Breitband: Europa braucht mehr als DSL

Der Fortschritt einer modernen Ökonomie im Allgemeinen und des digitalen eBusiness im Speziellen entscheidet sich an der Leistungsfähigkeit der Kommunikationsnetze. Euphorisch spricht die deutsche Bundesregierung davon, dass „die Breitband-Technologie bis zum Jahr 2011 mit einem Drittel zum Produktivitätszuwachs in den Industrieländern beitragen wird.“ Trotz der Zweifel am genauen Umfang des Beitrages zum Produktivitätswachstum ist unstrittig, dass die Leistungsfähigkeit des Kommunikationsnetzes zu einem erheblichen Teil die Innovationskraft, die internationale Wettbewerbsfähigkeit und das Wachstumspotenzial einer Volkswirtschaft treibt.

Diese Studie untersucht die Breitbandkommunikation in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und den USA. Der Vergleich weist auf deutliche Länderspezifika der Märkte hin.

USA, UK: Leuchttürme der Liberalisierung

Die Wurzeln der bis heute bestehenden monopolistischen Strukturen in der Telekommunikation (TK) gehen bis in das 19. Jahrhundert zurück. Die Einsicht in die Notwendigkeit der Liberalisierung spiegelt dagegen eine recht moderne Vorstellung von der Funktionsweise des TK-Marktes. Sie wurde zunächst in den USA, Japan und Großbritannien in die Praxis umgesetzt. Diese Länder sahen früh die Probleme heraufziehen, die sich aus einer Machtkonzentration ergeben und leiteten vor mehr als zwei Jahrzehnten die TK-Liberalisierung ein. So zerschlugen die USA und Großbritannien bereits 1984 ihre TK-Monopole und privatisierten die bis dahin staatlich geführten TK-Unternehmen AT&T bzw. British Telecom. Dagegen erweisen sich die Monopole in Kontinentaleuropa als äußerst persistent. In Kontinentaleuropa avancierte die EU zum Motor der TK-Liberalisierung. Die einzelnen Mitgliedsstaaten setzten die EU-Richtlinien dagegen zum Teil nur zögerlich um. Wenn auch teilweise in sehr kleinen Schritten hat sich mit den Liberalisierungsanstrengungen das TK-Segment doch spürbar verändert.

Wettbewerb bei Sprach-Telefonie im Festnetz

Die Empirie der Märkte für Sprach-Telefonie entspricht der ökonomischen Theorie. So agieren in den neu geöffneten Märkten – insbesondere Frankreich und Deutschland – mit neun großen TKDienstleistern besonders viele Unternehmen im Markt. In Großbritannien und Deutschland übernehmen die Mitbewerber des Ex-Monopolisten mehr als 40% aller Verbindungsminuten.

Besonders eindrucksvoll spiegelt sich die Öffnung des Marktes bei den Konsumentenpreisen. Zwischen den Standardtarifen des Ex-Monopolisten und den günstigsten Call-by-Call-Anbietern ergibt sich für Deutschland eine besonders große Differenz von 86% bei Ferngesprächen.

In Italien und Frankreich liegt diese Differenz bei den Tarifen für Ferngespräche jeweils bei etwa 60%, in den USA und Großbritannien bei jeweils etwa 30%. Seit 2000 gingen die Verbraucherpreise für Ferngespräche im Festnetz in Deutschland um 12% und in den USA um 26% zurück.

Die Marktdaten in der Sprach-Telefonie deuten auf respektable Liberalisierungserfolge hin. Im Folgenden werden wir prüfen, ob diese Erfolge auch bereits in der kommerziell besonders interessanten Breitbandkommunikation erzielt werden konnten.

