Italien ist bekannt als Land des Sonnenscheins. Die vielen Sonnenstunden sind nicht nur hervorragend für den Tourismus – sie sind auch ein enormes Potential zur Produktion von umweltfreundlichem Strom für die Zukunft. Um die Möglichkeiten zu nutzen, sind große Solarkraftwerke besonders effizient. Wie sie erfolgreich geplant, umgesetzt und betrieben werden können, zeigen zwei aktuelle Projekte der Axpo, die ihre Präsenz in Italien damit weiter verstärkt.
Großflächenanlagen: ein Trend in der PV-Branche
Solaranlagen sind in der Vorstellung häufig nur die vergleichsweise kleinen Aufdach-Anlagen, die in der Regel bis zu 10 kW leisten. Damit sind sie in der Lage, den Bedarf von Privathaushalten zumindest zum Teil zu decken. Im industriellen Maßstab ist die Nachfrage nach Strom deutlich größer. Um auch Produktionshallen und Co. mit umweltfreundlichem Strom zu versorgen, sind große Freiflächenanlagen eine Schlüsseltechnologie. Mit Leistungen im Megawatt-Bereich sind sie die richtige Lösung, um große Strommengen zu liefern. Auf diese Weise lassen sich auch energieintensive Branchen dekarbonisieren.
Zwei neue Groß-Solarprojekte der Axpo in Italien
Zwei weitere solcher Großanlagen entstehen unter der Regie der Axpo in Italien. Die Kooperationen zwischen dem Schweizer Energiespezialisten und seinen italienischen Partnern zeigt, wie die erfolgreiche Umstellung von Industrie und Agrar auf klimafreundliche Energiequellen gelingen kann.
Das erste Projekt ist eine 3-MW-Freiflächenanlage für Novelis. Das Unternehmen gehört zu den Weltmarktführern in den Bereichen Recycling und Walzung von Aluminium. Dabei handelt es sich um ebenso wichtige wie energieintensive Industriezweige. Entsprechend dem Nachhaltigkeitsgedanken der Unternehmensphilosophie wird ein großer Teil der Produkte aus Recycling-Materialien gefertigt. Das schont Ressourcen und sorgt für eine umweltfreundlichere Nutzung von Leichtmetallen. Folgerichtig soll auch der Strombedarf klimaneutral gedeckt werden. Durch den Standort in der sonnenreichen Lombardei war es naheliegend, hierfür eine solare Lösung anzupeilen. Wie bei Großprojekten üblich, suchte Novelis dafür nach Kooperationsmöglichkeiten, um von externer Expertise zu profitieren. Dazu wählte das Unternehmen die Schweizer Axpo als Technologie- und Energiepartner. Sie übernahm die Planung und den Bau der Anlage, die das Werk zukünftig regional mit grünem Strom beliefern wird. Durch die Dimensionierung ist es möglich, auf diese Weise einen Großteil des Bedarfs zu decken.
Der zweite Projektstandort befindet sich ebenfalls in einer sonnenreichen Region im süditalienischen Kalabrien. Dort ist eine große Freiflächenanlage mit einer Leistung von 13 MW in Umsetzung. Die Axpo ist in diesem Fall Partner der Favella Group, die ein führendes Unternehmen in der landwirtschaftlichen Produktion und Lebensmittelherstellung ist. Zu den erklärten Zielen der Gruppe gehört es, CO2-freie Produkte bereitzustellen. Schon jetzt reduziert das Unternehmen seinen Umwelteinfluss um 14 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Die Errichtung eines weiteren Solarkraftwerks ist daher die konsequente Fortsetzung dieser zukunftsorientierten Ausrichtung. Ab 2024 werden nun jährlich weitere 24 Gigawattstunden Strom aus Photovoltaik gedeckt. Dieses Projekt gilt nicht nur als vorteilhaft für die Region, sondern kann zum Vorbild für die Entwicklung der Agrivoltaik in Süditalien werden.
