Unternehmen benötigen regelmäßig frisches Kapital – und dafür die Bank als stabilen und vertrauten Partner. Deshalb sollten sie darauf achten, dass Jahresabschluss und Bilanz nicht hinsichtlich der steuerlichen Optimierung gestaltet werden, sondern das Unternehmen darüber bei der Bank als attraktiv zu präsentieren.
Geld regiert die Welt: Dieser Spruch ist abgedroschen und auch negativ besetzt – aber genauso ist auch richtig, dass Wirtschaft ohne Geld nicht funktionieren kann. Das gilt besonders für Start-ups und andere Unternehmen. Sie haben immer wieder Bedarf an frischem Kapital, um ihre Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln, Wachstum zu generieren, neue Märkte zu erschließen, Fachleute zu bezahlen und, und, und. Dafür brauchen sie Banken als Partner an ihrer Seite, denn die allermeisten Geschäftsvorhaben werden sich nicht allein durch Venture Capital, Crowdfunding und andere moderne Formen finanzieren lassen.
Dabei müssen (jüngere) Unternehmer aber einige wichtige Punkte beachten. Denn eine Unternehmensfinanzierung ist heute nicht mehr so leicht zu erhalten wie noch in der Vergangenheit, als an Vorschriften wie Basel III, die neue Eigenkapital- und Liquiditätsregeln für Kreditinstitute aufstellen und sich damit direkt auf die Kreditvergabe auswirken, noch nicht zu denken war. Dazu passen folgende aktuellen Zahlen: Vier von zehn deutschen Unternehmen klagen darüber, dass Banken und Sparkassen sie nicht mehr wie früher mit Krediten versorgen. Dies sind Ergebnisse des erstmals erhobenen „Finanzierungsmonitors 2016“, für die mehr als 100 Finanzentscheider aus mittelständischen Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen befragt wurden.
Die Finanzierung für Unternehmen wird also schwieriger – was besonders in investitionsintensiven Branchen wie Technologie und Handel zu echten Problemen führen kann. Man stelle sich eine innovative Idee im E-Commerce vor, aber der/die Unternehmen kann/können regelmäßig nicht genügend Ware auf Lager nehmen, weil es an der dafür nötigen Liquidität mangelt. Das kann ein Unternehmen schnell an den Rand des Untergangs treiben.
Was sich jedoch immer wieder feststellen lässt: Die Banken sind in der Praxis oft gar nicht das Problem. Sondern der Umgang der Unternehmer und deren Steuerberater mit Jahresabschluss und Bilanz. Die Aufstellung dieser wichtigen Dokumente ist oftmals sehr stark fiskalisch orientiert und damit rein auf die Steuervermeidung hin ausgerichtet – doch dieser Ansatz, so wenig Steuern wie möglich zu zahlen, kann nach hinten losgehen, wenn deshalb eine unbedingt benötigte Finanzierung nicht freigegeben wird. Werden Kreditlinien nicht verlängert oder neue Kredite aufgrund bankinterner Bewertungen auf einmal teurer als bisher gewohnt, kann sich das sehr negativ auf die Geschäfte auswirken und sogar dazu führen, dass das ganze Unternehmen in Schieflage gerät. Deshalb ist es wichtig, professionell mit der Bank zu verhandeln und alle möglichen offenen Fragen von vorne herein auszuschließen.
Dazu gehört eben, Jahresabschluss und Bilanz so zu gestalten, dass sie den Anforderungen der Bank genügt und auf einen Blick auf die Ertragsstärke des Unternehmens und die positiven Zukunftsaussichten ersichtlich werden. Wollen der Unternehmer und sein Steuerberater aber auf Teufel komm‘ heraus Steuern einsparen, kann dies Jahresabschluss und Bilanz dahingehend verfälschen, dass sie für die Bank nicht mehr attraktiv erscheinen. Und dann wird vielleicht die Steuerlast um einige wenige Prozent optimiert – aber frisches Kapital steht nicht zur Verfügung, und alle Pläne der Expansion sind gefährdet.
Wichtig ist deshalb, dass Unternehmer immer beide Seiten betrachten und gemeinsam mit dem versierten Berater herausarbeiten, welche Auswirkungen eine gewisse steuerbilanzielle Entscheidung auf die Zukunft haben kann. Dies wird dann auch die Frage beantworten, ob eine geringfügig höhere Steuerlast nicht besser zu stemmen ist als der Verlust der Bank als Kapitalgeber.
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Matthias Hahne ist Steuerberater und geschäftsführender Gesellschafter der Steuerberatungsgesellschaft Albers & Kollegen aus Hilden (www.steuerberatung-albers.de). Die Gesellschaft begleitet mittelständische Unternehmen bei allen steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Fragen und berät auch bei der Gestaltung der Unternehmensfinanzierung und den Verhandlungen mit Banken und Kapitalgebern. Ebenso arbeiten die Kanzleien mit einer Volldigitalisierung der Belege. Zur Gruppe gehören auch die Faerber & Küpper Steuerberatungsgesellschaft aus Hilden und die KD Steuerberatungsgesellschaft aus Dortmund.