Breitbandigkeit kein allgemeingültiger Begriff

Was Breitbandigkeit ausmacht, ist nicht allgemeingültig festzulegen. Grundsätzlich ist Breitbandigkeit ein Begriff, der relativ zum Stand der Technik hohe Übertragungsraten meint. Mit höheren technisch möglichen Übertragungsraten verändert sich auch das Verständnis von Breitbandigkeit. Aktuell wird das Attribut Breitbandigkeit solchen Technologien zugesprochen, deren Übertragungsgeschwindigkeiten über der von ISDN liegen. Vor allem sind das Festnetz-Technologien, wie Digital Subscriber Line (DSL), das Glasfaser (Fiber- to-the-Home, FTTH) und der Internet-Zugang per Kabelmodem oder per Stromkabel (Powerline Communications, PLC). Darüber hinaus werden auch Mobilfunktechnologien, wie Universal Mobile Telecommunication System (UMTS), Wireless Local Area Network (WLAN) oder Worldwide Interoperability for Microwave Access (Wi- Max) als breitbandig klassifiziert.

ISDN fungiert nicht als Türöffner des Breitbands

Noch vor wenigen Jahren kursierte die Vorstellung, ISDN würde die Anwender im ersten Schritt an neue Premium-Dienste heranführen.

Im zweiten Schritt sollten diese Premium-Dienste den Bedarf des Kunden an der passenden breitbandigen Übertragungstechnologie wecken. In dieser Logik diente ISDN damit als Türöffner der Breitbandkommunikation. Doch der Zusammenhang zwischen ISDN und dem Breitband ist komplexer als hier schematisch skizziert. Der oben beschriebenen Logik entsprechend weisen Länder mit hoher Breitband-Penetration durchaus sinkende Penetrationsraten bei ISDN auf. So werden im Zeitintervall 2004 bis 2007 durchschnittlich 7% weniger US-Amerikaner ISDN nutzen.

Die empirische Beobachtung der europäischen Daten widerspricht allerdings der Logik vom Türöffner ISDN. Viele Europäer bauen weiter auf ISDN und wagen seltener als die US-Amerikaner den Schritt hin zum Breitband. Die ISDN-Penetration in Italien, Großbritannien, Deutschland und Frankreich stieg 2004 jeweils um mindestens 2% gg.Vj. Damit liegen mehr als die Hälfte aller ISDN-Anschlüsse, aber weniger als ein Viertel aller Breitband-Anschlüsse in Westeuropa.

Breitband kommt mit großen Schritten

Kontinentaleuropa liegt bei der Verbreitung der Breitband-Technologie deutlich hinter den weltweit führenden Nationen, wie Südkorea (2004: 24 Anschlüsse pro 100 Einwohner), Japan (16 Anschlüsse) und den USA (12 Anschlüsse). Derzeit liegen 23% der 144 Mio. weltweiten Breitbandanschlüsse in den USA, 5% in Deutschland, 4% in Großbritannien, jeweils 3% in Frankreich bzw. in Italien.

Die Zahl der Breitbandanschlüsse nimmt weltweit zu. Auch 2007 wird die USA mit 21 Breitbandanschlüssen pro 100 Einwohner ihren Vorsprung behaupten. In Europa wird Großbritannien (2007: 18 Anschlüsse pro 100 Einwohner) an der Spitze bleiben. Mit einer staatlichen Breitband-Offensive im Umfang von EUR 300 Mio. wird Italien durchstarten, Frankreich (16) überholen und mit Deutschland (17) gleichziehen.

Kabel nur außerhalb Europas wirklich beliebt

Der internationale Vergleich zeigt, dass sich eine hohe Breitband- Penetration nicht allein auf die Verbreitung von DSL gründet. Die Endanwender in den führenden Breitband-Nationen Südkorea, Japan und den USA greifen auch auf alternative breitbandige Technologien – vor allem das Kabelmodem – zurück.

