Die Grundlagen: RFID

RFID (Radio Frequency Identification) – oft auch Transpondertechnologie genannt – wird nicht nur im Handel diskutiert. Immer häufiger steht die Bedeutung der Technologie für die Beschaffungs- und Distributionslogistik im Mittelpunkt der Überlegungen. Nicht ohne Grund, denn die Logistik spielt in diesem Zusammenhang eine überaus wichtige Rolle.

Die Transpondertechnologie ist nicht neu: Nahezu jeder kennt Anwendungsbereiche im Kfz, zum Beispiel im Zusammenhang mit Wegfahrsperren. Im Laufe der letzten Jahre wurden allerdings die Applikationen stetig weiterentwickelt. Für logistische Anwendungen erhielten dabei die automatischen Identifikationssysteme (Auto-ID) besondere Relevanz. Auto-ID-Systeme bieten die Möglichkeit, vielfältige Informationen über Waren und Güter bereitzustellen. Bekanntes Beispiel: der Barcode. In Folge weltweiter Standardisierung konnte er sich in der Lager- und Distributionslogistik weitgehend durchsetzen und auch in der Transportlogistik stehen im Zusammenhang mit Stückgutverkehren bereits funktionsfähige Techniken zur Sendungsverfolgung zur Verfügung, die auf Barcode basieren. So wird insbesondere der selbstüberprüfende Code 128 in Fördersystemen, Packstücken sowie zur Identifikation von Lagerplätzen eingesetzt.

Die RFID-Technologie bietet nun die Möglichkeit der berührungslosen Datenübertragung auf der Basis elektromagnetischer Wechselfelder. Informationen lassen sich zur Identifizierung von Objekten übertragen, auch wenn sie in Bewegung sind. Zum Speichern dieser Informationen bzw. zum Austausch der Daten dient ein Mikrochip mit einer Antenne, der als Transponder oder TAG bezeichnet wird. Ähnlich dem Prinzip des Barcodes können so Informationen auf einem Datenträger an Objekten angebracht und durch einen so genannten Reader (analog zum Barcode-Scanner) ausgelesen werden.

Bauformen und Frequenzbereiche

Transponder können in den vielfältigsten Bauformen hergestellt werden. Besonders anwendungsfreundlich erscheinen stiftförmige oder checkkartenförmige Varianten, die entweder laminiert oder selbstklebend (Smart Label) konzipiert sind. Hierbei spielen die unterschiedlichen Anforderungen bei der Anbringung an die zu identifizierenden Objekte eine Rolle. Auch die verschiedenen Anwendungsbereiche sind zu berücksichtigen, da z.B. Chipkarten eher dazu geeignet sind, ganze Paletten von Artikeln im Pulk zu erfassen, wogegen dies mit stiftförmigen Transpondern nicht möglich ist.

Im Zuge der fortschreitenden Miniaturisierung wurden so genannte „Smart Labels“ entwickelt. Es handelt sich dabei um Transponder, die samt Antenne auf eine Folie aufgebracht werden, bedruckbar sind und wie Papier weiterverarbeitet werden können. Sie benötigen keine eigene Energiequelle und werden durch die Lesegeräte versorgt, weshalb sie auch als passive Transponder bezeichnet werden.

Smart Labels arbeiten in einem Frequenzbereich von 13,56 MHz. Abhängig von dieser Frequenz ist unter anderem die Reichweite, die hier im Bereich von einem Meter liegt. Daneben gibt es noch andere Transponder-Arten, wie z.B. relativ robuste Varianten, die im Frequenzbereich von 125 KHz arbeiten, bei einer Reichweite bis zu 2 Metern. Bei Distanzen von bis zu 100 Metern liegen die Frequenzen meist bei 868 MHz oder 2,5 GHz.

Smart Labels lassen sich natürlich auch dort einsetzen, wo bisher die Barcodesysteme vorherrschten. Die mittlerweile relativ attraktiven Preisregionen lassen einen Einsatz im Bereich der Massenverarbeitung und Einweganwendungen immer interessanter werden. Angesichts zu erwartender Preissenkungen ist die Marktentwicklung in diesem Bereich der Transpondertechnologie viel versprechend.

