Die Thematik Suchmaschinen-Optimierung wird aus drei Gründen zunehmend wichtiger: Erstens weil das Internet immer mehr zu Recherchen und zum Einkaufen eingesetzt wird, zweitens weil Suchmaschinen-Algorithmen immer komplexer werden, und drittens weil die Konkurrenz zunimmt.
Dabei haben sich die wesentlichen Anforderungen an eine Website in den letzten Jahren nicht geändert. Leider ist die Suche nach Suchmaschinen-Tricksereien bisweilen verlockender, als an den realen Probleme der eigenen Website zu arbeiten. Die folgenden vier Faktoren geben deshalb einen Überblick über die wichtigsten Aspekte der Suchmaschinen-Optimierung. Denn Tricksereien (z.B. weißer Text auf weißem Grund) können langfristig nur zu Problemen führen, z.B. dem Ausschluß aus Suchmaschinen.
Faktor #1: Suchmaschinenfreundliche Strukturen
Unabhängig von der eigentlichen Suchmaschinen-Optimierung haben viele Websites grundlegende Probleme, die im Einsatz von Technologien begründet sind. Suchmaschinen benutzen Spider, um Websites herunterzuladen und zu indexieren. Diese Spider sind aber in der Regel nur in der Lage, reine HTML-Inhalte zu verstehen. Während ein Mensch also z.B. als Bild abgespeicherten Text lesen kann, muß ein Spider hier passen. Vereinfacht gesagt sollten alle relevanten Inhalte nur als HTML-Text abgelegt sein; der Einsatz von Flash, Bildern oder PDFs sollte sich also auf nicht relevante Bereich der Website beschränken.
Darüber hinaus sollten Sie auch auf dynamische URLs (erkennbar am Fragezeichen in der URL) und Session-Ids verzichten, da viele Spider hiermit Probleme haben. Auch Frames sind meistens mit Problemen behaftet, da die Einzelbestandteile einer solchen Seite als separate Seiten indexiert werden. So werden dann z.B. Inhaltsseiten ohne Navigationselemente angezeigt, wenn man auf ein entsprechendes Suchmaschinen-Resultat klickt.
Faktor #2: Exakte Kenntnis der relevanten Suchbegriffe
Wenn Sie sich sicher sind, daß Ihre Website suchmaschinenfreundlich ist, müssen Sie über den zentralen Aspekt der Suchmaschinen-Optimierung nachdenken: Welche Suchbegriffe sind für mich relevant? Mit anderen Worten: Was tippen potenzielle Kunden in eine Suchmaschine ein, um meine Produkte/Dienstleistungen zu finden?
Wie komplex diese Frage ist, ergibt sich aus einem konkreten Beispiel: Ein Sprachreisen-Anbieter würde auf die Frage, welcher Suchbegriff für ihn relevant ist, immer mit der Antwort „sprachreisen“ antworten. Diese Antwort ist nicht falsch, aber doch sehr unvollständig.
Denn leider suchen Menschen mit sehr unterschiedlichen Strategien. Sichtbar wird das an einer Analyse, die Bloofusion Germany an ca. 700.000 verschiedenen Suchanfragen durchgeführt hat. Die folgende Statistik gibt an, aus wievielen Worten Suchanfragen bestehen:
– 1 Wort: 40,42%
– 2 Wörter: 34,23%
– 3 Wörter: 16,08%
– 4 Wörter: 5,56%
– 5 Wörter: 2,19%
– >5 Wörter: 0,8%
Am Beispiel des Sprachreisen-Anbieters heißt das, daß zwar ca. 40% der Suchanfragen lediglich aus dem Einzelbegriff „sprachreisen“ bestehen, aber ca. 34% mit Zweiwort-Kombinationen (z.B. „sprachreisen englisch“ oder „spanisch sprachreisen“) und ca. 16% mit Dreiwort-Kombinationen (z.B „sprachreisen san francisco“ oder „sprachreisen nach england“) suchen.