In der Breitbandkommunikation per Kabelmodem dominieren die USA deutlich. Aus der TV-Unterhaltung kommend, haben die USamerikanischen TV-Kabelbetreiber ihre modernen Netze frühzeitig auch der Sprach- und Daten-Telefonie geöffnet. Dieses Triple-Play trifft den Bedarf der US-amerikanischen Endanwender. Entsprechend zählen die USA knapp die Hälfte aller 49 Mio. breitbandigen Kabelanschlüsse. Damit liegen in den USA 3mal mehr Kabelanschlüsse als in Westeuropa und 12mal mehr Anschlüsse als in Großbritannien. Das deutsche Kabelgeschäft entwickelt sich gerade erst und beschränkt sich weitgehend auf die großen Ballungsräume.
Dementsprechend ist die Zahl der Kabelmodems in Deutschland um den Faktor 16 kleiner als in Großbritannien.

Die Zahl der breitbandigen Kabelanschlüsse nimmt weltweit kräftig zu. Das Wachstum in den USA und in Großbritannien lag 2004 bei über 40% gg.Vj. Auch künftig setzen die USA verstärkt auf das Kabelmodem und bauen ihren Abstand zu anderen Ländern aus. Zwischen 2004 und 2007 liegt die durchschnittliche Wachstumsrate bei 19%. Damit werden die USA bis 2007 eine Penetrationsrate von 13% erreichen. In der gleichen Periode wird Deutschland mit rd. 60% p.a. ein respektables Wachstum erreichen – allerdings bezieht sich diese Wachstumsrate auf eine sehr kleine Basis. Bis 2007 wird jeder 250. Deutsche, jeder 76. Franzose und immerhin jeder 21. Brite das Kabelmodem als breitbandigen Zugang nutzen.

Die deutlichen Differenzen in der Breitbandkommunikation per Kabelmodem gehen auf unterschiedliche Präferenzmuster der Endnutzer, anders gelagerte Marketingstrategien der Anbieter, nicht zuletzt aber auch auf abweichende infrastrukturelle Vorraussetzungen in den einzelnen Ländern zurück. Die USA machen vor, wie das Kabelmodem zu einem ernsthaften Konkurrenten zu DSL erwachsen kann. Allerdings kann das US-amerikanische Beispiel nicht weltweit deckungsgleich kopiert werden. So wird die notwendige Aufrüstung des TV-Kabels zum rückkanalfähigen High-speed-Netz beispielsweise in Deutschland durch die komplexen Eigentumsrechte an der Infrastruktur behindert. Bei mehreren Tausend Netzbetreibern auf verschiedenen Strukturebenen fällt es hierzulande im vorgegebenen regulatorischen Rahmen schwer, die massiven Investitionskosten zwischen den Kooperationspartnern so aufzuteilen, dass der große Sprung per Kabelmodem ins Breitband-Zeitalter gelingen kann.

Atemberaubendes Wachstum bei DSL

DSL ist fast doppelt so stark verbreitet wie das Kabelmodem. Von den weltweit 95 Mio. DSL-Anschlüssen liegen 12% in den USA, 25% in Westeuropa und knapp 7% allein in Deutschland. Von einem niedrigen Niveau ausgehend, erreicht DSL sehr hohe Wachstumsraten. Allein 2004 wuchs die Zahl der DSL-Anschlüsse in den USA um 35% gg.Vj., in Italien um 60% und in Großbritannien gar um 74%. Das schnelle Wachstum setzt sich fort. Im Zeitintervall 2004 bis 2007 wird die Zahl der DSL-Anschlüsse in den USA um durchschnittlich 22% p.a. steigen, in Deutschland um 27%.

Bei der DSL-Penetration vergrößert sich der Abstand zwischen Europa und den USA. Angesichts der Breitband-Alternativen werden auch 2007 nur knapp 8% aller US-Amerikaner DSL nutzen. Gleichzeitig startet Italien dank staatlicher Initiativen bei DSL seine beispiellose Aufholjagd. Bis 2007 wird das Land mit knapp 17 DSLAnschlüssen pro 100 Einwohner an Frankreich (2007: 15 Anschlüsse pro 100 Einwohner) und Deutschland (16) vorbeiziehen.

