Der jetzt erstmals veröffentlichte Quartalsindex Elektromobilität der Roland Berger Strategy Consultants und die Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen mbH Aachen (fka) bringt den technologischen Entwicklungsstand, die regionale Entwicklung der Fahrzeug-, System- und Komponentenproduktion sowie die Positionierung der einzelnen Länder im Markt für Elektrofahrzeuge auf den Punkt. Verglichen werden in dem Index die führenden sieben Automobilnationen: Deutschland, Frankreich, Italien, USA, Japan, China und Südkorea.
Demnach zeigt China eine schwache Position bezüglich der regionalen Wertschöpfung. So wird das Land im Jahr 2015 voraussichtlich ca. 150.000 Elektro- und Hybridfahrzeuge herstellen – und damit weit hinter Japan (490.000), den USA (330.000) und Deutschland (170.000) rangieren. Ebenfalls limitiert ist die chinesische Batteriezellenproduktion: Bis 2015 wird das Land voraussichtlich Batteriezellen für eine Gesamtkapazität von rund 1.500 MWh produzieren.
Richtig stark zeigt sich China allerdings hinsichtlich der Förderbudgets für Forschung und Entwicklung. So stellt die chinesische Regierung bis 2015 über 7 Milliarden Euro für die Weiterentwicklung der Elektromobilität zur Verfügung. Die chinesische Regierung hatte mit ihren staatlichen Entwicklungsplänen in den vergangenen Jahren vor allem auf einen Richtungswechsel hin zur Hybridtechnologie gesetzt – hier erwarten die Automobilexperten von Roland Berger und fka mittelfristig keine deutliche Änderung.
Südkorea belegt im aktuellen Quartalsindex Elektromobilität den Spitzenplatz hinsichtlich der Technologie. Denn das Technologieniveau der von koreanischen OEMs vorgestellten, jedoch noch nicht am Markt eingeführten Elektrofahrzeuge ist hoch und das Kosten-Nutzen-Verhältnis günstig. Gleichzeitig wird die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich in Relation zur gesamten Wirtschaftsleistung des Landes gut gefördert: 0,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) investiert Südkorea in die E-Mobilität. Das entspricht 734 Millionen Euro bis 2015.
Ganz anders sieht es bei der nationalen Wertschöpfung aus: Mit lediglich 20.000 E-Autos bis 2015 fällt die Produktion von südkoreanischen Elektrofahrzeugen eher bescheiden aus. Viel stärker zeigt sich die Herstellung von Li-Ionen-Batteriezellen. Bis 2015 erwarten die Experten in Südkorea eine stärkere Produktion (3.041 MWh) als in den USA (2.662 MWh). Durch die Incentivierung des Fahrzeugkaufs, sowie eine zukünftige Präsenz der koreanischen E-Autos bei den Händlern sollen sich die noch schwachen Absatzzahlen deutlich verbessern.
Deutsche OEMs sind im weltweiten Vergleich technologisch gut aufgestellt, auch wenn das aktuelle Elektrofahrzeugangebot noch gering ist. So wird Deutschland im Jahr 2015 mit rund 170.000 E-Autos am Markt weit hinter den Spitzenreitern Japan und den USA liegen. Dies liege laut den Experten hauptsächlich daran, dass andere internationale Hersteller, etwa aus Frankreich, Japan und Korea, ebenfalls attraktive Konzepte und ein besseres Preis-Leistungsverhältnis anbieten.
Die hohen öffentlichen Förderungen für die Entwicklung der E-Mobilität in Höhe von knapp 2,5 Milliarden Euro bis 2015 bieten allerdings eine hervorragende Basis für die technologische Weiterentwicklung in Deutschland. Was hier noch fehle sei vielmehr eine passende Marktvorbereitung. Deutschland benötige eine höhere Industrieförderung, die zu einer höheren regionalen Wertschöpfung führe, und eine Steigerung der zugelassenen Elektrofahrzeuge mithilfe von Kaufanreizen.