Mit der zunehmenden Komplexität der Logistikketten ist auch der Anspruch an die Informationstransparenz gestiegen. Durch den Einsatz intelligenter RFID-Technologie ergibt sich eine weitere Möglichkeit zur Optimierung und Steuerung der eingesetzten Kapazitäten, denn RFID-Tags ermöglichen u.a. die elektronische Etikettierung von Objekten und die drahtlose Identifikation und Verfolgung in der gesamten Supply Chain. Der Einsatz von Transpondern hat hierbei viele Vorteile. So sind diese Komponenten beispielsweise individuell beschreibbar und ihre Identifikation und Ortung ist selbst über relativ weite Entfernungen ohne Sichtkontakt zwischen Tag und Lesegerät möglich.

RFID und Barcode

Die RFID-Technologie könnte sich nach vorherrschender Meinung als ernsthafte Konkurrenz zum bislang eingesetzten Produkt-Kennzeichungssystem, dem Barcode, entwickeln. Da der RFID-Tag wesentlich mehr Informationen speichern kann als der EAN-Code, ist es möglich, per RFID jeden Artikel mit einer weltweit eindeutigen Seriennummer zu versehen. Mit der bislang verwendeten EAN-Nummer kann lediglich die Art des Artikels identifiziert werden, nicht aber jedes einzelne Produkt. So soll auch der in Planung befindliche Electronic Product Code (EPC) die Basis für eine weltweit eindeutige Seriennummer bilden, mit der sich Milliarden Stück jedes registrierten Artikels individuell kennzeichnen lassen.

Die Vorteile des Barcode wie z.B. der weltweite Einsatz und die EAN-Standardisierung sowie die Kostengünstigkeit sprechen in der aktuellen Diskussion über die Zukunft des Barcode für seinen Einsatz. Vor allem seine enorme Verbreitung und die umfänglichen Einsatzmöglichkeiten in den Unternehmen sind ungeheure Vorteile, insbesondere bei der unternehmens- und systemübergreifenden Zusammenarbeit. Auch ist der Barcode in Verbindung mit Klarschrift gut zu lesen und ist daher für die manuelle Identifikation z.B. von Lagerplätzen gut geeignet. Darüber hinaus kann er leicht in verschiedene Systeme implementiert werden.

Demgegenüber ist der Transponder aufgrund der schnelleren Lesbarkeit, die zudem auch keine Sichtverbindung zum Lesegerät benötigt, im Vorteil. Hinzu kommt, dass die RFID-Tags weitaus mehr Informationen transportieren können als der EAN-Strichcode. In Zukunft wird wohl RFID überall dort die bessere Wahl sein, wo das schnelle und zuverlässige Auslesen der Produktinformationen und die eindeutige Produktidentifikation benötigt wird, z.B. bei der Kommissionierabwicklung, im Warenausgang oder bei der Verfolgung in der Supply Chain.

Allerdings sind viele Herausforderungen bei der Einführung von RFID in der Logistik zu bewältigen. Neben technischen Herausforderungen, wie der entstehenden Datenflut und organisatorischen Fragen bei der wahrscheinlich notwendigen Umgestaltung von Prozessen, können auch die Kosten und ihre Verteilung auf alle Beteiligten entlang der Logistikkette insgesamt ein Hemmschuh für eine eventuelle Ablösung des Barcodes durch RFID sein. Allerdings wird der Einsatz der Transpondertechnologie begünstigt durch den Preisverfall aufgrund der Massenproduktion relevanter Bauteile, so dass sich zukünftig trotz der nicht vernachlässigbaren Investitionskosten in vielen Bereichen der Einsatz von RFID-Tags aufgrund der zu erwartenden Effizienzsteigerungen rechnen kann.

Stellt man beide Systeme gegenüber, wird erkennbar, dass die RFID-Technologie Barcode-Systeme, wie z.B. den „EAN 128“-Code, nicht verdrängen muss. Im Gegenteil, sie kann die bisherigen Funktionalitäten sinnvoll ergänzen und optimieren. Zu beachten ist dabei, dass RFID lediglich eine Technologie darstellt. Um deren Potential zu nutzen, muss sie sinnvoll in die Prozesse eines Unternehmens integriert werden.

