Ein Trend erreicht Marktreife: Smartphones, immer schnelleres mobiles Breitband und eine Vielzahl innovativer Apps haben dem Medium mobile im vergangenen Jahr zu einem gewaltigen Aufschwung verholfen. Durch diese rasante Entwicklung verwundert es nicht, dass sich auch immer mehr Unternehmen in mobile Welten begeben und ihre Vertriebsinvestitionen in den kommenden Jahren verstärkt auf das Internet und Angebote für Mobilgeräte konzentrieren wollen. Was, fragt man sich, erwartet uns in der mobilen Zukunft?
Mobile Trends: Wie die Bank in Zukunft zum Kunden kommt
Das Internet wird immer mobiler: Jüngste Prognosen gehen davon aus, dass schon in wenigen Jahren jedes zweite Handy onlinefähig sein wird. Der überaus erfolgreiche Marktstart der Tablet-PCs verstärkt diese rasante Entwicklung noch zusätzlich. Bereits gut jeder fünfte Bundesbürger denkt schon über den Kauf eines Apple iPad nach. Kein Wunder also, dass Banken und Sparkassen ihre Vertriebsinvestitionen in den kommenden Jahren vor allem auf das. Dies ist ein Ergebnis der Studie „Branchenkompass 2010 Kreditinstitute“ von Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut.
Allein die binnen eines Jahres erwartete Verdopplung der Tablet-PCs eröffnet der Kreditwirtschaft ganz neue Möglichkeiten. Lassen sich auf diesen Geräten doch vor allem digitale Dienste anbieten, für die der Bildschirm eines Smartphones einfach zu klein ist. Videos und Produktinformationen, wie sie derzeit nur über den stationären Computer abrufbar sind, können so in stärkerem Umfang ortsungebunden zur Beratung und Vorabinformation beitragen. Beispiel Immobilienfinanzierung: Der virtuelle Rundgang durch das Traumhaus und das parallel dazu präsentierte Finanzierungsbeispiel lassen sich zu einem ganz neuen Beratungserlebnis gestalten. Wenn solche Anwendungen dann noch mit auf Satellitennavigation basierenden Location-based-Services kombiniert werden, und der Kunde sich auch ein zu verkaufendes Haus von innen betrachten kann, an dem er mehr oder minder zufällig vorbeigekommen ist, werden die sich abzeichnenden Veränderungen in der Finanzberatung deutlich.
Die mit solchen Anwendungen gesammelten Erfahrungen sollen übrigens auch in die vertriebliche Nutzung des jüngsten Streichs der Marktführer Apple und Google – die Verschmelzung von Internet und TV – einfließen. Der besondere Reiz liegt hierbei darin, sich dem Kunden direkt auf dem heimischen Sofa präsentieren zu können. Denkbar ist darüber hinaus das Einspielen viel persönlicherer Werbebotschaften, weil man durch die Verbindung zum Internet mehr Informationen über den Kunden erhält und somit ganze Profile zum Surfverhalten des Kunden erstellen kann. Die Hälfte der werbetreibenden Unternehmen sieht künftig in Tablet-PCs und TV-Internet einen direkten Abverkaufskanal in ihrem Marketing-Mix.
Noch befinden sich die meisten Banken und Sparkassen beim Thema Web-TV allerdings in der Lauerstellung. Wie aber beispielsweise der Mitte Oktober von Sony vorgestellte Fernseher mit integriertem Google-TV zeigt, dürfte sich mancher Finanzdienstleister schon schneller als geplant im Internet-TV wiederfinden. Schließlich zielt die Fernbedienung mit vollwertiger Tatstatur direkt auf die Kommunikation in sozialen Netzwerken. Und für die Präsenz in den Web 2.0-Netzen haben für die kommenden Jahre bereits 40 Prozent der Kreditinstitute Investitionen fest eingeplant. Wobei zugegeben einige Projekte noch Experimentalcharakter haben dürften.