DSL stützt Position des Ex-Monopolisten

Aufgrund der Eigentumsverhältnisse wird DSL quasi in allen Ländern vom Ex-Monopolisten dominiert – den Haupteigentümern des TK-Festnetzes. Über sein Eigentum an der „letzten Meile“ zum Endkunden (Local Loop) kann der Ex-Monopolist alternativen Anbietern den Marktzutritt erschweren. Darüber hinaus verfügt der Ex- Monopolist wegen seiner tradierten direkten Kundenbeziehung gegenüber den neuen Mitbewerbern über einen wichtigen Informationsvorsprung.

Das Eigentum an der „letzen Meile“ und der Informationsvorsprung bezüglich der Endkunden-Attribute stützen die zentrale Position des Ex-Monopolisten im Markt. Die Dominanz des Ex- Monopolisten ist im deutschen DSL-Markt bereits auf den ersten Blick besonders augenscheinlich, doch letztlich auch in anderen Ländern offensichtlich. Der Ex-Monopolist in Deutschland betreibt direkt 88% aller DSL-Anschlüsse. Der britische Ex-Monopolist ist zwar zurückgedrängt, hält aber immerhin 40% aller Anschlüsse.
Doch selbst diese bereits nachdenklich stimmende Analyse zur Machtkonzentration zeichnet immer noch ein zu positives Bild vom Fortschritt der DSL-Liberalisierung. Tatsächlich kontrollieren die Ex- Monopolisten in Italien und Frankreich direkt oder indirekt jeweils drei von vier DSL-Anschlüssen, in Großbritannien sogar 91%.

Der Bitstrom-Zugang eröffnet dem Mitbewerber die Möglichkeit, auch im technischen Sinne eine direkte Beziehung zum Endkunden aufzubauen und darüber eigene zugeschnittene Dienste anzubieten. Damit ist der Bitstrom-Zugang als zusätzlicher Freiheitsgrad ein wichtiges Glied bei der Liberalisierung der Netze. Italien (16 Bitstrom- Zugänge pro 100 DSL-Anschlüsse), Großbritannien und Frankreich (jeweils 8) sind Vorreiter dieses Geschäftsmodells. Der vollständig entbündelte Anschluss, als die am wenigsten vom Ex- Monopolisten abhängige Wertschöpfungsform, wird vorwiegend in Frankreich (16% der DSL-Anschlüsse) und Deutschland (12%) angenommen. Wirtschaftspolitiker und Regulier sollten in der Breitbandkommunikation ein umfassendes Spektrum unterschiedlicher Wertschöpfungsformen einräumen und dabei den zügigen Marktzutritt neuer Anbieter auf allen Stufen fördern.

Trotz einiger Maßnahmen zur Öffnung des Marktes ist in der Breitbandkommunikation das Ziel eines wettbewerblich organisierten Marktes noch in weiter Ferne. Nicht nur in Europa sucht die Politik nach geeigneten Maßnahmen, um die Verbreitung der Breitband- Technologie zu fördern und gleichzeitig die Liberalisierung der gesamten Telekommunikation voranzutreiben. In der Praxis geraten die beiden Ziele miteinander in Konflikt. So erweisen sich staatliche Breitband-Offensiven, die einseitig DSL gegenüber alternativer Breitband-Technologie bevorzugen, angesichts der Dominanz des ehemaligen Monopolisten in diesem Segment als wettbewerbspolitisch äußerst bedenklich. Der deutsche Verband der Anbieter von TK-Services geißelt staatliche Programme zur Verbreitung von DSL als „Subventionierung alter Monopolstrukturen“. Diese Argumentation ist überspitzt, bringt die eigentliche Herausforderung aber auf den Punkt. Staatliche Förderung sollte grundsätzlich technologieneutral angelegt sein und keinesfalls die Dominanz eines Anbieters zusätzlich untermauern.