Einsatzgebiete in der Logistik

Für die RFID-Systeme gibt es bereits eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten. Zu den Hauptaufgaben gehört unter anderem der Bereich Identifikation und Sortierung: Jedes Objekt, das mit einem RFID-Label versehen ist, trägt seine Daten direkt mit sich. Das Auslesen dieser Daten erfolgt automatisch und ohne Sichtkontakt zum Lesegerät und es können mehrere RFID-Label gleichzeitig ausgelesen werden. Des Weiteren ist eine automatische Sortierung z.B. in einem Warenlager möglich. Daneben ist auch das Segment Protokollierung und Verifizierung von großer Bedeutung: Die Daten auf den RFID-Tags können geändert oder fortgeschrieben werden. Dadurch ist ein exaktes Protokollieren am Produkt möglich, das ohne RFID-Technik meist nur mit größerem Aufwand und zusätzlichen Geräten möglich ist. So ist z.B. die Messung von Temperaturen möglich oder es kann auch der Fortschritt in der Produktion festgehalten und abgefragt werden. Darüber hinaus ist durch den Vergleich der auf dem RFID-Tag gespeicherten Daten mit definierten Vorgaben die Kontrolle von Soll- und Ist-Vorgaben möglich.

Speziell in der Logistik ergeben sich viele Einsatzmöglichkeiten für RFID. Die wichtigsten Bereiche sind:

Behältermanagement: Um die in der modernen Logistik eingesetzten Mehrweg-Behälter und -Ladeeinheiten wie z.B. Paletten zu verwalten und deren Durchlauf durch die verschiedenen Stufen der Logistikkette verfolgen zu können, sind RFID-Systeme gut geeignet. Denn RFID-Tags ermöglichen die Identifizierung jedes einzelnen Behälters und sind besonders widerstandsfähig gegenüber äußeren Einwirkungen beim Transport oder bei der Reinigung der Behälter.

Lagerwirtschaft/ Warenausgang: Hier findet man bereits häufig die Pulkerfassung aller ausgehenden Artikel z.B. auf Paletten. Auch die Kommissionierung und Verräumung innerhalb eines Lagers können durch den Einsatz von RFID-Technologie unterstützt werden.

Supply Chain/ Handel: Besondere Beachtung findet die Transpondertechnik zunehmend zur Sicherung der lückenlosen Rückverfolgbarkeit in der Nahrungsmittelindustrie. Mit RFID kann auch die Warenverfolgung in der Supply Chain und der gesicherte Warenübergang optimiert werden. Im Handel kann RFID zur Steigerung der Effizienz durch die berührungslose Wareneingangs-, Warenausgangs- und Inventurkontrolle eingesetzt werden, denn der Inhalt eines Kartons oder einer Palette kann ohne manuelles Handling und ohne Öffnen der Verpackung ausgelesen werden.

Fertigungskontrolle/Materialflussüberwachung: RFID-Tags können einzelne Arbeitsprozesse identifizieren und überwachen. Durch die Fortschreibung der Stati kann jederzeit festgestellt werden, in welchem Arbeitsschritt sich das Produkt befindet. Neben der Verfolgung des Produktes kann auch das in die Fertigung einfließende Material durch Transpondereinheiten verfolgt werden.

Sendungsverfolgung: Mit RFID kann der Bearbeitungs- und Sendungsstatus eines Objektes in der Logistikkette beobachtet und fortgeschrieben werden. RFID dient hierbei u.a. zur Vermeidung von Diebstahl und Schwund sowie zur Verfolgung des Produktes bzw. der Sendung während des Transports. Dadurch wird die Dokumentation des Gefahrenübergangs zwischen mehreren Beteiligten der Logistikkette vereinfacht und Fehler bei der Zustellung können vermieden werden.

Temperaturüberwachung: Transponder sind eine gute Lösung, um die Kühlkette von Lebensmitteln oder Medikamenten zu überwachen und aufzuzeichnen. Mit ihnen ist es möglich, Temperaturen in definierten Intervallen zu messen und sie mit Vorgabewerten zu vergleichen. Einsatzbeispiele sind die Frischelogistik, der Transport und die Lagerung von medizinischen Produkten sowie temperatursensitiver Chemikalien.

Die RFID-Technologie kann ihr volles Potenzial nur ausspielen, wenn beim Einsatz über die Unternehmensgrenzen hinweg alle relevanten Geschäftspartner eine einheitliche Sprache sprechen. Wenn die Supply Chain mit Transpondern ausgestattet werden soll, müssen bestimmte Standards an den notwendigen Schnittstellen von allen Beteiligten eingehalten werden. Insbesondere im Hinblick auf globalisierte Warenströme können Standards einen entsprechenden weltumspannenden Datenfluss erleichtern und wirtschaftlich effizienter gestalten. Das bisherige Fehlen von Standardisierungen im RFID-Umfeld stellt allerdings ein grundlegendes Problem bei der flächendeckenden Einführung der Technologie dar, das es zu lösen gilt.

