Vier Trends der Service Supply Chain

Ob Automotive, Industrie oder Elektronikbranche – die Supply Chain für Ersatzteile sicherzustellen ist für Unternehmen eine immense Herausforderung. Zum einen gilt es, tausende Teile an mehreren Standorten vorrätig zu halten. Zum anderen erfordern ständig wechselnde Marktbedingungen kontinuierliche Bedarfsprognosen sowie ein flexibles Preismanagement der Teile.

Fehlt es dem Ersatzteilmanagement an Effizienz, bringt das die Lieferkette ins Stocken, verursacht Kosten und verärgert langfristig Kunden. So scheitert mehr als die Hälfte aller Reparaturarbeiten an fehlenden, nicht vorrätigen Ersatzteilen. Die Verfügbarkeit ist jedoch entscheidend, denn lange Ausfallzeiten von Maschinen, Fahrzeugen und Geräten verursachen nicht nur unnötige Kosten, sondern schaffen auch Unzufriedenheit beim Kunden. Eine optimale Service Supply Chain steht daher auf der Prioritätenliste von Unternehmen an oberster Stelle.

Um eine Teileverfügbarkeit von mehr als 95 Prozent sicherzustellen, investieren Unternehmen verstärkt in ein automatisiertes Bestandsmanagement. Ein ähnlicher Trend findet sich auch beim Preismanagement: Auch hier lösen sich Unternehmen mehr und mehr von herkömmlichen Preiskalkulationen in ERP und rudimentären Excel-Tabellen und setzen auf das Ersatzteilmanagement abgestimmte Lösungen ein. Die entsprechenden Tools haben sich so zu einem wichtigen Umsatzhebel  etabliert. Generell sind in der Service Supply Chain folgende Trends zu beobachten:

  • Ab in die Cloud
    Agilität zählt mehr denn je zu den erfolgsentscheidenden Faktoren. Damit wird auch die Cloud für die Supply Chain unverzichtbar. Mehr als 85 Prozent der deutschen Unternehmen beschäftigen sich aktiv mit der Cloud – gut ein Viertel haben sie sogar fest in ihre IT-Strategie verankert. Neben höherer Flexibilität und Automatisierungsgrad locken vor allem die erheblichen Kosteneinsparungen. Eine eigene IT-Infrastruktur ist nicht erforderlich, wodurch Betriebskosten und Investitionsausgaben in Hardware entfallen. Stattdessen nutzen Unternehmen Software-as-a-Service und profitieren von einer nutzungsbasierten Abrechnungen und individuell abgestimmten Lizenzierungen. Damit bietet die Cloud oftmals die einfachste Lösung, um Bedarfsprognosen, Nachschubplanung, Bestandssimulation und Preisgestaltung zu optimieren. Bestehende ERP-Systeme müssen dabei nicht komplett ersetzt werden. Häufig reichen smarte, cloudbasierte Add-On-Lösungen für das Bestandsmanagement aus, um neues Umsatzpotential freizusetzen.
  • Predictive Analytics auf dem Weg zum Mainstream
    Predictive Analytics wirft einen Blick in die Zukunft und ermöglicht dadurch eine vorausschauende Strategie und höhere Performance. Predictive Analytics gilt als nächster, wegweisender Schritt der Business Intelligence in der Supply Chain. Noch ist die Adaption von entsprechenden Lösungen zaghaft – zu kostspielig und aufwändig scheinen vielen Unternehmen die Einführung neuer Dateninfrastrukturen und die Investition in Datenerfassung und -integration. Insbesondere wenn es um Prognosemodelle und Trendanalyse geht, wird Predictive Analytics jedoch schnell an Relevanz gewinnen und sich als wichtiges Instrument im Aftersales-Markt etablieren. Laut einer Gartner-Umfrage zählen bis 2020 prädiktive Analysen zu den drei Haupttrends im Bereich Business Analytics: 40 Prozent der heute von Data Scientists angegangenen Aufgaben werden dabei automatisiert abgewickelt.  Anwendungsszenarien finden sich nicht nur in der Bedarfsprognose oder dem Preismanagement von Ersatzteilen (Predictive Pricing), sondern beispielsweise im Bereich Wartung (Predictive Maintenance). Dabei werden Kennzahlen bezüglich Nutzung, Verschleiß und Zustand einer Maschine oder Anlage kontinuierlich analysiert, um frühzeitig etwa Komponenten auszutauschen und Ausfälle zu verhindern.
  • Wearables  im B2B-Einsatz
    Oft als reine Spaßtechnologie für den Verbraucher angesehen, erobern Wearables zunehmend den B2B-Sektor. Bis zum Jahr 2020 sollen 75 Mio. „tragbare“ Geräte in unsere Arbeitswelt einziehen. Im Gegensatz zu üblichen Handheld-Geräten wie Smartphone und Tablet, ermöglichen Wearables einen einfacheren und effektiveren Workflow. Dank der integrierten Sensorik sind Benutzer in der Lage ihr Umfeld besser zu erfassen und situationsgerecht zu reagieren. Die Anwendungsgebiete sind allein in der Supply Chain vielfältig. Vor allem im mobilen Einsatz bieten Wearables sehr nützliche Möglichkeiten: Service-Mitarbeiter im Außendienst können in Echtzeit auf Informationen zurückgreifen – zum Beispiel um Reparaturen durchzuführen, Checklisten abzugleichen und sofort die Verfügbarkeit von Ersatzteilen abfragen. Dieses Service-Plus wirkt sich weiter positiv auf den Kundenservice aus.
  • Disruptive Technologien – Autonome Fahrzeuge und Drohnen
    Neue Technologien im Bereich Mobilität schlagen sich auch in der Logistik und dem Supply Chain Management nieder und bewirken einen nachhaltigen Umbruch in der Branche. Mit prognostizierten 10 Mio. selbstfahrenden Fahrzeugen bis 2020 rückt vor allem das autonome Fahren mehr und mehr ins Blickfeld von Supply Chain Experten. Erste Testläufe von Lkws, die selbständig und in Konvois über Autobahnen rollen, wurden in einigen europäischen Ländern bereits durchgeführt. Laut einer Studie von DHL Customer Solutions & Innovation lassen sich mit solchen Fahrzeugen in der Logistik-Kolonne pro gefahrenen Kilometer Kosten um bis zu 40 Prozent reduzieren. Gleichzeitig werden wichtige Daten zu Funktionen des Fahrzeugs sowie über Auslieferungsprozess bereitgestellt. Entscheidend ist dabei auch die Übertragung von Daten in Echtzeit. So können Lieferungen mit höherer Zuverlässigkeit ausgeliefert werden. Experten gehen zudem davon aus, dass die neuen Fahrtechnologien die Sicherheit erhöhen und durch menschliches Versagen verursachte Unfälle um bis zu 90% senken. Mit einem Umsatz von 127 Mrd. Dollar für 2020 gewinnt auch die Drohnenbranche an Bedeutung. Drohnen transportieren nicht nur Güter, sondern können ausgestattet mit Sensoren und Hi-End-Kameras Anlagen, Fabriken und Standorte überwachen, Echtzeitdaten übermitteln, Updates ausführen oder die Daten in Echtzeit an Außendienstmitarbeiter übermitteln. Dabei ist ihr Einsatzgebiet längst nicht nur auf den Außenbereich begrenzt. In Lagerhallen und Hochregallagern leisten die Fluggeräte wichtige Aufgaben bei der Inventur oder der Lagerbestandsaufnahme und ermöglichen die Umstellung auf automatisierte Prozesse.

Ob Predictive Analytics, Wearables, Drohnen und autonome Fahrzeuge – die  Technologien sind in vielen Fällen bereits ausgereift und kommen in der Praxis zum Einsatz. Offene Fragen betreffen in erster Linie staatliche Regulierungen, Datenschutz, Sicherheit sowie die Haftung, etwa bei autonomen Fahrzeugen. Sind sie jedoch geklärt, werden diese Technologien in den nächsten Jahren entscheidend dazu beitragen, die Service Supply Chain weiter zu optimieren und die Kundenzufriedenheit zu steigern.

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