Internet-Telefonie weckt Interesse am Breitband

Der Internet-Telefonie (Voice over Internet Protocol, VoIP) wird die Fähigkeit zugesprochen, das Bedürfnis der Anwender an der Breitband- Technologie nachhaltig zu befördern. Viele Beiträge in den Medien – allein in Deutschland gab es im letzen Monat über 1.000 Meldungen zu diesem Thema – schwärmen vom großen Potenzial der Internet-Telefonie. Allerdings nimmt ein nicht nur flüchtiger Blick der Euphorie für das Thema bereits einigen Wind aus den Segeln.

Das Marktpotenzial des Medienlieblings Internet-Telefonie als allein stehendes Produkt wird zumeist überzeichnet. Der tatsächliche Anteil der Internet-Telefonie am Gesamtaufkommen in der Sprach- Telefonie ist verschwindend gering. Das kommerzielle Research- Institut Point Topic schätzt, dass weltweit 17 Mio. Anwender, d.h. 0,3% der Weltbevölkerung irgendwann über das Internet telefonierten. Die größte Verbreitung erfährt die Internet-Telefonie in Ländern, die bereits früh die „letzte Meile“ zum Endkunden entbündelten. Point Topic sieht 65% aller Internet-Telefonierer in Japan, 19% in Nordamerika und 10% in Frankreich. Die unter dem Dach der European Regulators Group (ERG) organisierten europäischen Regulierer schätzen die Point Topic Analyse der Internet-Telefonie als zu optimistisch ein. Die ERG verweist beispielsweise darauf, dass in Deutschland lediglich 2% aller Telefonminuten über das Internet laufen und verkündet: „The quantitative impact of the VoIP services on the broadband market is so far considered too small to be analysed”.

Die Internet-Telefonie verfügt als allein stehendes Produkt nur über ein eng beschränktes Potenzial. Gleichwohl ist die Internet-Telefonie eine interessante neue TK-Anwendung. Die Empirie des TKSegments zeigt, dass erfolgreiche Anbieter ihre umfassenden Dienste-Pakete um die Sprach-Anwendung herum erweitern. So treffen die US-Unternehmen mit ihren dreigliedrigen multimedialen Paketangeboten, die TV-Übertragung, Sprach- und Daten-Telefonie (Triple Play) ermöglichen, durchaus das Bedürfnis der Privatanwender.

Allein wegen der öffentlichen Diskussion um das Für und Wider der Internet-Telefonie werden die tradierten Strukturen der Sprach- Telefonie hinterfragt. So könnten mit der Internet-Telefonie, die lediglich im Always-Online-Modus mit Flatrate tatsächlich Sinn macht, die minutenbasierten Tarife in der Sprach-Telefonie unter Druck geraten.

Trotz Internet-Telefonie steht keinesfalls das Ende der analogen Sprach-Telefonie unmittelbar bevor. Gleichwohl ist die Internet- Telefonie ein prominentes Beispiel dafür, dass die Konvergenz der TK-Technologien die Wettbewerbspolitik immer mehr unter Zugzwang setzt und von der Regulierung eine neue Abgrenzung der relevanten Märkte abverlangt.

Mobilfunk mischt Geschäft im Festnetz auf

Neben der Konvergenz der Festnetz-Technologien verändern auch gesellschaftliche Strömungen – speziell die Forderungen nach Individualität und Mobilität – die Telekommunikation in ihren Fundamenten.
Die Empirie spricht dagegen, dass sich der Konsument moderner Prägung in seinem Kommunikationsbedürfnis an einen Festnetzanschluss binden möchte. Die Zahl der Festnetzanschlüsse in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und den USA wird entsprechend in Zukunft weiter sinken.

Mit Ausnahme der USA gibt es schon heute in allen betrachteten Staaten mehr Mobilfunk-Kunden als Festnetzanschlüsse. Immer öfter verzichten Nutzer auf den Festnetzanschluss und setzen allein auf den Mobilfunk. Italien und Frankreich sind Vorreiter: hier hatten 2004 jeweils 17% der Haushalte keinen Festnetzanschluss mehr.

