Die Welt wird internationaler – das macht sich auch in der Online-Welt immer mehr bemerkbar. Webseitenbetreiber und Online-Shops setzen verstärkt auf eine mehrsprachige Ausrichtung ihrer Internetpräsenzen für verschiedene Länder, um ihre Reichweite und somit auch den Kundenstamm zu erweitern. Englischsprachige Informationen und Produktdetails bereitzustellen, ist zwar ein guter Ansatz, lässt viele Unternehmen jedoch an technischen Strukturen scheitern. Durch die inkorrekte geografische und sprachliche Ausrichtung der Website wird häufig viel Potenzial verschenkt.
Praxisbeispiel: Regionale Unterschiede bei gleicher Sprache
Dass in Österreich und in der Schweiz ebenso Deutsch gesprochen wird und somit auch deutschsprachige Suchanfragen bei Google und anderen Suchmaschinen einlaufen, ist eine wichtige Herausforderung. Angenommen ein Kunde aus Düsseldorf sucht bei google.de nach einem Fahrrad und gelangt über die Suchergebnisseite (SERP) auf den Shop eines Fahrradhändlers mit dem Domainnamen www.beispiel.ch. Hier findet er zwar das gewünschte Produkt, jedoch wird der Kaufabschluss mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zustande kommen. Preisangaben in Schweizer Franken und immense Portokosten für den Versand nach Deutschland wirken für den User aus Deutschland abschreckend – er schließt das Fenster und begibt sich weiter auf die Suche nach seinem Fahrrad. Hätte der Fahrradhändler die richtigen Signale für die geografische und sprachliche Ausrichtung seiner Website genutzt, wäre der Besucher auf www.beispiel.de gelandet und hätte womöglich einen Kauf abgeschlossen.
Schlechte Rankings, Vertrauensverlust, Frustration
Die dargestellte Situation verdeutlicht, wie wichtig es ist, dem User geografisch ausgerichtete Webseiteninhalte anzubieten. Auch wenn der Shopbetreiber international aufgestellt ist und eigentlich auf seiner Domain www.beispiel.de für deutsche Kunden einen kostenfreien Versand anbietet, gelangt ein Großteil der User aus Deutschland auf die Schweizer Website. Zudem kann es vorkommen, dass zwei sehr ähnliche URLs direkt untereinander über die Suchergebnisseiten ausgespielt werden. Das vernachlässigte Geo-Targeting führt nicht nur zur Verwirrung, zu Frustration und zum Vertrauensverlust des Nutzers. Der Webseitenbetreiber verschenkt durch diese Vorgehensweise auch Potenzial auf Top-Platzierungen für relevante Keywords auf dem deutschen Suchmarkt. Da sprachlich bedingter Duplicate Content (DC) vorliegt, indem für verschiedene Länder der gleiche beziehungsweise sehr ähnlicher Content ausgespielt wird, ist dies auch aus SEO-Sicht eine besondere Ausgangslage.
Die Zuweisung von relevanten Sprach- und Länderversionen hat einen großen Einfluss bei Google und anderen Suchmaschinen und ist ein Punkt, der bei jeder Website mit mehrsprachigen Inhalten notwendig beachtet werden sollte.
Geografische und sprachliche Faktoren im Überblick
Um Suchmaschinen wie Google, Bing und Co. dabei zu unterstützen, die Inhalte der Website sowohl sprachlich als auch geografisch einzustufen, haben Webseiten-Betreiber verschiedene Möglichkeiten.
1. Sprache der Inhalte
Die verwendete Sprache hilft Google dabei, die Seite zuzuordnen, um diese für das jeweilige Zielpublikum auszuspielen. Die sauberste, aber eine relativ aufwändige Lösung ist es, für jedes Land einzigartigen Text auf den jeweiligen Länderdomains bereitzustellen. Das bedeutet für den Webseitenbetreiber, dass er pro Ländervariante, das heißt www.beispiel.de,www.beispiel.at nd www.beispiel.ch, eigene Inhalte verfassen muss, auch wenn sich die dargebotenen Produkte und Dienstleistungen kaum oder gar nicht voneinander unterscheiden. Nennenswerter Vorteil ist hier, dass durch dieses Vorgehen besser auf die Zielgruppe eingegangen werden kann. Es ist so möglich, das Angebot auf den jeweiligen Markt und die jeweilige Kultur auszurichten bzw. können thematische Keyword-Unterschiede berücksichtigt werden.
Kommen wir zurück zu unserem Fahrradhändler. Würde er für die Schweizer Seite das Keyword „velo kaufen“ statt „fahrrad kaufen“ verwenden, hätte er gleich drei Vorteile:
Mehr Traffic:
Der schweizerdeutsche Begriff „velo kaufen“ wird in der Schweiz 1.000 Mal monatlich gesucht – das hochdeutsche Keyword „fahrrad kaufen“ generiert lediglich 590 monatliche Suchanfragen.
Zielgruppe:
Die Schweizer Zielgruppe würde sich besser angesprochen fühlen und der deutsche User wäre niemals auf die Schweizer Seite gelandet.
Duplicate Content:
Die Anpassung des Textes verhindert zudem ein sprachlich bedingtes Duplicate Content Problem. Häufig scheitert jedoch die Umsetzung an Ressourcenmangel. In diesem Falle sollten zumindest die strategisch wichtigsten Seiten für das jeweilige Zielpublikum angepasst werden.