Italien als starker Wachstumsmarkt für erneuerbare Energien
Dass sich Italien langsam zu einem Impulsgeber der europaweiten Energiewende entwickelt, zeichnet sich seit einiger Zeit ab. Zwar erfolgte der Einstieg in die Zukunftsbranche etwas später als etwa in Deutschland, trotzdem liegt der Anteil an erneuerbaren Energien am Strommix in beiden Ländern mittlerweile fast auf gleichem Niveau. Ein Grund für den Aufschwung sind die sehr guten Bedingungen zur Produktion von Solarstrom. Hier sind die Möglichkeiten noch lange nicht ausgeschöpft, wie Antoine Millioud, Head Division Solar von Axpo, betont: „Italien hat ein enormes Potenzial für die Ausweitung der Solarenergieproduktion.“
Ein Unternehmen, das die Chancen des Marktes von Anfang an erkannt hat, ist die Axpo selbst. Sie ist seit Beginn des 21. Jahrhunderts in Italien vertreten und konnte bereits viele ambitionierte Projekte realisieren. Zum Erfolg der Axpo erklärt Antoine Millioud: „Mit unserem spezialisierten italienischen Team, das sich auf den Bau, Betrieb und die Wartung von Solar-Grossanlagen zur Erzeugung von nachhaltigem Strom spezialisiert hat, können wir Teil des Energiewandels sein. Unsere Investitionen und Partnerschaften werden dazu beitragen, das Ziel der Europäischen Union, bis 2050 eine Netto-Null-CO2-Emission zu erreichen, zu verwirklichen.“
Breites Portfolio für den Energiemarkt Italien
Die Investition in Solar-Großanlagen zeigt außerdem, dass diese Sparte der Photovoltaik ein wichtiger Baustein der Energiewende ist. Private Haushalte, Gewerbe und Industrie sind gleichermaßen gefordert, um die Klimaziele der EU zu erreichen. Die Axpo unterstützt alle mit entsprechenden Lösungen. Sie liefert klimafreundlichen Strom für Privathaushalte genauso wie für Großabnehmer. Simone Demarchi, Managing Director in Italien, fasst zusammen: „Ich bin nicht nur stolz darauf, grünen Strom an Privat- und Industriekunden zu liefern und PPAs sowie andere umweltfreundliche Energieprodukte anzubieten. Ich freue mich auch darüber, dass wir unser Produktangebot erweitern. Die Erweiterung unserer Solaraktivitäten um die Entwicklung von Großanlagen und die Bereitstellung noch umfangreicherer Energielösungen im Bereich erneuerbarer Energien wird sicherstellen, dass wir unsere Kunden in Italien weiterhin während des Übergangs zu sauberer Energie unterstützen.“
PPAs als Stürze der Energiewende in Italien und Europa
Damit spricht Simone Demarchi zugleich ein weiteres wichtiges Thema an: PPAs. Die sogenannten Power Purchase Agreements sind langfristig laufende Stromabnahmeverträge, die zu einem unverzichtbaren Instrument der Energiewende geworden sind. Um ihre Vorteile zu verstehen, ist etwas Hintergrundwissen notwendig. Kurz zusammengefasst, gibt es häufig zwei zentrale Probleme. Zum einen auf Seiten der Erzeuger, die eine unsichere Marktsituation fürchten. Das gilt erst recht vor dem Hintergrund, dass staatliche Förderungen aktuell eher zurückgefahren als ausgebaut werden. Sämtliche Risiken liegen damit bei Erzeugern von Solarstrom. Eine häufige Folge ist, dass Projekte auf Eis liegen oder gar nicht realisiert werden.
Auf der anderen Seite stehen die Abnehmer von Strom, die sich für klimaneutrale Kilowattstunden interessieren – oder wie bei Novelis und der Favella Group für Mega- und Gigawattstunden. Genau da liegt das zweite Problem. Für die für den Energiewandel so entscheidende Industrie sind Verträge nur dann interessant, wenn sie langfristig wirtschaftlich sind.
Genau an dieser Stelle kommen Vermittler ins Spiel. Im Rahmen einer Power-Purchasement-Vereinbarung managt der Vermittler die langfristigen Risiken und sichert Lieferungen zu. Auf diese Weise konnten schon viele große Solarprojekte erfolgreich realisiert werden. Auch die Axpo ist im Bereich von PPAs aktiv und tritt als Vermittlerin auf, so zum Beispiel in Skandinavien. Aber auch in anderen Ländern gewinnen PPAs an Bedeutung. Allen voran in Deutschland, wo die EEG-Umlage häufig nicht mehr ausreicht, um Solaranlagen zu refinanzieren.
Weitere Projekte sind in Planung
Während das Jahr 2023 für die Energiebranche insgesamt eine Herausforderung war, konnte die Axpo ihre gute wirtschaftliche Ausgangssituation nutzen, um Zukunftsprojekte voranzubringen. Der Energiemarkt in Italien ist dabei ein wichtiges Geschäftsfeld, wie die beiden Großprojekte in der Lombardei und Kalabrien zeigen. Aber auch in anderen Ländern der EU sowie in der Schweiz gibt es spannende Vorhaben. Das beweist, dass der Kampf gegen den Klimawandel und für die Versorgung mit erneuerbaren Energien eine internationale Herausforderung ist.
Interessant ist zum Beispiel ein jüngst initiiertes Projekt zum Bau eines Stromspeichers in Polen. Er wird dazu dienen, das Netz zu stabilisieren und den Anteil von grünem Strom am Gesamtmix weiter zu erhöhen. Auch für Italien, ein Land, in dem das Potential für Solarstrom enorm ist, sind solche Speicherlösungen interessant. Sicher wird die Zukunft auch einige kombinierte Projekte bringen – zum Beispiel Stromspeicher plus Solaranlage. Auf jeden Fall wird die Axpo weiter in solare Vorhaben investieren. Dazu hat das Unternehmen ein konkretes Ziel ausgegeben: In Europa soll die installierte Leistung im Bereich der Solartechnik auf zehn Gigawatt steigen. Italien spielt dabei eine zentrale Rolle und wird diese Position auch in Zukunft nicht verlieren.