Welche RFID-Standards im Bereich der Logistik sind in der Entwicklung?

Frequenzen / Technologiestandards
Um eine einheitliche technologische Basis für RFID-Systeme in der Logistik zu schaffen, müssen Regelungen über Frequenzen, Übertragungsgeschwindigkeiten, Protokolle sowie Schreib- und Lesereichweiten getroffen werden. Die Gliederung der Technologiestandards orientiert sich in erster Linie an der genutzten Frequenz. Internationale Standards werden zurzeit innerhalb des zuständigen ISO/IEC-Gremiums für Standards zur automatischen Identifikation und Datenerfassung erarbeitet. Verschiedene Arbeitsgruppen erstellen dort Standards für die jeweiligen Anwendungsbereiche wie beispielsweise den Einsatz von Smart-Label-Produkten.

Electronic Product Code (EPC)
Der EPC (Electronic Product Code) ist eine Nummer zur eindeutigen Kennzeichnung von Waren in der Versorgungskette. Produkte werden so eindeutig identifiziert und Informationen über Hersteller, Produkt, Version und Seriennummer verfügbar gemacht. Zur Anbringung des EPC an der Ware ist der so genannte Radiofrequenz-Transponder (kurz auch RF-TAG) notwendig. Ein TAG ist ein mit einer Antenne versehener Mikrochip, auf dem Informationen gespeichert werden. Der EPC stellt eine von mehreren Komponenten dar, aus denen das so genannte EPC Netzwerk besteht. Dieses Netzwerk wird zurzeit vom Auto-ID Center in Massachusetts entwickelt. Für die Entwicklung, Einführung und Vermarktung wirtschaftlicher und technischer Standards des EPC-Netzwerks ist die EPCglobal Inc. verantwortlich, eine Nonprofit-Organisation, die 2003 von der EAN International und dem Uniform Code Council Inc. (UCC) gegründet wurde.

Unternehmen aus Industrie, Dienstleistung und Handel sowie Forschungs- und Bildungseinrichtungen können sich bei entsprechender Mitgliedschaft über das so genannte RFID/EPC-Umsetzungsnetzwerk, das als Informations- und Umsetzungsplattform fungiert, austauschen oder auch integrieren. Das Spektrum der im Netzwerk behandelten Themen reicht von Fragen zu Technologie, Kosten- und Nutzeneffekten, notwendigen Prozessanpassungen, Anwendungshandbüchern und Migrationsempfehlungen bis hin zu Fragen des Verbraucher-, Umwelt- und Datenschutzes. Das RFID/EPC-Umsetzungsnetzwerk fördert den notwendigen Wissenstransfer und ermöglicht eine rechtzeitige Vorbereitung auf die Zukunftstechnologie. In dieser Rolle moderiert die Centrale für Coorganisation GmbH (CCG) Expertenrunden und befasst sich mit Entwicklungs- und Normungsarbeiten, um die Standards fest in bestehenden Systemen zu verankern.

Im Zusammenhang mit dem EPC stellt sich auch die Frage, ob heutige Standards wie EAN und NVE im EPC berücksichtigt sind. Tatsächlich können EAN und NVE im EPC dargestellt werden. Die Version 1.0 beschreibt den Aufbau und die Codier- wie Decodierprozeduren für die einzelnen EAN-Nummernidente (EAN, NVE, etc.).

Daten- und Anwendungsstandards
Bei der Festlegung von Datenstandards stehen Fragen der Datenorganisation im Vordergrund, die unabhängig von der Technologie betrachtet werden können. Anwendungsstandards sollen für die jeweiligen Anwendungsbereiche bestimmte technische Lösungen empfehlen.

Nicht zu vergessen sind bei der Entwicklung von RFID-Lösungen schließlich noch gesetzliche Vorschriften. Da RFID-Systeme in verschiedenen Frequenzbereichen und Reichweiten arbeiten, müssen die Funkvorschriften der jeweiligen Regionen und Länder berücksichtigt werden. In Deutschland sind beispielsweise in den entsprechenden EN-Normen bestimmte Frequenzbereiche festgelegt, die für den jeweiligen Einsatzbereich freigegeben sind. Zum länderübergreifenden und internationalen Einsatz der RFID-Technologie sind entsprechende Harmonisierungsprozesse notwendig und auch bereits in Arbeit, denn nicht in jedem Land decken sich die freigegebenen bzw. nutzbaren Frequenzbereiche.