Breitbandige Mobilfunktechnologien, wie WLAN, UMTS und Wi- Max, treten immer mehr in Konkurrenz zu Festnetztechnologien. Über speziell zugeschnittene Dienste adressiert der Mobilfunk die Bedürfnisse des nomadischen Nutzers und wird so dem Festnetz bedeutende Marktanteile abnehmen. Dank der weiteren Marktdurchdringung breitbandiger Mobilfunktechnologien verliert somit das TK-Festnetz an Bedeutung und darüber auch der Ex-Monopolist an faktischer Marktdominanz. Somit fördert hier der technische Fortschritt die Öffnung des Breitband-Marktes. Der Regulierer sollte diesen Zusammenhang nutzen, um das Ziel liberalisierter Märkte noch schneller zu erreichen.

Fazit: Breitbandkommunikation wartet auf Impulse

Nach Ländern und Technologien unterteilt, unterscheiden sich die TK-Märkte spürbar. So werden die Übertragungstechnologien ISDN, Kabelmodem und DSL in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich angenommen. Dies gilt insbesondere im Vergleich zwischen den großen europäischen Ländern auf der einen Seite und den USA auf der anderen. Während die Liberalisierung der Sprach- Telefonie spürbar voranschreitet, steht der große Wurf in der kommerziell besonders interessanten Breitbandkommunikation noch aus. Entsprechend suchen Politiker weltweit nach geeigneten Strategien, um die Verbreitung der volkswirtschaftlich entscheidenden Breitband-Technologie zu fördern und gleichzeitig die Liberalisierung der Telekommunikation insgesamt voranzutreiben. In der Praxis geraten die beiden Ziele oft in Konflikt miteinander. Angesichts der Dominanz des ehemaligen Monopolisten erweisen sich staatliche Breitband-Offensiven, die einseitig DSL gegenüber alternativer Breitband-Technologie bevorzugen, als wettbewerbspolitisch bedenklich.

Die Empirie zeigt, dass die zunehmende Verbreitung des Breitbandes mit der Verbreitung attraktiver digitaler Inhalte und Dienste einhergeht.
In der Öffentlichkeit wird diesbezüglich immer wieder die Attraktivität der Internet-Telefonie herausgestellt. Tatsächlich verfügt die Internet-Telefonie als allein stehendes Produkt lediglich über geringes Marktpotenzial. Die Chancen dieser Anwendung liegen stattdessen im dreigliedrigen multimedialen Paketangebot. Im Triple- Play bietet die Internet-Telefonie durchaus den Hebel, um die althergebrachten Strukturen der Sprach-Telefonie – insbesondere die minutenbasierten Tarife – ins Wanken zu bringen. Neben der Konvergenz der Festnetz-Technologien selbst treibt die gesellschaftlich geforderte Mobilität die Veränderung der Telekommunikation voran.
Breitbandige Mobilfunktechnologien, wie WLAN, UMTS und WiMax, befreien das Breitband immer mehr von den Fesseln des Festnetzes, das weltweit von den ehemaligen Monopolisten dominiert wird.

Insbesondere die europäischen Wirtschaftspolitiker und Regulierer sollten beim Thema Breitbandkommunikation umgehend über den Tellerrand von DSL hinaus blicken und dem Technologie- Wettbewerb das Feld bereiten. Denn angesichts der gegebenen Eigentumsverhältnisse im Festnetz wird sich tatsächlicher Wettbewerb ohne regelmäßige Eingriffe des Regulierers erst dann durchsetzen, wenn sich alternative Übertragungstechnologien etablieren. Der Technologie-Wettbewerb dürfte der Breitbandkommunikation einen erheblichen Wachstumsschub verleihen und darüber einen spürbaren Teil zur Entwicklung der Volkswirtschaft beitragen.

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