Jahresabschluss und Bilanz sind nichts, was nur für die Augen des Finanzamtes erstellt wird und dann wohlgefällig im Regal verschwindet: Darin sollen vielmehr Effizienz und Stärke eines Unternehmens zum Ausdruck kommen. Das ist sehr wichtig, beispielsweise bei Finanzierungsgesprächen.
Die Bilanz ist ein zentraler Bestandteil des Jahresabschlusses eines Kaufmanns oder eines Unternehmens. Der Begriff Bilanz wird oft synonym für den Jahresabschluss verwendet und soll die wirtschaftlichen Ergebnisse eines Unternehmens, dessen Leistungsfähigkeit und steuerlichen Gewinne darstellen. Damit dient die Bilanz nicht nur zur Ermittlung der Steuerlast, sondern eben auch zur Präsentation der unternehmerischen Substanz und ist ein Instrument zur Ermittlung der objektiven wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit eines Unternehmens.
Bilanzstichtag ist im Rechnungswesen der letzte Tag des Wirtschaftsjahres, zu dem turnusmäßig ein Jahresabschluss von Unternehmen aufgestellt wird und auf den sich die Bilanz bezieht. Das ist bei den allermeisten Unternehmen der 31. Dezember, der natürlich erst einige Woche zurückliegt. Das soll nun nicht bedeuten, dass Unternehmen wieder bis Dezember warten können, um sich mit der Bilanz zu befassen. Denn es ist wichtig, dass die Effizienz und Stärke eines Unternehmens in der Bilanz zum Ausdruck kommen. Jahresabschluss und Bilanz sind nichts, was nur für die Augen des Finanzamtes erstellt wird und dann wohlgefällig im Regal verschwindet!
Daher sollte die Bilanz genau hinterfragt werden und das so zeitig wie möglich. Unternehmer müssen sich im Klaren darüber sein, welche Konsequenzen diese Bilanz haben kann, beispielsweise bei Kreditverhandlungen. Durch die frühzeitige Analyse der Bilanz lassen sich interessante Wertschöpfungspotenziale entdecken, um beispielsweise zu einer positiveren realistischen wirtschaftlichen Darstellung zu gelangen. Ein Beispiel dafür sind immaterielle Aktiva wie eine riesige Kundendatenbank. Sie besitzen für die Bewertung eines Unternehmens eine wachsende Bedeutung. Gleiches gilt für Marken: Erfolgreich eingeführt sind sie ein wertvolles Eigentum, das für Stabilität steht und bei der Kundengewinnung und Kundenbindung hilft. Damit wirken sich etablierte Marken erheblich auf dem Geschäftserfolg aus.
Solche Faktoren sind für Unternehmen sehr wichtig und lassen sich durch eine gründliche Analyse der Bilanz erkennen und aufdecken. Somit können diese Erfolgsfaktoren in die leistungswirtschaftliche und bilanzielle Präsentation aufgenommen werden, um die echte Stärke eines Unternehmens darzustellen. Das ist sehr wichtig, beispielsweise bei Finanzierungsgesprächen. Diese können aufgrund eines bilanziellen Fehlers scheitern, und das kann dazu führen, dass Unternehmen in Schieflage geraten. Das bedeutet: Wollen Unternehmen die Bank als dauerhaft starken Partner binden, müssen die Jahresabschlüsse auf diese Anforderung hin zugeschnitten sein.
Das hat auch einen regulatorischen Hintergrund. Banken müssen ihre Kreditgeschäfte laut dieser Richtlinie mit mehr Eigenkapital unterlegen und Reserven für Krisenzeiten aufbauen. Das wirkt sich aufs Kreditgeschäft aus: Je risikoreicher ein Kredit für die Bank ist, desto teuer wird er für das Unternehmen, das sich finanzieren will. Im Zweifel lehnt die Bank sogar ganz ab und ein Unternehmer steht ohne Geld da, was existenzbedrohend sein kann. Das heißt konkret für Unternehmen: Durch die verschärften Regeln wird es zum Teil schwerer, überhaupt Kredite bei den Finanzinstituten zu erhalten. Das gilt umso mehr in schwierigen Phasen wie der derzeitigen Corona-Pandemie, die viele Unternehmen noch für einige Zeit beschäftigen werden.
Was passieren kann, wenn die Bank eine Finanzierung nicht freigibt, ist leicht erklärt: Werden Kreditlinien nicht verlängert oder neue Kredite aufgrund bankinterner Bewertungen auf einmal teurer als bisher gewohnt oder eben überhaupt nicht erteilt, kann sich das sehr negativ auf die Geschäfte auswirken und sogar dazu führen, dass das ganze Unternehmen in Schieflage gerät. Die Banken ermitteln Risiken über interne Ratings, in denen die Bonität des potenziellen Kreditnehmers festgestellt wird – und um sich ein Bild über ein Unternehmen zu machen, schauen die Institute vor allem auch in den Jahresabschluss und damit auf die Bilanz. Deshalb muss dieser Jahresabschluss so gestaltet sein, dass sie kein negatives Licht auf ein Unternehmen wirft und eine Kreditvergabe verteuern oder sogar verhindern könnte. Deshalb ist es wichtig, professionell mit der Bank zu verhandeln und alle möglichen offenen Fragen umfassend vorzubereiten. Deshalb kommt es aus steuerlicher Sicht darauf an, Jahresabschlüsse genau auf diese Fragestellung zuzuschneiden, sodass sie bei Kreditverhandlungen das positive Zünglein an der Waage sein können.