Seit gut einem Jahr kann man bei TikTok auch horizontale Videos posten, aber die jüngsten Entwicklungen bei dem Social Media Dienst deuten auf eine echt strategische Verschiebung hin zu einem Format, das an YouTube erinnert. Denn nicht nur horizontale Videos, sondern auch längere Laufzeiten werden zum Schwerpunkt. Diese Veränderung stellt eine deutliche Abweichung von TikToks traditionellem Fokus auf vertikale und kurze Videoinhalte dar, die sich vor allem an Mobiltelefonnutzer richten. Das könnte vielleicht auch daran liegen, dass die TikTok App nicht nur auf mobilen Endgeräten abgerufen wird, sondern auch auf Desktop-PC und vor allem auf Smart-TV.
Die Plattform ermutigt nun seine Top-Content-Creators, ein horizontales Videoformat zu verwenden, insbesondere für Videos, die länger als eine Minute sind. TikTok verspricht, dass die Sichtbarkeit dieser längeren, horizontalen Videos innerhalb von 72 Stunden nach ihrer Veröffentlichung erhöhen werde.
Der Trend zu längeren Videos auf TikTok ist schon seit einiger Zeit zu beobachten. Die Plattform hat Videos mit einer Länge von bis zu 30 Minuten getestet, was im krassen Gegensatz zu den kurzen, schnell scrollbaren Inhalten steht, für die TikTok ursprünglich bekannt war. Dies kommt nach der Ausweitung auf 15-minütige Videos und nähert sich damit der typischen Länge von YouTube-Inhalten an, die oft länger als 10 Minuten sind, insbesondere zu Monetarisierungszwecken.
Zusätzlich zu diesen Änderungen des Videoformats und der Videolänge erforscht TikTok auch neue Monetarisierungsstrategien. Mit der Funktion „Serien“ können Schöpfer Sammlungen von Videos von bis zu 20 Minuten Länge für ihre Abonnenten zusammenstellen, die für den Zugang zu diesen Inhalten bezahlen. Dabei können die Schöpfer ihre Preise frei festlegen, die von 1 bis 190 Dollar reichen.
Diese Entwicklung in der Inhaltsstrategie von TikTok deutet darauf hin, dass man versucht YouTube etwas die „Butter vom Brot“ zu nehmen, um noch mehr Kreative zu TikTok zu lotsen und diese zu überreden ihr YouTube-Material für TikTok umzuwandeln. Das kennt man ja auch anders herum. Streamer die beispielsweise auf Twitch streamen posten ihr Material später auch bei YouTube, um höhere Einnahmen zu generieren. Aber: Während YouTube, und insbesondere YouTube Shorts, lukrativere Vergütungen für Kreative anbietet, werden die Überschneidungen bei den Inhaltsstilen und -strategien immer deutlicher.
Gleichzeitig hat YouTube Funktionen zur Nachahmung des TikTok-Erlebnisses eingeführt, was eine gegenseitige Beeinflussung zwischen den beiden Plattformen zeigt. Diese Konvergenz der Stile und Strategien deutet auf eine Verschmelzung von Kurz- und Langform-Inhalten in der Social-Media-Landschaft hin.