Entwicklung neuer Mobil-Dienste noch nicht erschöpft
Die Phase des Trial and Error haben einige Häuser in Sachen Tablet-PC bereits überwunden. Die Anwendungen unterscheiden sich dabei von herkömmlichen Apps in erster Linie durch eine grafische Anpassung an den größeren Bildschirm und den dadurch verbesserten Bedienkomfort. So haben beispielsweise die Volks- und Raiffeisenbanken aber auch die Sparkassen ihre Smartphone-Apps vereinfacht gesagt auf das Tablet-Format „vergrößert“ und damit komfortabler gemacht.
Die Anpassung der Apps dürfte sich lohnen, da die Ansprüche der Tablet-Nutzer ähnlich zu denen von Smartphone-Besitzern sind. Und unter diesen wünscht sich schon fast jeder dritte Finanz-Apps auf seinem Handy. Die App-Stores sind daher prall gefüllt mit Anwendungen, die etwa den Kontostand und das Aktiendepot anzeigen und mit denen Kunden Überweisungen veranlassen können. Diese Entwicklung wird ungebremst weitergehen. Denn die Nachfrage der aktuell 7,7 Millionen Smartphone-Nutzer in Deutschland nach mobilen Services nimmt weiter zu. 2015 wird es erstmals mehr mobile Internetverbindungen als stationäre geben, zeigen Studien.
Die Entwicklung neuer mobiler Dienste ist dabei längst nicht erschöpft. Nach den Standard-Banking-Applikationen, wie die Darstellung allgemeiner Kontoinformationen, Überweisungen und die Suche nach dem nächsten Geldautomat, sind neue Dienste schon in Arbeit. Die Nachricht vom Geldeingang direkt auf dem Handy-Display und nicht mehr als SMS wird bald Standard sein. Dazu werden sich Dienste gesellen, die den Kunden noch stärker selbst aktiv werden lassen. Im Kommen ist unter anderem eine mobile Depotführung. Die Kunden werden künftig in der Lage sein, auch unterwegs Kauf- und Verkaufsorder von Wertpapieren per Smartphone zu platzieren. Für die dafür nötige Marktübersicht sorgt zum Beispiel ein personalisierter Börseninformationsdienst.
Gespannter Blick auf das Weihnachtsgeschäft
Wichtig bei der Entwicklung neuer Applikationen ist, dass die Nutzer die kleinen Helfer nur dann akzeptieren, wenn sie einen wirklichen Mehrwert gegenüber den konventionellen Prozessen bieten. Ein gutes Beispiel ist die fotografische Überweisungsvorbereitung: Kunden erhalten von unterschiedlichen Stellen immer noch Überweisungsvordrucke zugeschickt, beispielsweise von Verlagen, Händlern und Behörden. Üblicherweise schreibt der Kunde die Daten ab und überträgt sie in das Online-Bankingportal – ein sehr mühseliges Vorgehen. Alternativ können Kunden die Bilderkennung am Mobiltelefon nutzen, den Vordruck abfotografieren, die Überweisung mittels einfacher Schrifterkennung vorbereiten, um sie sich dann zur Prüfung und Freigabe anzeigen zu lassen. Diese Funktion reduziert den Aufwand bei der Ausführung einzelner Überweisungen durch den Benutzer erheblich und lässt sich – Mobile Banking findet eben auch in den eigenen vier Wänden statt – ganz bequem von zu Hause erledigen.
Womit wir noch mal im Wohnzimmer der Kunden gelandet wären, dem Ort also, den Banken und Sparkassen in Zukunft als Informations- und Vertriebsstelle verstärkt nutzen möchten. Wie schnell das über die immer besser und vor allem dank der Tablet-PCs immer komfortabler werdenden Banking-Apps hinausgehen wird, dürfte maßgeblich das nun anlaufende Weihnachtsgeschäft mit den Mobilgeräten der jüngsten Generation zeigen.