Laut des Wall Street Journal plant Google seine Adwords eine neue Ausrichtung zu geben: Werbekunden sollen künftig Listen von Mailadressen einreichen können, die der Suchmaschinenkonzern dann mit seiner Datenbasis abgleicht und entsprechende nutzerkonforme Anzeigen bei der Google Suche anbietet. Neu ist die Idee nicht. Facebook bietet dies unter der Bezeichnung „Custom Audiences“ an. Facebook vs. Google, ein zweischneidiges Schwert zumal Facebook Werbung bei vielen Werbekunden als zu sehr behäbig und intransparent daher kommt (dazu in einem anderen Artikel später mehr).
Zum E-Mail-Targeting mit Google AdWords hat sich nun auch die Online-Marketing-Agentur Bloofusion geäußert und eine Einschätzung abgegeben: So liege diese Änderung durchaus im Bereich des Möglichen. „Eine reine Ausrichtung auf E-Mail-Adressen dürfte es aber wohl nicht geben. Zu erwarten ist vielmehr, dass E-Mail-Adressen zur Verfeinerung der bestehenden Ausrichtungen – vor allem also Keywords – herangezogen werden“, so Martin Röttgerding, Head of SEM der Bloofusion Germany GmbH. „Werbetreibende könnten das auf zwei Arten nutzen: Um die Werbung gezielt auf bestimmte Nutzer, z. B. ihre Kunden, zu beschränken, oder um bei diesen Nutzern ihre Gebote anzupassen“, so Röttgerding weiter.
Einen Aufschrei wegen der Nutzung von E-Mail-Adressen befürchtet Bloofusion allerdings nicht. „Im Grunde würde sich die Ausrichtung auf E-Mail-Adressen nicht großartig von den etablierten Remarketing-Funktionen bei Google AdWords unterscheiden. Wir erwarten, dass Google hier die gleichen Sicherungsmechanismen nutzen wird, um zu verhindern, dass bei Nutzern ein ungutes Gefühl aufkommt.“ Hierzu zählen Mindestgrößen von Zielgruppen, wodurch die Ansprache einzelner Nutzer unmöglich wird, sowie das Verbot, solche Ausrichtungsmöglichkeiten in besonders sensiblen Kategorien zu nutzen.
Abseits der Google-Suche könnten Werbetreibende indes auf mehr Möglichkeiten hoffen: „Google war schon immer sehr restriktiv, wenn es um das Targeting von Nutzern in der eigenen Suche ging. Im Google Display-Netzwerk bietet AdWords dagegen sehr detaillierte Ausrichtungsmöglichkeiten. Das liegt vermutlich daran, dass Google sich dort außerhalb der Schusslinie wähnt – Nutzer fühlen sich zwar von Remarketing-Anzeigen verfolgt, aber wann hat sich jemand das letzte Mal über den Netzwerkbetreiber beschwert?“, führt Röttgerding aus.
Insgesamt erwartet man bei Bloofusion, dass sich die Ausrichtung auf E-Mail-Adressen geräuschlos in Googles Werbeplattform integrieren wird: „E-Mail-Targeting dürfte bei AdWords ähnlich wie das Remarketing umgesetzt werden. Dass das alles ein großer Wurf wird, bezweifle ich aber. Vieles, was mit E-Mails geht, lässt sich schon jetzt über das Remarketing abbilden. Es gäbe einige neue Möglichkeiten, von denen einige Werbetreibende Gebrauch machen würden, aber sicher keine Revolution des Suchmaschinenmarketings“, so Röttgerding.