RFID bietet ohne Zweifel viele Vorteile bei der Steuerung von Logistikketten. Auch haben viele Unternehmen Pilotprojekte im RFID-Umfeld angekündigt oder befinden sich bereits in der Testphase. Was aber bedeutet dies für die Unternehmen, die im Bereich der Logistik- und Gütertransportwirtschaft tätig sind und welche Konsequenzen wird RFID für die zukünftige Geschäftstätigkeit haben?

Die Bewertung der Möglichkeiten des RFID-Einsatzes und die Beurteilung von potenziellen Optimierungschancen stellt gerade für viele kleine und mittlere Unternehmen immer noch ein Problem dar. Eine Flut verschiedenster Veröffentlichungen, Meinungen und Prognosen über den technischen Fortschritt des RFID-Einsatzes und Bemühungen der Harmonisierungen von Datenstandards machen darüber hinaus die Einschätzung der Situation schwierig. Einig ist man sich nur darüber, dass RFID in der Zukunft eine wichtige Rolle bei der Abwicklung logistischer Prozesse einnehmen wird. Aber wann dies speziell auch für kleine und mittlere Unternehmen relevant wird, ist momentan noch unklar.

Nach Einschätzungen von Analysten und Branchenkennern wird sich der RFID-Trend in der Logistik weiter fortsetzen und ganze Logistikketten steuern. Dieser Meinung ist zum Beispiel auch die Unternehmensberatung Accenture nach einer Befragung von Herstellerunternehmen in den USA zu ihren Plänen im Hinblick auf den Einsatz von RFID. Dabei gehen 86 Prozent der Verantwortlichen, die von Accenture befragt wurden, davon aus, dass sich die Investments in RFID lohnen werden und die größten Vorteile in „Extended Supply Chains“ liegen. Im Hinblick auf den Einsatz von RFID-Technologie in Logistik und Transport verwiesen 48 Prozent der Verantwortlichen auf verbesserte Tracking und Tracing Optionen, 45 Prozent auf ein besseres Rückruf-Management und 41 Prozent auf generell verbesserte Liefer- und Empfangsbedingungen. Auf der anderen Seite werden langfristige Vorteile wie eine Reduktion des in Lagerbeständen und Arbeitskräften gebundenen Kapitals, mehr Umsätze durch optimierte Nachlieferungen und eine Reduzierung der Lieferkosten nur von jeweils 31 Prozent, 28 Prozent und von 17 Prozent genannt.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Studie von Booz Allen Hamilton, die sich mit den Rahmenbedingungen des RFID-Einsatzes und den Chancen dieser Technologie im Hinblick auf die Umgestaltung von Geschäftsprozessen im Bereich Logistik und Transport beschäftigt. Im Rahmen dieser Studie wurden europaweit über 30 führende Großunternehmen befragt. Der Schwerpunkt der Befragung lag bei Unternehmen der Transport- und Logistikwirtschaft sowie bei Anwendern in der Automobilindustrie.

Als besonders geeignet für den RFID-Einsatz wurden Nischenanwendungen sowie geschlossene Logistikkreisläufe genannt, bei denen eine Wiederverwendung der genutzten Chips gewährleistetet wird. Dies ist insbesondere aufgrund der noch hohen Kosten für die Anschaffung der Chips von Bedeutung. Führend ist in diesem Bereich die Automobilindustrie. Dort werden schon seit über 10 Jahren Anwendungen zur Prozesskontrolle eingesetzt, die auf dieser Technik basieren. Im Gegensatz dazu kommen offene Systeme, wie sie aktuell in der Planung des Handels und der Konsumgüterindustrie behandelt werden, aufgrund der hohen Investitionen in Chips und Reader-Infrastruktur sowie der mit der Nutzung verbundenen Kosten für die Systemintegration noch nicht auf eine positive Kosten-Nutzen-Rechnung. Hier sind noch erhebliche Bemühungen, Forschungen und Tests notwendig, um einen positiven Business-Case darstellen zu können. RFID-Aktivitäten in diesem Umfeld werden daher meist durch die Marktmacht des Handels und die Vermarktung der Technologieanbieter vorangetrieben und weniger durch eigene Business Cases.