Darüber sind auch andere Aspekte wichtig:
– Wird eher im Singular oder Plural gesucht („englisch sprachreise“ oder „englisch sprachreisen“)?
– In welcher Reihenfolge wird gesucht („usa sprachreisen“ oder „sprachreisen usa“)?
– Welche semantisch ähnlichen Suchbegriffe werden benutzt (z.B. „sprachkurse“ oder „bildungsurlaub“)
Wenn Sie diese Suchanfragen bei Google eintippen, werden Sie feststellen, daß die jeweiligen Suchbegriffe z.T. sehr unterschiedliche Resultate liefern. Es ist also relevant, die genauen Suchstrategien seiner potenziellen Kunden zu kennen.
Damit Sie hier nicht auf Ihr Gefühl angewiesen sind, gibt es verschiedene kostenlose und kommerzielle Keyword-Datenbanken (z.B. das kostenlose Overture Keyword Suggestion Tool), die Ihnen in der Regel auch gleich eine Einschätzung der monatlichen Suchvolumina liefern.
Wichtig ist die Auswahl der Suchbegriffe auch aus einem anderen Grund: Je allgemeiner ein Suchbegriff ist, desto schwieriger ist es, für diesen Suchbegriff relevante Suchmaschinen-Rankings zu erzielen. Für den Einzelbegriff „sprachreisen“ ist es also fast aussichtslos, für „sprachreisen nach kanada“ hingegen ist es durchaus machbar. Die richtige Auswahl ist immer eine Abwägung: Allgemeine Suchbegriffe liefern potenziell ein hohes Volumen bei hohem Risiko, spezifische Suchbegriffe ein niedriges Volumen bei geringem Risiko.
Faktor #3: Ausrichtung der Website auf die relevanten Suchbegriffe
Wenn Sie sich nun für eine Auswahl an Suchbegriffen entschieden haben, gilt es, Ihre Website auf diese Suchbegriffe abzustimmen. Wenn Sie für einen Suchbegriff wie „sprachreisen nach kanada“ hohe Suchmaschinen-Rankings erzielen möchten, müssen diese Suchbegriffe auch in den Inhalten Ihrer Website vorkommen.
Auch wenn sich der Mythos hält, daß Suchmaschinen nur mit den richtigen Meta-Tags (unsichtbare Informationen im HTML-Code) versorgt werden müssen, stimmt das nachweislich nicht – vor allem nicht für Google. Der einzige gangbare und langfristig erfolgreiche Weg ist der, die Texte auf Suchbegriffe abzustimmen.
Eine vereinfachte Strategie kann so aussehen, daß Sie für jeden Ihrer Ziel-Suchbegriffe eine einzelne Seite anbieten, die auf diesen Suchbegriff abzielt. Im konkreten Fall des Sprachreisen-Anbieters gäbe es also z.B. eine Übersichtsseite über alle Staaten, für die Sprachreisen angeboten werden. Die einzelnen Staaten verlinken dann auf Unterseiten: Die Unterseite für Kanada zielt auf die Phrase „sprachreisen nach kanada“ ab, die Unterseite für die USA auf „sprachreisen usa“, und so weiter. Die wahre Kunst der Suchmaschinen-Optimierung liegt häufig darin, aus der Vielzahl von Suchbegriffen eine Website-Struktur abzuleiten, so daß jeder Seite ein Suchbegriff zugeordnet wird.
Als grobe Richtlinien für Texte können Sie von folgenden Regeln ausgehen:
– Eine Seite sollte aus minimal vier Absätzen bestehen.
– Ein Absatz sollte aus ca. 50 Wörtern bestehen.
– Der Suchbegriff sollte in jedem Absatz vorkommen.
– Der Suchbegriff sollte auch variiert werden (Singular/Plural; Drehungen der Einzelwörter).
