paybox – Revolution im Zahlungsverkehr?

Einfach, sicher und von jedem Ort der Welt seine Shopping-Rechnungen per Handy bezahlen zu können, verspricht ein neues System im Online-Zahlungsverkehr. Paybox hofft damit eine wahre Revolution im E-Commerce auszulösen. Doch wird man den selbst gesteckten Zielen wirklich gerecht werden können?

Bis heute hat sich noch keines der Online-Zahlungssysteme am Markt etablieren können. So ist etwa bei Smartcards die bislang geringe Verbreitung von Chipkartenlesegeräten wohl ein Hauptgrund für den eher geringen Markterfolg. Auch Meldungen über den Diebstahl von Kreditkartendaten in Internet lassen nicht unbedingt das Vertrauen der Online-Nutzer in diese Zahlungsform wachsen. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Kunden häufig skeptisch gegenüber Zahlungen im Internet sind. Gerade beim Bezahlen müssen schließlich hochsensible Informationen übertragen werden. Darüber hinaus stellen Geschäfte zwischen Privatpersonen, wie z.B. bei Versteigerungen, immer noch ein Zahlungsproblem im Internet dar. Für diese Probleme bietet seit dem 11. Mai die paybox.net AG eine verblüffend einfache Lösung.

In Zusammenarbeit mit der Deutschen Bank AG, die mit 50 Prozent an der Aktiengesellschaft beteiligt ist, entwickelte die paybox.net AG ein Verfahren, bei dem im Internet lediglich die Mobiltelefonnummer des Käufers übertragen werden muss. Autorisierung und Identifizierung laufen über das als sicher geltende GSM-Netz. Noch nicht einmal eine Kreditkarte ist mehr nötig, denn die Bezahlung erfolgt per Elektronischem Lastschriftverfahren von jedem beliebigen Girokonto. Mobil und sicher, unter diesem Motto will die paybox.net AG den Kreditkartenunternehmen nicht nur den Internetmarkt streitig machen. Unternehmensgründer Mathias Entenmann sieht seine Lösung im Vorteil: „Mit Paybox werden quasi über Nacht rund 25 Millionen Handys zu universell einsetzbaren Terminals“. Das Potential scheint gegeben: paybox rechnet damit, dass sich in den nächsten beiden Jahren die Zahl der Handynutzer fast verdoppelt und schon im Jahr 2002 rund 40 Millionen Nutzer angesprochen werden können. Im Gegensatz dazu soll die Zahl der Kreditkartenutzer von derzeit 10 Millionen auf lediglich 13 Millionen steigen. Einsetzbar ist die paybox-Lösung als Alternative zur Kreditkarte in den Bereichen Online-Shopping – Internet-to-paybox, mobile Dienstleistungen – Mobile-to-paybox und zwischen Privatpersonen – paybox-to-paybox.

Wie funktioniert’s für die privaten Kunden?
Der paybox-Nutzer muss lediglich drei Voraussetzungen erfüllen:

1. Er muss im Besitzt eines Handys sein.
2. Er muss über ein Girokonto verfügen.
3. Er muss sich bei paybox registrieren.

Die notwendigen Angaben für die Registrierung sind entweder auf der paybox-Website zu machen, das Formular kann aber auch ausgedruckt oder per Handy angefordert werden und findet dann per Fax seinen Weg zurück. Nach der Registrierung erhält der Kunde per Post sein „persönliches Starterpaket“ und damit vor allem seine „persönliche paybox-PIN“. An Kosten werden dabei fünf Euro als Jahresgebühr fällig. Will der Kunde nun z.B. bei einem Online-Händler (Internet-to-paybox) einkaufen, kann er die Option „paybox“ wählen und gibt seine Mobiltelefonnummer ein. Der Kunde kann für Transaktionen per paybox, wenn er nicht jedem seine Handy-Nummer als paybox-Nummer mitteilen möchte, einen Alias (paybox-Nummer, die nicht mit der Handy-Nummer identisch ist) verwenden. Über eine sichere Datenverbindung wird dann die Transaktion an paybox weitergeleitet und der Kunde erhält anschließend einen Anruf unter der mit paybox vereinbarten Rufnummer. So wird ihm der Name des Zahlungsempfängers und der Betrag mitgeteilt. Mit seiner persönlichen paybox-PIN bestätigt der Kunde die Richtigkeit und erlaubt damit der paybox.net AG, den Betrag per Lastschriftverfahren einzuziehen und an den Händler weiterzuleiten. Der gesamte Vorgang soll in weniger als 30 Sekunden über die Bühne gehen. Die sechswöchige Widerspruchsfrist, ein wesentlicher Vorteil des Lastschriftverfahrens für die Kunden, gilt auch hier.

