In der amerikanischen Internet Economy entstanden im letzten Jahr 650.000 zusätzliche Jobs und die gesamten Umsätze der Internet-Companies erreichten mehr als eine halbe Billion US$. Besonders die Geschwindigkeit des Wachstums und die hohe Produktivität der Unternehmen durch den aktiven Internet-Einsatz dürfte die Old Economy das Fürchten lehren.
Mit einem rasanten Wachstum in den letzten Jahren hat sich das Internet zu einem kompletten Wirtschaftssystem entwickelt, dass neue Perspektiven der Kommunikation, Zusammenarbeit und Koordination zwischen Konsumenten, Unternehmen und Handelspartnern eröffnet. Im Rahmen der Studie „Measuring the Internet Economy“ belegt die University of Texas im Auftrag von Cisco anhand der „internetindicators“ Beschäftigungs- und Umsatzwachstum die herausragende Bedeutung der amerikanischen Internet Economy.
Wer ist gesetzt? – Die Teilnehmer der Internet-Wirtschaft
Die Internet-Wirtschaft bietet ein komplexes Bild, denn die Unternehmen, ihre Produkte und Leistungen sind häufig eng miteinander verzahnt. Zur Analyse entwickelten die Marktforscher vor diesem Hintergrund vier logisch aufeinander aufbauende Untersuchungsebenen – sogenannte Layer: Infrastruktur, Applications, Intermediary und E-Commerce. Diese Methode ermöglicht nicht nur die Zuordnung der Mitarbeiter- und Umsatzzahlen hinsichtlich der spezifischen Segmente sondern liefert gleichzeitig eine plausible Definitions- und Abgrenzungsmöglichkeit der Internet Economy und der daran beteiligten Unternehmen.
Der Infrastruktur-Layer schließt die Unternehmen ein, die durch Bereitstellung der technischen Infrastruktur die Voraussetzungen für den Electronic Commerce schaffen. Dazu gehören beispielsweise Internet Service Provider (ISP) wie AOL oder PC- und Serverhersteller wie Dell aber auch die Telekommunikationsanbieter.
Aufbauend auf der technischen Infrastruktur ist der Untersuchungsbereich der Applications der direkt daran anschließende Layer. Es handelt sich hier um Softwareprodukte und Dienstleistungen, die Transaktionen über das Internet ermöglichen. Neben den Softwareprodukten von Produzenten wie Microsoft oder Oracle gehören auch die Consultants und Dienstleister dazu, z.B. USWeb, die das Design, den Aufbau und die Wartung aller Arten von Websites übernehmen.
In zwei weiteren Layern sind schließlich die Unternehmen vertreten, die mittel- oder unmittelbar für Transaktionen via Web im engeren Sinne des Electronic Commerce sorgen. So gehören Unternehmen wie das Online-Portal Yahoo oder der Online-Broker Schwab.com aufgrund ihrer Rolle als Vermittler zum Intermediary-Layer.
Die Unternehmen im vierten und abschließenden Layer, dem E-Commerce-Layer zeichnen sich dagegen durch einen feinen aber wichtigen Unterschied aus: Sie vermitteln nicht, sondern wählen den direkten Internet-Verkaufsweg für ihre eigenen Prokukte und Dienstleistungen. Sowohl der E-Tailer Amazon.com als auch der Hersteller Hewlett Packard mit seinem Direktvertrieb sind dafür passende Beispiele.
Jobmaschine Internet
In allen vier zuvor beschriebenen Untersuchungsebenen, die gleichsam die gesamte Internet-Wirtschaft repräsentieren, entstanden 1999 in den USA 650.000 zusätzliche Jobs – ein Wachstum von 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit beschäftigt die Internet-Wirtschaft insgesamt 2,48 Millionen Mitarbeiter: das sind mehr als in der Versicherungswirtschaft oder im Bereich der öffentlichen Versorgung. Sogar doppelt so viele sind es im Vergleich zu den Branchen Luftfahrt-, Chemie oder Immobilien.
Die Unternehmen im Infrastruktur-Layer sorgten 1999 für 778.602 Internet-Jobs. Damit waren sie wie auch schon 1998 die größten Arbeitgeber im Internet-Bereich. Zusätzlich konnte auf dieser Untersuchungsebene im letzten Jahr die größte Steigerung mit 48 Prozent im Vergleich zu 1998 festgestellt werden.
Dagegen weist das geringe Beschäftigungswachstum von 17 Prozent bei den „Intermediaries“ auf einen Arbeitskräftemangel hin, da es sich hier normalerweise um ein arbeitsintensives Beschäftigungssegment handelt.
Umsatzwachstum in Höchstgeschwindigkeit
Eine überproportionale Entwicklung ist auch in puncto Umsätze nicht zu übersehen. Nicht weniger als um 62 Prozent sind sie bei den Unternehmen der Internet-Wirtschaft 1999 gestiegen, auf über eine halbe Billion US$. Unterstellt man die Fortsetzung des aktuellen Trends, könnten die Umsätze bis zum Ende diesen Jahres auf 850 Milliarden US$ steigen. Sie lägen damit dann über denen der Automobilindustrie (728 Mrd. US$) und der Versicherungsbranche (724 Mrd. US$).
Ein starkes Wachstum kann in allen Layern festgestellt werden, der Infrastruktur-Layer und der E-Commerce-Layer hebt sich allerdings mit einem besonders starken Wachstum deutlich ab.
Die hunderte von Milliarden Dollar, die in die Infrastruktur investiert wurden, zahlen sich nun für die Unternehmen, die Produkte und Services über das Internet anbieten, aus. Der Umsatz im E-Commerce explodierte 1999 mit einem Wachstum von 72 Prozent auf 171,5 Milliarden US$.
Mitarbeiter schaffen mehr Wert
Die Steigerungsraten in den Umsätzen übertreffen die der Beschäftigungszahlen – ein Indiz für die Produktivitätsfortschritte durch das Internet. Die Messung des Umsatzes pro Beschäftigter ermöglicht den Beweis für die steigende Mitarbeiterproduktivität. Die höhere Effizienz des operativen Geschäfts durch den Einsatz des Internets führte dazu, dass der Umsatz pro Beschäftigter von 1998 zu 1999 um 19 Prozent stieg.
Der Produktivitätsfortschritt ist offenkundig für alle Untersuchungsebenen, die stärksten Zugewinne sind jedoch bei den Service- und Produktanbietern festzustellen: So stieg der Umsatz pro Beschäftigter im E-Commerce-Layer und Intermediary-Layer um 37 bzw. 30 Prozent.
Vorteile für die Geschäftsstrategie: Errungenschaften durch das Internet
Mit dem aktiven Einsatz des Internets laufen die Internet Economy Unternehmen schneller als die Konkurrenten.
Die gewaltige Mehrheit (73 Prozent) der Unternehmen, die das Internet aktiv einsetzen sehen eine gestiegene Produktivität – verglichen mit 29 Prozent aller Unternehmen der US-Wirtschaft.
Weiterhin gab die große Mehrheit der Internet Economy Unternehmen an, dass sie der Internet-Einsatz in die Lage versetzte, das Wachstum auszuweiten oder Pluspunkte gegenüber der Konkurrenz zu sammeln. So sagten beispielsweise 68 Prozent dieser Unternehmen, Zugewinne im Marktanteil auf den Internet-Einsatz zurückführen zu können – dagegen behaupteten dies nur 24 Prozent von allen US-Unternehmen.