Die Grundregel „Content is King“ gilt also nach wie vor: Ohne gute Inhalte werden Sie es sehr schwer haben, für Ihre relevanten Suchbegriffe oben in den Suchmaschinen-Ergebnissen aufzutauchen. Ebenso wichtig ist es dabei aber vor allem, daß diese Texte auf Ihre Suchbegriffe abgestimmt sind.
Faktor #4: Verlinkung der Website
Den Faktor Verlinkung hat Google als erste Suchmaschine ins Spiel gebracht: Der Grundgedanke ist der, daß eine Website, auf die viele Websites verlinken, wichtiger sein muß, als eine Website, auf die nur wenige oder gar keine Websites verlinken. Wenn Sie also bei Google nach dem Suchbegriff „buch“ suchen, erscheint Amazon.de nicht weit oben in den Suchergebnissen, weil deren Seiten auf diesen Suchbegriff hin optimiert wurden; vielmehr gewinnt Amazon den Kampf gegen Millionen andere Websites, weil besonders viele Websites auf Amazon verlinken.
Die „Link Popularity“ wird dabei z.B. von Google mit dem Google PageRank gemessen. Der PageRank ist ein ganzzahliger Wert zwischen 0 und 10: eine Website ohne externe Links hat einen PageRank 0, eine extrem gute verlinkte Website einen PageRank10. Eine „normale“ Website hat in der Regel einen PageRank 4-5. Über die Google Toolbar können Sie den PageRank einer Website abfragen.
Der Google PageRank ist als Maß für die Verlinkung einer Website aber nur sehr bedingt zu gebrauchen, da er lediglich ein quantitatives Maß, aber kein qualitatives Maß darstellt. Insbesondere Google analysiert auch die Qualität, also insbesondere die „semantische Kompitabilität“: Ein Link von einem thematischen passenden Portal ist wesentlich mehr wert als ein Link von einer branchenfremden, irrelevanten Website. Auch filtert Google sogenannte „Bulk-Links“, also tausendfach gesetzte Links von einer Website auf eine andere Website.
Es bietet sich also nicht an, mit Tricks zu arbeiten. Die konkreten Möglichkeiten, qualitativ hochwertige Links zu generieren, hängt natürlich immer von der jeweiligen Branche ab. In der Regel sind aber die folgenden Strategien hilfreich:
– Eintragen in passende Verzeichnisse und Portale
– Verfassen von Artikel für Fachportale
– Online-Pressearbeit (z.B. für Studien)
– Recherche der Verlinkung der Konkurrenz-Websites
– Evtl. Entwickeln eigener Portale
Faktor #5: Geduld
Auch wenn es eigentlich nur vier wichtige Faktoren sind, ist Geduld als fünfter Faktor unverzichtbar. Da Suchmaschinen niemals auf den realen Datenbeständen, sondern in ihrem lokalen Index suchen, ergeben sich immer wieder Verzögerungen. Suchmaschinen (bzw. deren Spider) müssen zunächst die Inhalte einer Website herunterladen und indexieren. Auch das Erkennen neuer Links kann mitunter Monate dauern; selbst wenn Ihre Website in den letzten Monaten zahlreiche neue Links hinzugewonnen hat, müssen diese nicht zwangsweise sofort zu besseren Rankings führen.
Die Frage, ob Sie etwas falsch gemacht haben oder ob die Suchmaschinen Ihre Maßnahmen nur noch nicht erfaßt haben, ist eines der Schlüsselprobleme, das sich leider nur mit viel Erfahrung lösen lässt.
Ausblick
Denken Sie daran, daß alle Faktoren gleichzeitig erfüllt sein müssen: Eine Optimierung der Texte ohne ausreichende Verlinkung ist ebenso ineffektiv wie eine gute verlinkte Website ohne Texte.
Suchmaschinen-Optimierung ist keine Zauberei, sondern eher solides Handwerk. Wenn Sie die genannten vier Prinzipien konsequent verfolgen und sich dabei vielleicht von einer Agentur beraten lassen, steht dem Erreichen realistischer Ziele nichts im Wege.