erklären die Macher der Studie. Gleichzeitig würden Unternehmen ihre Ansätze zur Verwaltung von Umlaufvermögen überdenken und neigen zu verlässlicheren und ganzheitlichen Ansätzen. Methoden und Werkzeuge, die sich in der Vergangenheit bewährt haben, könnten zukünftig ungenügend sein. In den heutigen globalisierten Märkten dominieren Supernetzwerke. Die Wichtigkeit der Flexibilität aller Parteien in einer Supply Chain wird zunehmend eine Kern- Wettbewerbsstrategie.
Auch ein stärkeres Outsourcing verschiedener Aktivitäten wie etwa in den Bereichen Forschung & Entwicklung, Produktion oder Logistik kann zu einer höheren Flexibilität der Firmen führen. Dadurch wird jedoch die Wertschöpfungskette komplexer. Auf Vertriebsebene stellt hingegen ein globales und stark ausgebautes Netz sicherlich ein hohes Risiko für Unternehmen dar, ermöglicht jedoch zeitgleich eine starke internationale Präsenz und eine größere Kundennähe.
Unternehmen, die höhere Risiken in der Wertschöpfungskette eingehen, müssen eine schlechtere Working Capital Performance in Kauf nehmen, um die Risiken auszugleichen: „Eine erhöhte Komplexität in der Supply Chain führt dazu, dass Firmen tendenziell höhere Bestände und Forderungen akzeptieren müssen“, erläutert Prof. Dr. Dirk Hachmeister von der Universität Hohenheim. „Denn z.B. ein breites Produktportfolio oder kürzere Lebenszyklen vergrößern den Bedarf an Beständen. Unternehmen, die bereit sind, höhere Risiken einzugehen, weisen daher in der Regel eine längere Geldumschlagsdauer vor.“
Fazit: Ein umfassendes und proaktives Risikomanagement, das alle Stufen der Wertschöpfungskette eines Unternehmens mit einbezieht, hilft Firmen dabei, das maximale Marktpotenzial für sich zu nutzen.