2. TOP LEVEL DOMAIN
Ein weiteres Signal für Google ist die Verwendung einer County Code Top-Level Domain, kurz ccTLD. Für eine Schweizer Website sollte also www.beispiel.ch gewählt werden. Falls die jeweiligen Länderdomains nicht verfügbar sind oder aus strategischen Gründen keine gewählt wird, kann auf eine generische TLD wie z.B. „.com“ zurückgegriffen werden. Hier sollte dann mit Länder- und Sprachkürzeln in Subdomains bzw. Verzeichnissen gearbeitet werden. Zum Beispiel de.beispiel.com/ch/ oder beispiel.com/ch-de/. In diesem Fall sind weitere Maßnahmen zur geografischen Ausrichtung notwendig.
3. Google Webmaster Tools
Alle Länderseiten sollten in den Google Webmaster-Tools angemeldet werden. Falls, wie oben beschrieben, eine nicht länderspezifische Top-Level-Domain wie .net, .org oder .com verwendet wurde, gibt es die Möglichkeit, das geografische Ziel einer Seite zu benennen. Wie die Grafik zeigt, lassen sich die Google Webmaster Tools unter „Suchanfragen > internationale Ausrichtung > Sprache“ einstellen:
4. HREFLANG-Attribut
Das hreflang-Attribut stellt eine sehr wichtige Lösung zur Einordnung der Inhalte dar. Das Attribut bietet die Möglichkeit der Suchmaschine genau mitzuteilen, um welche Sprache es sich handelt und für welche Region der Content bestimmt ist.
Das hreflang-Attribut sollte immer eingesetzt werden, sobald es mehrere Sprach- oder Länderversionen einer Website gibt, ganz egal für welche Sprachen und welches Land. So helfen Sie Google, Ihre internationale Website-Architektur zu verstehen und vermeiden sprachlich bedingte Duplicate-Content-Probleme.
Die hreflang-Anmerkung kann auf drei verschiedene Arten implementiert werden. Entweder im Head-Bereich der Website, als Sitemap oder über den HTTP-Header. Für die Startseite einer Schweizer Website, welche die Inhalte für deutschsprachige und französischsprachige Besucher anbietet, sieht die Anweisung wie folgt an:
Zu beachten ist jedoch, dass es sich bei dem hreflang-Attribut nur um einen Hinweis für Google handelt und nicht um einen strikten Befehl. Das bedeutet, überwiegen andere Merkmale, kann es sein, dass Google das hreflang-Tag ignoriert. Daher ist es wichtig, auch die anderen hier aufgeführten Signale zu berücksichtigen.
5. Sonstige Angaben
Auch die Angabe der lokalen Währung, der Telefonnummer bzw. der physischen Geschäftsadressen und deren semantisch korrekte (http://schema.org/Organization) Auszeichnung sind ein Signal für Google, die geografische Relevanz der Website zu bestimmen.
6. Backlinks
Verlinkungen externer Seiten spielen auch bei der Zuordnung von Länderwebsites eine Rolle. Erhält eine Website beispielsweise viele Backlinks von italienischen Seiten, zeigt dies Google und Co. auf, dass die Website für italienisch sprechende User relevant ist.
7. Serverstandort
Der Serverstandort ist für die Suchmaschine in Zeiten von Content Delivery Networks (CDNs) kein verlässlicher Indikator zur Bestimmung der geografischen Relevanz. Wichtig ist jedoch die Ladezeit der Website für das Ranking. Darum kann ein länderspezifisches Hosting durchaus sinnvoll sein.
Fazit
International aufgestellt zu sein, ist ein Ziel vieler Webseiten-Betreiber. Doch nur wer weiß wie es geht, wird von Google belohnt. Denn sollen Webseiten auch in Ländern außerhalb Deutschlands erfolgreich Kunden locken, ist eine korrekte Umsetzung und Bereitstellung von Inhalten sehr wichtig. Durch eine sprachliche und geografische Ausrichtung können nicht nur wichtige Rankings in den Suchergebnisseiten des jeweiligen Landes erreicht werden, sondern auch Kunden überzeugt werden. Dieses Vertrauen, dass ein Webseiten-Betreiber genau die Informationen bereit stellt, die ich als User benötige, ist ein enormer Gewinn, der nachhaltig auf den Erfolg eines Unternehmens einzahlt.
Autor:
Christian Weckopp
Geschäftsführer TWT Online Marketing GmbH
Christian Weckopp, Geschäftsführer der Düsseldorfer TWT Online Marketing GmbH, ist Experte für Suchmaschinenoptimierung und -marketing sowie für digitale Kommunikation, Social Media Marketing und Online-Redaktion. Im Jahr 2006 kam Weckopp zur TWT Interactive GmbH und wurde 2011 Geschäftsführer der TWT Online Marketing GmbH.
Über TWT Online Marketing GmbH
Die TWT Online Marketing GmbH ist ein Tochterunternehmen der Full-Service-Internetagenturgruppe TWT Interactive. TWT Interactive, gegründet 1995, hat ihren Hauptsitz in Düsseldorf. TWT Online Marketing ist spezialisiert auf die Vermarktung von Produkten oder Dienstleistung im Internet. Durch die Entwicklung von ganzheitlichen Strategien und Online-Konzepten garantiert TWT den Kunden maximalen Erfolg im digitalen Business. Zu den Kunden zählen u.a. Robert Bosch GmbH, AOK Rheinland/Hamburg, BKK Pronova, Verpoorten Original und Kötter Sicherheitssysteme.