Mobile Dienstleistungen lassen sich ebenso einfach bezahlen. Der einzige Unterschied beim Mobile-to-paybox: Der Zahlungsempfänger ruft mit seinem Handy bei paybox an und gibt den Betrag und die Mobilnummer/Aliasnummer des Auftraggebers ein. Als Beispiele nennt die paybox.net AG Taxis und Pizzadienste und setzt für die Zukunft darauf, das Handy als universelles Zahlungsmedium bei den privaten Kunden zu etablieren. Denn anders als beim traditionellen Telefonbanking reicht es aus, dem Zahlungsempfänger die Nummer des Mobiltelefons mitzuteilen – und natürlich die „persönliche paybox-PIN“ im Kopf zu behalten. Die Vorteile werden besonders bei der Durchführung von Zahlungen zwischen Privatpersonen deutlich: Unabhängig von Raum, Zeit und Entfernung zum nächsten Geldautomaten, können Person-to-Person-Zahlungen sowohl bei Online-Auktionen als auch auf klassischen Flohmärkten erfolgen. Allerdings wird für diese paybox-to-paybox-Zahlung dem Auftraggeber eine Gebühr von 25 Cent je angefangene 25 Euro in Rechnung gestellt, das Limit je Zahlung liegt in diesem Fall bei 200 Euro.

Wie funktioniert’s für Online-Händler?
Voraussetzung ist natürlich auch für die Online-Händler eine Registrierung bei paybox. Die Lizenzgebühr für die erforderliche Software beträgt einmalig 500.- DM. Beim Stichwort „Software“ horchen viele Anbieter auf: Ohne Installation zusätzlicher Programme ist auch das „payboxing“ nicht zu haben. Wir haben das System nicht selbst installiert, aber bei Paybox nachgefragt. Die Software sei so gestaltet, dass in der Regel Online-Anbieter ohne größeren Aufwand die Installation vornehmen können, wurde uns versichert. Zusätzlich zu dem 28-seitigen Handbuch könne darüber hinaus kostenloser telefonischer Support über paybox in Anspruch genommen werden. Wie teuer die Installation durch einen „Certified Paybox Integrator“ kommt, wurde uns allerdings nicht gesagt… hier sind sicherlich die Bedingungen im Einzelfall ausschlaggebend. Shopsystem-Anbieter wie Intershop oder Internolix haben paybox bereits in ihre E-Commerce-Lösungen integriert.

Beim Bezahlen mittels paybox zieht die paybox.net AG das Geld per Lastschriftverfahren ein und leitet es an den Händler weiter, abgewickelt wird der Vorgang durch die Deutsche Bank AG. Bei Insolvenz des Kunden sichert die paybox.net AG den Händlern die Zahlung zu. Sensible Daten muss der Händler weder entgegennehmen, noch für ihre Sicherheit sorgen. Auch bei der Definition des Zahlungszieles bietet diese Lösung Flexibilität: als Serviceleistung ist es möglich, über einen geschützten Bereich der Paybox-Website, die Zahlungsziele zu verlängern oder zu verkürzen – interessant z.B. wenn der Kunde erst mit Erhalt der Ware belastet werden soll. Beträgt die durchschnittliche Lieferzeit z.B. sieben Tage, dann lässt sich das Zahlungsziel einfach auf neun Tage festlegen. Auch Gutschriften bei Teillieferungen sollen in Kürze möglich sein. Wie bei der Kreditkartenzahlung auch, fallen für den Händler pro Transaktion Gebühren in Höhe von drei Prozent des Zahlungsbetrages an.

Wie sieht die Zukunft aus?
Alle diese interessanten neuen Möglichkeiten lassen sich natürlich nur dann realisieren, wenn das System auch weiträumig eingesetzt wird. Wie üblich, wird sich auch das Verfahren nur dann durchsetzen, wenn es auf breiter Front von Händlern und Kunden angenommen wird. Nach Angaben der paybox.net AG liegt die Zahl der angeschlossenen Händler derzeit bei rund 250. „Stündlich gehen neue Anträge von Händlern ein und wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung“, lautet die Auskunft. Bis Jahresende sollen etwa 1200 „Akzeptanzstellen“ eingerichtet sein, die 100.000 registrierte Kunden bedienen. Neben dem E-Commerce zielt die paybox.net AG dabei insbesondere auf den boomenden Bereich M-Commerce. So nimmt sie z.B. die Taxifahrer ins Visier, die inzwischen nach Angaben des Bundesverbandes Personenverkehr fast alle über ein Handy verfügen. Der bargeldlose Zahlungsverkehr würde vor allem auch ihre persönliche Sicherheit erhöhen. Mathias Entenmann, Unternehmensgründer zeigt sich zum Start optimistisch, „Die Paybox ist einfach, sicher, spielend leicht zu nutzen und wird sich daher schnell am Markt durchsetzen.“ Aber dennoch ist der Erfolg nicht garantiert, die privaten Kunden haben auch schon andere vielversprechende Zahlungslösungen, wie z.B. die aufladbare Geldkarte, am ausgestreckten Arm verhungern lassen.

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