Für die Transport-Dienstleister stehen hierbei neben der Optimierung der Logistikprozesse auch die Erfüllung von Kundenanforderungen im Vordergrund. Hier erwartet man durch die angekündigten RFID Roll-out-Pläne von beispielsweise Wal-Mart, Metro oder Tesco erheblichen Änderungsbedarf in der Transport- und Logistikabwicklung. Allerdings denken die wenigsten Logistiker heute bereits konkret über die proaktive Entwicklung und Vermarktung von RFID-basierten Lösungen für ihre Kunden nach. Momentan steht noch der Marketingaspekt im Vordergrund. Denn auch wenn 83 Prozent der befragten Unternehmen die RFID-Technologie als strategisch wichtig für die Entwicklung ihres Geschäftes einschätzten, nutzen selbst die Innovatoren das Thema RFID momentan primär dazu, das Unternehmen als innovativ zu positionieren.

Nach wie vor bleiben viele Fragen offen, denn nicht jedes Unternehmen bzw. jeder Branchenzweig hat durch den Einsatz von RFID in der aktuellen Situation direkte Vorteile. Zwar existiert ein hohes Potenzial zur Kostensenkung durch Prozessverbesserungen, allerdings profitiert der Handel mehr vom RFID-Einsatz als die Hersteller und Zulieferer, da diese voraussichtlich die Transponderkosten sowie die Kosten der Implementierung tragen müssen.

Darüber hinaus gilt es noch viele technische Probleme zu meistern, denn es gibt für die meisten Anwendungsbereiche noch keine RFID-Lösungen von der Stange, vielmehr müssen die Anwendungen kundenindividuell konzipiert werden. In der Konsequenz führen selbst große Unternehmen aufwändige Tests und Feldversuche zur Erprobung des RFID-Einsatzes durch. Darüber hinaus entstehen häufig durch die Unternehmensausstattung bedingt Probleme mit den technischen und anwendungsbezogenen Randbedingungen des RFID-Einsatzes. Beispielsweise müssen beim Einsatz von Metall in Lagern die Probleme der elektromagnetischen Abschirmung, des Umgangs mit Flüssigkeiten oder der verpackungs- oder produktbedingten Randbedingungen berücksichtigt werden, da beispielsweise Transponder auf Dosen oder auf aluminiumkaschierten Verpackungen nicht funktionsfähig sind.

Auch datentechnische Randbedingungen sind zu berücksichtigen. Zur Speicherung, Verarbeitung und Analyse der auf den Chips gespeicherten Daten werden geeignete IT-Systeme benötigt, die die immensen Datenmengen verarbeiten können. Es ist zu befürchten, dass die in vielen Unternehmen vorhandenen IT-Systeme für diese Aufgabe nicht ausreichend dimensioniert und daher nicht geeignet sind. Vor diesem Hintergrund führt diese Aufgabe speziell für KMU zu erheblichen Veränderungen hinsichtlich der erforderlichen IT-Ausrüstung. Neben der Investition in die Chiptechnologie ist daher auch mit höheren Aufwendungen für Software und deren Integration in die bestehenden IT-Systeme zu rechnen, denn die IT-Systeme müssen mit den Prozessveränderungen durch den RFID-Einsatz Schritt halten und angepasst werden.

Momentan verhindern noch viele ungelöste Fragestellungen den unmittelbaren Einsatz von RFID in allen Bereichen der Logistik. Trotzdem sollte sich der Mittelstand möglichst frühzeitig mit der RFID-Technologie beschäftigen, da viele Großunternehmen aus Handel und Industrie sich bereits intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. Die Einsparpotenziale sowie die Möglichkeiten der Prozessverbesserung werden über kurz oder lang zu einer Forcierung des Technologieeinsatzes durch die Unternehmen beitragen. Allerdings stehen momentan noch die mangelnde Standardisierung sowie die technischen Restriktionen und die noch unzureichende DV-Integration dieser Entwicklung im Weg. Erst eine einheitliche Vorgehensweise in diesen Bereichen wird eine umfassende Nutzung von RFID möglich machen. Für KMU werden allerdings zur flächendeckenden Nutzung von RFID noch Lösungen benötigt, die erschwinglich sind und auch ohne große IT-Abteilung betrieben werden können.

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